Sturm der Herzen
bemerkenswert weit fortgeschritten.
Nach einer herzlichen Umarmung und einem Kuss auf Claras rosenduftende Wange nahm Isabel auf einem Stuhl neben ihnen Platz.
»Hättest du gerne etwas Tee, meine Liebe?«, erkundigte sich Clara. »Ich kann nach Deering läuten. Der hier ist leider, fürchte ich, bereits kalt.«
Isabel schüttelte den Kopf. »Nein, danke.« Sie schaute von einem lächelnden Gesicht zum anderen und erklärte: »Ich habe den Eindruck, als ginge es euch ebenfalls ausgezeichnet.«
Lord Manning legte seine Hand auf Claras und sagte: »Stimmt. Wir haben beschlossen, dass meine Krankheit im Grunde genommen ein Glücksfall war. Ohne sie würdest du dich immer noch wegen des Hochzeitsdatums zieren, während Clara und ich uns in Sehnsucht verzehren.« Er zog die buschigen Brauen hoch und wollte wissen: »Hast du mir verziehen, dass ich dich zum Altar gehetzt habe?«
»Da gibt es nichts zu verzeihen«, stellte Isabel wahrheitsgemäß fest. »Aber wenn du nächstes Mal möchtest, dass ich etwas Bestimmtes tue, könntest du dich da für weniger dramatische Maßnahmen entscheiden?«
Lord Manning lachte schallend. »Mir fehlt deine spitze Zunge und natürlich Edmunds Lebhaftigkeit.« Er sandte Clara einen entschuldigenden Blick und fügte rasch hinzu: »Nicht, dass Clara und ich nicht mit der Gesellschaft des anderen völlig zufrieden und glücklich wären.«
»Das stimmt natürlich«, sagte Clara mit einem liebevollen Lächeln, »aber es wird ganz herrlich, wenn Edmund zurückkehrt und für ein wenig Trubel sorgt.« Sie blickte zu Isabel, und in ihren Augen stand ein übermütiges Funkeln. »Zu viel Ruhe und Frieden werden uns nur vorzeitig altern lassen. Edmunds Anwesenheit wird uns auf Trab halten … Und dann bin ich sicher, dass ihr beide, du und Marcus, uns sicher noch weitere Enkelkinder präsentieren werdet, was, meine Liebe?«
Einen Augenblick war Isabels Kopf wie leergefegt. Angesichts dessen, was in letzter Zeit los gewesen war, hatte sie nicht weiter an Kinder gedacht. Himmel, um diese Zeit nächstes Jahr, erkannte sie aufgeregt, könnte sie ihr eigenes Kind im Arm halten, ihr und Marcus’ Baby. Freude blühte in ihr auf und sie rief: »Oh, das hoffe ich sehr.«
Es war schon Nachmittag, als Isabel schließlich von Manning Court wieder aufbrach und nach Sherbrook ritt, dabei wählte sie den Weg, den sie vorhin schon genommen hatte. Sie hatte nicht so lange bleiben wollen, aber die beiden älteren Leute hatten sie gebeten, ihnen bei einem leichten Mittagsimbiss im Freien Gesellschaft zu leisten, und das hatte sie ihnen nicht abschlagen können. Sie hatte es nicht eilig, Sherbrook Hall zu erreichen, sie genoss einfach das schöne Wetter, den warmen Nachmittag und sann darüber nach, welch wundersame Wendung ihr Leben genommen hatte.
Das Geheimnis, das Edmunds Geburt umgab, war sicher, und wenn sie Marcus nicht schon vorher geliebt hätte, hätte er ihr Herz mit der Tatsache gewonnen, dass er sofort ihr Verbündeter dabei geworden war, Edmunds Zukunft zu sichern. Die Last, die sie jahrelang mit sich herumgetragen hatte, war von ihren Schultern gehoben, und mit einem leisen Lächeln dachte sie, auch ihre lästige Jungfräulichkeit war kein Thema mehr. Marcus war … oh, einfach himmlisch darin, Probleme zu lösen.
Claras Erwähnung von Kindern ging ihr durch den Kopf; in Gedanken war sie so mit diesen Kindern befasst, die sie vielleicht eines Tages bekommen würde, dass sie gar nichts mehr von ihrer Umwelt mitbekam. Ihre Stute aber war aufmerksamer und blieb mit einem Mal mitten auf dem engen Weg stehen, sie schnaubte warnend.
Unsanft aus ihren Tagträumen um kleine grauäugige und schwarzhaarige Jungen und Mädchen gerissen, reagierte sie zu langsam, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, bedrängten die Reiter sie schon. Sie hatte die beiden nur flüchtig gesehen, die unteren Hälften ihrer Gesichter hatten sie unter Tüchern verborgen, während sie sich von rechts und links auf sie stürzten und ihr eine schwere dunkle Decke über den Kopf warfen. Dann wurde sie von einem von ihnen von ihrem Pferd gehoben.
Eher wütend als verängstigt wehrte sie sich und versuchte zu entkommen. »Lassen Sie mich sofort los, Sie Schurke!«, verlangte sie. Ihre Stellung, bäuchlings vor dem Mann auf dem Pferd, machte es ihr praktisch unmöglich, sich zu befreien. Ihre Arme waren in der Decke verheddert, und ihr Kopf hing auf der einen Seite des Pferdes nach unten, ihre Füße auf der anderen, sodass sie keinen
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