Sturm der Herzen
erreichen.
Wenn man Whitley Glauben schenken konnte, lag der Schlüssel zur Lösung seines Problems irgendwo hier, auf den ausgedehnten Sherbrook-Besitzungen. Alles, was er tun musste, überlegte er mit einer Grimasse, war, es zu finden. Er konnte nur einen sicheren Weg sehen, das zu erreichen, rasch und mit so wenig Gewalt wie nur möglich. Er seufzte. Es wäre nicht schön, und es gefiel ihm überhaupt nicht, aber wenn ihm in den nächsten Stunden nichts anderes einfiel, blieb ihm nicht viel anderes übrig.
Er schüttelte angewidert den Kopf. Himmel! Manchmal war er wirklich ein Bastard.
16
I sabel erwachte am nächsten Morgen in Marcus’ Bett. Sie reckte sich genüsslich und fühlte sich zu ihrem Entzücken wie jemand, der gründlich geliebt worden war. Was schließlich auch den Tatsachen entsprach. Lächelnd schaute sie zu dem seidenen Betthimmel auf, dachte an die vergangene Nacht und all die herrlichen Dinge, die sie über ihren eigenen Körper und den ihres Mannes erfahren hatte. Die Ehe war einfach wunderbar, entschied sie.
Obwohl es noch früh am Tag war, drang schwaches Licht durch die schweren Vorhänge vor den Fenstern. Ehe er vor ein paar Minuten gegangen war, erinnerte sie sich vage, hatte Marcus ihr einen zarten Kuss auf die Schulter gehaucht und etwas davon gesagt, dass er eine Verabredung mit seinem Verwalter habe, um die Pachthöfe und Ländereien abzureiten. Vor dem späten Nachmittag wäre er nicht wieder hier.
Gähnend setzte sie sich auf und schaute sich nach ihren Kleidern um. Sie entdeckte ihr Nachthemd neben dem Bett auf dem Boden und den Morgenrock über einem Stuhl ein Stück entfernt und musste erneut lächeln. Sie dachte daran, wie ungeduldig Marcus sie gestern von ihren Kleidungsstücken befreit hatte und was er danach mit ihr angestellt hatte. Bei der Erinnerung durchlief sie ein köstlicher Schauer.
Sie verließ das Bett, badete kurz, zog sich an, und nachdem sie ein Frühstück aus Toastbrot und Tee zu sich genommen hatte, eilte sie durch das Foyer und durch die massiven Türen des Hauses ins Freie. Ein Lächeln ließ ihr Gesicht aufleuchten, als sie in den Maiensonnenschein trat, und sie war glücklicher, als sie es je für möglich gehalten hatte. Rasch sagte sie Thompson, was sie vorhatte, dann lief sie beschwingt zum Stall.
Da Marcus unterwegs war und die Umbaumaßnahmen noch nicht begonnen worden waren, entschied sie, ein Besuch bei ihrem ehemaligen Schwiegervater und seiner Frischangetrauten sei nicht verkehrt. Während der paar Tage, die sie auf Sherbrook verbracht hatte, war sie zwar mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, wie beispielsweise Marcus’ Liebesspiel, aber Lord Mannings Genesung war nie ganz in den Hintergrund geraten. Heute war jedenfalls der perfekte Tag dafür, auf Manning Court vorbeizuschauen und sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, wie es dem alten Baron ging.
Während sie die breiten Gänge zwischen den Pferdeboxen im Stall entlangging, war da doch, trotz all der schönen und erfreulichen Entwicklungen in ihrem Leben, eine winzige Wolke an ihrem Horizont. Sie war so klein und, so sagte sie sich fest, nicht wirklich wichtig, dass sie sich Mühe gab, nicht zu sehr darüber zu grübeln oder zuzulassen, dass es ihr die gute Laune verdarb. Und auch wenn sie versuchte, so zu tun, als ob es nicht unabdingbar für ihr Glück war, konnte sie nicht umhin, sich zu fragen, was Marcus für sie empfand. Sie wusste, wie es in ihrem Herzen aussah, wusste schon seit Jahren, dass sie rettungslos in Marcus Sherbrook verliebt war, aber wie war es bei ihm? War es nur bloße Zuneigung, die er für sie empfand, oder liebte er sie, wie eine Frau es von dem Mann verdiente, ja brauchte, der ihr Herz besaß?
Isabel führte ihr Pferd aus dem Stall und lehnte geistesabwesend die Hilfe des Stallburschen ab, der herangeeilt kam. Sie war in Gedanken mit Marcus beschäftigt und damit, ob er sie liebte oder nicht. Rasch sattelte sie ihr Pferd, eine lebhafte, kleine kastanienbraune Stute, und binnen kürzester Zeit ritt sie in Richtung Manning Court.
Die Stute kannte den Weg, sodass Isabel ihre Gedanken schweifen lassen konnte, während das Pferd sie durch den Wald trug, der die Ländereien von Sherbrook Hall und Manning Court trennte. Es war ein herrlicher Morgen, aber Isabel war sich nur am Rande ihrer Umgebung bewusst.
Sie zweifelte nicht daran, dass Marcus sie sehr gerne mochte. Und auch nicht, dass er den Liebesakt mit ihr genoss, aber sie konnte schließlich
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