Sturm der Herzen
Isabel, und er lächelte, während er sein Pferd in die lange Auffahrt lenkte, die zu Sherbrook Hall führte. Als er sich den Ställen näherte, verblasste sein Lächeln, sobald er die Dienstboten bemerkte, die sich dort um die kleine kastanienbraune Stute drängten, die Isabel bevorzugte. Ein hässlich eisiger Klumpen bildete sich in seinem Magen, und seine Miene versteinerte sich, während er näher ritt.
Beim Klang der Hufe seines Pferdes auf dem Kopfsteinpflaster drehten sich alle um und eilten ihm entgegen. Der Klumpen ballte sich fester zusammen, als er sah, dass Thompson und Mrs Brown, die Haushälterin, unter den Versammelten waren.
Er saß ab und schaute Thompson fragend an. »Was ist los?«
Thompson holte tief Luft und erklärte: »Es geht um Madam, Sir. Ihr Pferd ist vor einer Weile ohne sie heimgekommen. Es wurde sofort Alarm gegeben, und wir haben Leute ausgesandt, nach ihr zu suchen, aber bislang ist keine Spur von ihr zu entdecken gewesen.«
»Wissen Sie, wohin sie wollte, als sie aufgebrochen ist?«, fragte Marcus, der selbst erstaunt war, wie ruhig seine Stimme klang, obwohl er innerlich kaum zu einem klaren Gedanken in der Lage war.
Thompson nickte. »Ja, Sir. Als sie heute Morgen weggeritten ist, wollte sie zu Lord und Lady Manning, um ihnen einen Besuch abzustatten.« Er räusperte sich. »Ich habe mir die Freiheit herausgenommen, Sir, George mit einer Nachricht für Deering nach Manning Court zu schicken. Ich weiß, dass Sie nicht wollten, dass die alten Herrschaften beunruhigt werden, aber Deering weiß, wann er etwas für sich behalten sollte. George hat eine Antwort von Deering gebracht: Mrs Sherbrook ritt gegen zwei Uhr mittags zurück.«
Marcus schaute auf seine Taschenuhr. Es war gleich sechs Uhr. »Wann wurde das Pferd entdeckt?«
»Vor etwas mehr als einer Stunde, Sir. Alle haben seitdem nach ihr gesucht. Mehrere Stallburschen haben jeden Weg zwischen hier und Manning Court durchkämmt. Sogar am See haben sie nachgesehen, aber es gibt keine Spur von ihr. Nur das Pferd.«
Was ihm herzlich wenig verriet, dachte Marcus wild. Was auch immer Isabel zugestoßen war, es konnte etwas mehr als eine Stunde her sein oder innerhalb der ersten paar Minuten nach ihrem Aufbruch von Manning Court heute Nachmittag geschehen sein. Er drängte die schiere Panik zurück, die ihn zu überwältigen drohte, und erklärte: »Wo sind sie? Ich möchte mit ihnen sprechen.«
Binnen weniger Minuten war Marcus von vielleicht einem halben Dutzend Männer umringt, die Hälfte davon noch sehr jung. Aber ihr Alter war egal, ihre Mienen verrieten alle dieselbe Sorge. Selbst Fassung zu bewahren und äußerlich gelassen zu bleiben war nicht einfach, aber es gelang Marcus. Das Letzte, was seine Leute jetzt gebrauchen konnten, war, dass er selbst in Panik geriet.
Seine Befragung der Stallburschen brachte nichts Neues zu Tage, sodass er sie schließlich wieder an ihre Arbeit schickte. Ein junger Mann jedoch blieb da, und Marcus schaute ihn an. »Ellard, nicht wahr?«, fragte er. Als der Junge schüchtern nickte, erkundigte er sich: »Du möchtest noch etwas sagen?«
Der Junge, denn mehr war er nicht, nickte und sagte halblaut: »Bitte um Verzeihung, Sir, aber da ist eine Stelle auf dem Hauptweg nach Manning Court, wo es mir so aussah, als ob Madam dort überfallen worden sein könnte. Die Spuren sind ganz frisch, nicht mehr als ein paar Stunden alt.«
»Zeig es mir.«
Einen Augenblick später saßen Marcus und der Stallbursche auf ihren Pferden und galoppierten davon. Mehrere Minuten später zügelte Ellard sein Tier und bedeutete Marcus, ihm zu folgen, er lenkte sein Pferd an den Wegesrand. Sie ritten eine Weile schweigend weiter, das einzige Geräusch war der dumpfe Hufschlag auf dem weichen Boden, bis Ellard aufgeregt erklärte: »Dort, Sir. Sehen Sie! Die eine Spur führt nach Sherbrook Hall, sie stammt vermutlich von Madams Stute, aber die anderen beiden Tiere sind durch den Wald geritten.«
Marcus konnte nicht von sich behaupten, ein guter Spurenleser zu sein, aber er hatte genug Wild gejagt, sodass er nur eine Sekunde benötigte, die Spuren zu entdecken, auf die Ellard zeigte. Er saß ab und betrachtete sorgfältig den Boden. Die weitere Suche brachte ihn zu einer Stelle, wo zwei Pferde gewartet hatten, je eines im Unterholz auf jeder Seite des Weges. Auch diese Spuren waren höchstens ein paar Stunden alt, und es schien, als hätte Ellard recht. Zwei Reiter hatten Isabel bei ihrem Ritt zurück nach
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