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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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ihre Sicherheit ging, sehr wohl selbst zum Mord fähig war.
    Er ermahnte sich, dass es noch eine Menge zu tun gab, ehe er an Rache denken konnte, daher machte er sich wieder an die Abschrift. Einige Zeit später riss ihn das Schlagen der Uhr auf dem Kaminsims aus seiner Versunkenheit, und er starrte verwundert auf die Kopie des Dokumentes, die er angefertigt hatte. Für ein ungeübtes Auge sah alles echt genug aus; dem Himmel sei Dank, dass er sich nicht mit Siegeln oder Prägungen herumschlagen musste. Allein die Tatsache, dass es sich um reichlich gewöhnliches Papier handelte, hatte ihm dieses gewagte Spiel überhaupt erst ermöglicht. Was den Inhalt selbst betraf, so hatte irgendein namenloser Schreiber bei den Horse Guards das Original aufgeschrieben, von den Initialen am Ende einmal abgesehen, gab es noch nicht einmal eine Unterschrift zu fälschen. Was nur gut ist , dachte Marcus, da ich mich bis zu diesem Moment noch nie als Fälscher versucht habe . Er verglich die beiden Papiere vor sich kritisch und entschied, dass sein erster Fälschungsversuch - und der Himmel möge dafür sorgen, dass es auch sein letzter blieb - einigermaßen gelungen war. Er würde nicht auffliegen, es sei denn, Whitley hatte den Entführern verraten, was darin stand, doch Whitley selbst war nicht mehr am Leben, um die Fälschung aufzudecken. Es gab vieles, was schiefgehen konnte, aber Marcus weigerte sich, darüber nachzudenken. Er musste Isabel gesund und munter zurückbekommen. Alles andere war einfach undenkbar.
    Im Schutz der Dunkelheit draußen und verborgen von dem Fliederbusch vor dem Fenster verlagerte der Beobachter sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er konnte klar und deutlich das Innere von Marcus’ Arbeitszimmer sehen, und während die Nacht voranschritt, hatten die Kerzen alles wie eine Bühne beleuchtet. Mit großem Interesse hatte er Marcus’ Treiben verfolgt und musste lächeln, als er erkannte, was Marcus da tat.
    Im Haus faltete Marcus das fertige und inzwischen trockene Schriftstück sorgsam zusammen, bis es die Form und die Größe des Originals hatte, er wiederholte das mehrere Male, damit die Knicke nicht zu scharf und neu wirkten und es mehr dem richtigen Memorandum glich. Als er mit seiner Arbeit zufrieden war, steckte er die Fälschung mit den falschen Informationen zurück in die Öltuchhülse und dann wieder in den Mantelsaum.
    Er schob seinen Stuhl zurück, stand mit dem Originaldokument in der Hand auf und ging durch den Raum zur gegenüberliegenden Wand. Er schob ein goldgerahmtes Gemälde von Tempest zur Seite, das er bei George Stubbs vor mehr als zehn Jahren in Auftrag gegeben hatte, kurz nachdem er den Hengst gekauft hatte. Hinter dem Gemälde befand sich ein Safe, den er öffnete und in den er das echte Memorandum legte.
    Er wusste freilich nicht, dass jede seiner Bewegungen beobachtet worden war, und setzte sich ahnungslos wieder auf seinen Stuhl. Obwohl er eine passable Fälschung angefertigt hatte, war er keinesfalls ruhig, noch nicht einmal das Wissen vermochte ihm Trost zu spenden, dass er wenigstens einen Plan hatte, wie er seine Frau retten konnte und gleichzeitig die Feinde Englands in die Irre führen. Seine eiserne Selbstbeherrschung bekam einen Riss, und er barg von Zweifeln beinahe überwältigt sein Gesicht in seinen Händen. Es gab so vieles, was schiefgehen konnte, und er hatte keinen Grund, zu glauben, dass er demjenigen überhaupt trauen konnte, der ihm den Erpresserbrief geschickt hatte.
    Isabel, erkannte er trostlos, konnte längst tot sein. Tief aus seiner Kehle löste sich ein klagender Laut. Er ertrug den Gedanken daran nicht. Ich habe ihr noch nicht einmal gesagt, dass ich sie liebe. Sie musste noch am Leben sein. Anders ging es gar nicht.

    Isabel war noch sehr lebendig, und sie hatte die vergangenen Stunden hin- und hergerissen zwischen maßloser Wut und entsetzlicher Angst verbracht. Sie kämpfte trotzig gegen die Verzweiflung und Furcht, die sie zu überwältigen drohten, aber es war nicht leicht. Ab und zu wurden ihre Verteidigungswälle von einer grässlichen Verzweiflung überflutet - aber nicht auf Dauer. Wut hielt die Angst in Schach, aber sie konnte trotzdem das gelegentliche Aufflammen von Panik nicht ganz verhindern, die in ihr bei dem Gedanken daran aufwallte, was mit ihr geschehen würde, wenn ihre Entführer zurückkehrten. Ebenso entsetzlich war die Möglichkeit, dass ihre Entführer nie zurückkommen würden, um sie freizulassen, und dass sie aus

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