Sturm der Barbaren
mit den Armen in der Luft herum, wahrscheinlich hat er Lorns Lanzenkämpferkompanie entdeckt. Das veranlasst die anderen Räuber jedoch nicht dazu, von ihren Schreckenstaten abzulassen. Plötzlich schrillt ein weiterer Schrei durch die kalte Luft.
»Diese Bastarde. Einer wie der andere …«, murmelt Nytral.
»Sie wissen, dass wir sie nicht so schnell erreichen können.« Lorn hält Ausschau nach Zandrey, doch er kann die Dritte Kompanie nirgends ausmachen. Ist das dort unten eine Brücke … oder eine weitere Meute von Räubern? Oder will Zandrey bei diesem Angriff Lorn den Vortritt lassen?
Als der letzte Mann der Fünften Kompanie den Fuß des Hügels erreicht und endlich Gefechtsstellung eingenommen hat, kann der Vorstoß beginnen. Doch da springen die Barbaren plötzlich auf ihre Pferde und flüchten Richtung Westen – fort von Lorn.
»Sie hauen ab!«, ertönt ein Schrei von hinten.
»Wartet ab«, erwidert Nytral. »In Gefechtsstellung bleiben!«
»In Gefechtsstellung bleiben!«, befiehlt auch Lorn.
Als die Fünfte Kompanie eine flache Stelle braunen Grases erreicht, vielleicht fünfhundert Ellen südlich vom Mittelpunkt des Weihers entfernt, zucken eine Reihe von Blitzen durch den westlichen Himmel – Blitze von Feuerlanzen.
Lorn verkneift sich ein Stirnrunzeln. Hat Zandrey die ganze Zeit hinter der niedrigen Erhebung gewartet – und damit zugelassen, dass die Siedler gefoltert und getötet werden –, bis Lorn die Angreifer in einen Hinterhalt lockt?
»Die Dritte Kompanie hat sie erwischt!«
»Gefechtsstellung beibehalten!«, befiehlt Nytral erneut.
Als die Spiegellanzenkämpfer sich der Ansiedlung nähern, betrachtet Lorn den Boden. Ihm fällt auf, wie nahe der Erddamm, der das Wasser des seichten Weihers zurückhält, das nördliche Ende des Weihers und die steilen Hügel zusammenliegen, die das nördliche Ende des Tals markieren.
Die Feuerlanzen der Dritten Kompanie schießen erneut und inmitten der Blitze ertönt das Wiehern von Pferden.
Mindestens zehn der Barbaren reißen die Pferde herum und nehmen Reißaus vor Zandreys Feuerlanzen, sie flüchten Richtung Nordosten, als wollten sie den schmalen Weiher einkreisen, der sich fast eine halbe Meile nach Norden erstreckt, und das, obwohl er nur von einem vier Ellen hohen Damm erzeugt wird.
Lorn sieht, wohin die Barbaren reiten, und dann den Weiher. Er weiß sofort, was er zu tun hat, so genau, dass er die Befehle fast schwerfällig und langsam ausspricht. »Dubrez! Nimm deine Einheit und reite um den Weiher herum! Auf die andere Seite!«
»Ja, Ser.« Dubrez lächelt, das erste Lächeln, das Lorn auf dem Gesicht des mürrischen Veteranen ausmachen kann.
»Wir nehmen die gegenüberhegende Seite, falls sie es sich anders überlegen sollten«, ruft Lorn seinem Haupttruppenführer Nytral zu.
»Am besten schicken wir ihnen einen halben Zug am diesseitigen Ufer des Weihers entgegen«, schlägt Nytral vor.
»Ist es seicht genug?«
»Ja, Ser.«
»Dann los!«
»Shofirg!«, bellt Nytral. »Nimm einen halben Zug mit auf diese Seite des Weihers, hinauf Richtung Norden.«
»Ja, Ser.«
»Wir übernehmen den Rest des Ufers.«
Lorn, Nytral und der verbliebene halbe Zug aus Shofirgs Einheit traben zügig am südlichen und westlichen Ufer des Weihers entlang. Sie nähern sich der Ansiedlung und reiten auf das Gewühl zu, das nun Zandreys gesamte Kompanie und alle Angreifer bis auf die fünf bereits geflüchteten zu umfassen scheint.
Plötzlich reißen noch zwei Barbaren in Lederkleidung ihre Pferde herum und flüchten vor dem Kampf; sie galoppieren nach Osten zum Weiher und damit Lorn und der halben Einheit, die hinter ihm reitet, entgegen. Als die zwei der kleinen Einheit gewahr werden, halten sie auf Lorn zu, sie wollen anscheinend zwischen den Lanzenreitern und dem gefrorenen Weiher hindurchreiten.
Lorn lenkt die Stute in Richtung Norden und fällt in einen schnellen Galopp; er weiß, dass Nytral und die anderen zehn Reiter zurückfallen werden.
Im wilden Galopp lehnen sich die zwei Barbaren in ihren Sätteln weit nach vorn. Selbst während sie ihre Pferde auf das südliche Ufer des Weihers zupeitschen, finden sie noch die Zeit, die langen Klingen zu ziehen, die glänzen wie der Ordnungs-Tod selbst. Lorn lehnt sich ebenfalls nach vorn und lässt die Zügel schießen.
Beide Barbaren zügeln zuerst ihre Pferde. Als sie jedoch den einzelnen Lanzenkämpferoffizier erblicken, jagen sie Lorn entgegen.
Mit einem kalten Lächeln bremst Lorn die Stute
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