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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ab. Als er schließlich stehen bleibt, sind die Angreifer nur noch hundert Ellen von ihm entfernt und kommen rasch näher. Er zieht die Feuerlanze aus dem Halter und zielt auf den linken Reiter.
    Mit einem Zischen trifft der rötlich weiße Chaos-Blitz den Barbaren in Brusthöhe.
    Ein zweites Zischen trifft die rechte Schulter und den Kopf des anderen Angreifers.
    Die zwei Pferde verlangsamen das Tempo zum Schritt, als würden sie von den leblosen Figuren, die zusammengesunken im Sattel sitzen, behindert.
    »… Ordnungsverdammt!«
    »… habe noch nie einen Offizier so etwas tun sehen …«
    Lorn hört die Stimmen, aber er hält die Lanze noch einige Augenblicke im Anschlag, bevor er sie sichert und die Waffe zurück in den Köcher steckt. Der beißende, metallische Geruch des Chaos brennt noch für einen Moment in der Nase, dann wird er von einem kalten Windstoß weggetragen. Langsam nimmt Lorn die Stute herum, Nytral und die restliche Einheit bleiben stehen. »Schick jemanden hin, der die Pferde einsammelt.«
    »Äh … ja, Ser.« Der Haupttruppenführer gibt ein Zeichen. »Holt die Pferde!«
    »Ja, Ser.«
    Nytrals Gesicht ist steif, fast blass, als er sich dem Unteroffizier zuwendet. »Ser … das waren gut hundert Ellen.«
    »Eher siebzig.« Lorn weiß, dass sein Lächeln etwas gequält wirkt, er weiß auch, er hätte warten sollen, bis die Angreifer näher gekommen wären. »Hab wohl Glück gehabt.«
    »… so ein Glück hat man nur einmal … nicht ein zweites Mal …«
    Nytrals Blick wandert zu dem Lanzenkämpfer, der die Stimme erhoben hat, und alle acht Soldaten machen den Mund zu. Zwei Soldaten führen die reiterlosen Pferde herbei.
    Lorn blickt nach Nordosten, wo das Zischen der Feuerlanzen nun verstummt ist, dann zu Nytral. »Lass uns nachsehen, wie es Dubrez und Shofirg ergangen ist.«
    »Folgt dem Unteroffizier!«, befiehlt Nytral.
    Lorn lässt die Stute im Schritt auf der südlichen Seite des Weihers entlanggehen.
    Dubrez und seine Einheit haben sich am Nordostende des mit Eis überzogenen Weihers aufgestellt. Shofirg hat sich mit seiner halben Einheit bereits zu Dubrez’ Truppe gesellt und verneigt den Kopf vor Lorn, als sich der Unteroffizier nähert. Lorn erwidert die Geste. Nachdem sie die toten Barbaren durchsucht haben, springen auch die letzten Lanzenkämpfer schnell wieder auf ihre Pferde, ohne in Lorns Richtung zu blicken.
    Ein Sattel bleibt leer – zwei Lanzenkämpfer schnüren einen Kameraden gerade darauf fest. Zwei andere Soldaten binden sieben Pferde hintereinander, so gut es geht. Zwei Pferde konnten in Richtung Norden türmen, der Dampf ihres Atems hebt sich vom Braun der Hügel ab.
    »Haben sie alle niedergemacht, Ser. Sie haben gekämpft wie Schwarze Engel, aber es hat ihnen nichts genutzt.« Dubrez zeigt auf die Tiere. »Haben auch noch ein paar Pferde ergattert. Taugen vielleicht als Zugpferde oder für den Abdecker.«
    »Ich nehme an, das wird der Sub-Major entscheiden«, meint Lorn. »Du hast deine Sache sehr gut gemacht.«
    »Das ist schließlich unsere Aufgabe, Ser.« Dubrez hält inne. »Kamen in Eure Richtung auch welche, Ser?«
    »Nur zwei«, antwortet Lorn. »Wir konnten sie aufhalten, aber du und deine Männer, ihr habt die meiste Arbeit erledigt.« Er zeigt nach Südwesten. »Lasst uns zu der Siedlung zurückreiten. Dort werden wir zur Dritten Kompanie stoßen.«
    »Ja, Ser.«
    »In Viererreihen aufstellen!«, befiehlt Nytral.
    »Viererkolonne!«, rufen Shofirg und Dubrez ihren Männern lauthals zu.
    Eine Zeit lang hört man nur den schweren Atem der Pferde und die Hufschläge auf dem gefrorenen Boden.
    »Verhalten sich die Barbaren im Winter immer so?«, fragt Lorn.
    »So ziemlich, Ser«, gibt Nytral zur Antwort. »Sie laufen weg, wenn sie können, und kämpfen nur, wenn es gar nicht mehr anders geht. Im Frühling und Sommer kämpfen sie immer, da laufen sie nie weg.«
    Lorn nickt. Seine Augen durchsuchen das Gebiet im Westen, aber die leichte Erhöhung hinter der Siedlung versperrt den Blick auf die Fünfte Kompanie; kein Blitz ist mehr zu sehen, der auf den Gebrauch von Feuerlanzen schließen lässt.
    Während die Kompanie weiter nach Westen reitet, am Damm und am Ende des Viehweihers entlang – wenn es denn einer ist – betrachtet Lorn die Gebäude des kleinen Anwesens etwas genauer. Die Tür des Wohnhauses hängt schief in nur noch einer Angel aus Eisenband, eine tote Gestalt in Grau liegt daneben. Lorn kann nicht sehen, ob es sich bei der Leiche um einen Mann

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