Sturm der Herzen
und legte sie in den Kamin. »Die Hitze der Flammen wird es nicht völlig zerstören, aber das Feuer wird die Initialen unkenntlich machen.«
Sie hob den Blick und schaute ihn an. »Danke«, sagte sie leise. »Ich wusste, dass das getan werden muss, aber ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden.«
Er zog sie an sich und lächelte sie an. »Edmunds ganzes Leben hängt davon ab, dass das Medaillon zerstört wird; irgendwann hättest du es getan, keine Frage.«
Sie lehnte sich an ihn, genoss seine Kraft und Größe. »Aber jetzt ist er sicher, nicht wahr?«
»Ja, das ist er«, antwortete Marcus. Und er wird noch sicherer sein , überlegte er, wenn Whitley nicht länger am Leben ist.
14
A ls Isabel am nächsten Morgen erwachte, war sie erstaunt, dass sie allein in ihrem Bett lag. Sie schaute zu dem seidenen Betthimmel über sich und musste daran denken, was später geschehen war, nachdem der Anhänger und die Porträts ein Raub der Flammen geworden waren. Unweigerlich wurde sie über und über rot.
Mit lebhafter Klarheit erinnerte sie sich daran, wie Marcus sie auf die Arme gehoben hatte und zu seinem Bett getragen hatte. Ein Lächeln auf den Lippen, das ihr Herz schneller klopfen ließ und ihren Unterleib mit Hitze füllte, während er sie darauf legte und leise erklärte: »Und dieses Mal, meine Süße, werde ich dich so lieben, wie ich es beim ersten Mal hätte tun sollen.« Genau das hatte er dann auch getan.
Die Röte vertiefte sich, als die Erinnerungen an die vergangene Nacht wach wurden. Seine Berührung, seine Küsse waren erschreckend weich und verführerisch gewesen, und als er sich schließlich mit ihr vereinte, hatte sie sich verzweifelt danach gesehnt, wusste nicht mehr ein noch aus vor Verlangen. Wenn das erste Mal schon wundervoll gewesen war, dachte sie mit einem befriedigten Lächeln, dann war das zweite Mal einfach … einfach himmlisch gewesen.
Die Ehe mit Marcus war alles, was sie sich je erträumt hatte. Sie hatte furchtbare Angst vor seiner Reaktion gehabt, wenn er entdeckte, dass sie noch Jungfrau war, und wegen der Lügen, die dadurch entlarvt wurden, aber sie hätte wissen müssen, dass Marcus sie nicht im Stich lassen würde. Sie setzte sich auf, und ihre Augen weiteten sich. Warum hatte sie das eigentlich nicht schon längst erkannt? Er hatte sie nie im Stich gelassen, selbst wenn sie furchtbar wütend auf ihn gewesen war, hatte sie tief innerlich gewusst, dass sein Tun immer darauf abgezielt hatte, sie zu schützen, ob sie nun sein schwer zu zügelndes Mündel war oder eine ärgerliche Nachbarin. Ihr Puls machte einen Satz, und sie fragte sich … Konnte es sein, dass er sie liebte? Liebte er sie, wie ein Mann eine Frau liebt? Waren seine Gefühle stärker und machtvoller, als sie immer geglaubt hatte? War das, was er für sie empfand, mehr als Pflichtgefühl und Freundschaft?
Sie setzte sich aufrecht hin, starrte vor sich hin, ohne etwas zu erkennen, ihre Gedanken waren ein wildes Durcheinander. Sie hatte nie daran gezweifelt, dass er sie mochte, aber sie war in ihrer Unerfahrenheit am Ende für die Möglichkeit blind gewesen, dass sich hinter seiner Fürsorge für sie etwas anderes verbergen könnte. Als Whitley sie an jenem Morgen auf dem Weg belästigt hatte, war er mit seiner überraschenden Erklärung ihrer Verlobung dazwischengegangen. Und als sie verzweifelt wissen musste, was Whitley gegen sie in der Hand hatte, hatte er ihr den Anhänger besorgt. Noch wichtiger und verräterischer war, dass er letzte Nacht, als er die Wahrheit über ihre und Hughs Ehe und Edmunds Eltern herausgefunden hatte, keinen Moment gezögert hatte, sondern ihr gleich zu Hilfe gekommen war, die Wahrheit zu vertuschen. Sie hatte in Angst und Sorge vor der Hochzeitsnacht gelebt, hatte befürchtet, nachdem Marcus erfahren hatte, was sich an den schicksalhaften Tagen in Indien ereignet hatte, könnte damit Edmunds Leben, Lord Mannings Freude und ihr eigener Ruf ruiniert sein. Sie runzelte die Stirn. Warum war ihr je ein so hirnrissiger Gedanke gekommen? Warum hatte sie auch nur für einen winzigen Augenblick erwogen, dass Marcus sie verraten würde? Hatte er das je getan? Natürlich, musste sie einräumen, wollte er vielleicht auch nur seinen eigenen Ruf schützen, aber konnte man sein Verhalten nicht auch als das eines Mannes ansehen, der mehr als freundschaftliche Zuneigung für eine gewisse Frau empfand? Sprach sein Tun nicht viel mehr für einen Mann, dem sehr an ihr lag, der vielleicht sogar
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