Sturm der Herzen
konnte, wie wir es mit allen ihren anderen Sachen getan haben. Whitley hat ihn bei seinem dauernden Herumschnüffeln dann gefunden.«
Marcus nickte. »Das würde Sinn ergeben.« Er schaute sie an. »Wirst du mich je sehen lassen, was sich in dem Anhänger befindet?«
Sie wurde rot. »Natürlich! Soll ich ihn dir holen?«
»Ja.«
Isabel krabbelte von seinem Schoß und ging, gefolgt von Marcus, eilig in ihr Schlafzimmer. Vor einem zierlichen Schreibtisch, den sie aus Manning Court mitgebracht hatte, blieb sie stehen. Sie öffnete eine der Schubladen, zog sie ganz heraus und griff dann in die entstandene Öffnung, bis sie die Feder fand, die das Geheimfach öffnete. Dann fasste sie hinein, tastete nach dem Anhänger und holte ihn heraus.
Sie sah Marcus an, sagte: »Ich habe daran gedacht, ihn einfach in meine Schmuckkassette zu legen und Lord Manning zur sicheren Aufbewahrung zu geben, aber ich hatte Sorge …« Sie zuckte hilflos die Achseln. »Dies hier war der sicherste Platz, der mir als Versteck eingefallen ist.«
Damit reichte sie ihm den Anhänger, und einen Augenblick hielt Marcus ihn einfach nur in der Hand, betrachtete das Muster. Isabel hatte recht. Wenn man genau genug hinsah und wusste, wonach man suchen musste, konnte man die verschlungenen Buchstaben R. und H. erkennen. Mit einem Fingerschnippen öffnete er den Deckel. Auf jeder Seite des Medaillons war ein wunderschön gemaltes Miniaturporträt; eines zeigte einen Mann, das andere eine Frau. Hugh Manning erkannte er sogleich. Die Frau, nahm er an, war Roseanne Halford.
Er blickte Isabel an. »Hugh und Roseanne?«
»Ja, Hugh hatte die Porträts in Auftrag gegeben und das Medaillon gekauft, ehe Roseannes Vater seinen Antrag zurückwies. Es sollte sein Verlobungsgeschenk an Roseanne sein. Als ihr Vater seinen Antrag abgelehnt hatte, hat Hugh ihr trotz allem den Anhänger gegeben, er hoffte wohl, dass …« Sie seufzte. »Ich weiß nicht, was genau er hoffte, aber er hat ihn ihr gegeben, ehe er nach Manning Court zurückfuhr, um sich auf die Rückreise nach Indien vorzubereiten.«
Marcus betrachtete das Bild, er fand, dass Roseanne ein hübsches Mädchen gewesen war, und er verstand, weshalb Fremde sie mit Isabel verwechseln konnten. Wie Isabel hatte Roseanne rotes Haar; es war nicht das leuchtende Rot von Isabels glänzenden Locken, sondern ein hellerer Kastanienbraunton. Jemand, der beide Frauen kannte, würde schwerlich die eine für die andere halten, aber sie wiesen genug Ähnlichkeit auf, um weniger gute Bekannte zu narren. Roseannes Augen waren blau, und ihren Zügen fehlte Isabels Lebhaftigkeit, aber einem flüchtigen Bekannten würde man eine Verwechslung verzeihen. Marcus lächelte. Natürlich war er vermutlich befangen - nie, nicht in einer Million Jahren hätte er je Isabel mit Roseanne verwechselt.
Er schaute Isabel an und fragte: »Hatte sie eine ähnliche Figur wie du?«
Isabel nickte. »Vielleicht einen Zoll oder zwei größer als ich, aber das fiel nicht auf, wenn wir nicht nebeneinander standen.« Zögernd gestand sie: »Roseanne war allerdings … etwas stärker gerundet.«
Marcus kam zu ihr, hob ihr Kinn an und erklärte heiser: »Meine Süße, du bist rund genug, um jedem Mann zu gefallen.« Er beugte sich vor und küsste sie flüchtig auf die Lippen. »Deine … äh, Rundungen gefallen mir außerordentlich.«
Isabel wurde rot, aber eher vor Freude als vor Verlegenheit. »D-danke.«
Marcus lachte und zog sie in seine Arme. »Nein, danke nicht mir. Du hast einen entzückenden Körper, und Bilder von dir, nackt in meinem Bett, verfolgen mich seit Tagen.«
Isabel hätte es vorgezogen, diese höchst erfreuliche Unterhaltung fortzusetzen, aber das Medaillon und was Marcus damit vorhatte, lenkte sie ab. Sie machte einen Schritt von ihm weg und erkundigte sich: »Nachdem du den Anhänger gesehen hast und was darin ist, was, schlägst du vor, sollen wir damit tun?«
Er hätte es ebenfalls vorgezogen, weiter bei ihren Reizen zu verweilen und deren Wirkung auf ihn - dies war schließlich ihre Hochzeitsnacht -, aber die Existenz des Medaillons und was es bedeutete, vertrieb alle Gedanken an eine Neuauflage des Liebesaktes mit seiner Braut aus seinem Kopf.
Mit zusammengezogenen Brauen starrte Marcus auf den Anhänger in seiner Hand. »Dieses Medaillon beweist nichts, außer dass Hugh vor seiner Ehe mit dir Gefühle für Roseanne gehegt hat. Aber wenn es in falsche Hände gerät, kann es doch hässliche Gerüchte zur Folge haben und
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