Sturm der Herzen
gekommen«, erklärte sie mit kaum bebender Stimme. »Marcus und ich wollten es eigentlich noch für uns behalten, aber er war so dankbar, dass ich seinen Antrag angenommen habe, dass er alles dem ersten Menschen gesagt hat, dem er begegnet ist.«
Das Eintreten des Butlers rettete sie vor weiteren Erklärungen.
»Champagner!«, befahl Lord Manning voller Freude. »Der beste, den der Keller hergibt. Und sagen Sie der Köchin, sie solle heute Nacht zum Dinner ein Festmahl vorbereiten: Mrs Manning wird Mr Sherbrook heiraten.«
Deering, der Butler, verbeugte sich mit lächelndem Gesicht und sagte: »Gestatten Sie mir, Ihnen zu gratulieren, Madam, und die Bemerkung, dass die Dienerschaft über diese Nachricht sehr erfreut sein wird.«
»Genug jetzt«, unterbrach ihn Lord Manning. »Ich will Champagner. Oh, und bringen Sie mir etwas zum Schreiben. Ich muss Sherbrook für heute Abend zum Dinner einladen.« Sein Lächeln wurde breiter. »Und Mrs Appleton.«
»Ich übernehme das«, warf Isabel rasch ein. Sie stand auf und sagte: »Lasst mich kurz Marcus und Mrs Appleton schreiben. Ich bin dann gleich wieder da und werde mit euch anstoßen.«
So kam es, dass Marcus kurz darauf die hastig verfasste Nachricht seiner Verlobten in Händen hielt. Sie hatte nichts Verliebtes an sich.
Marcus, hatte sie geschrieben, Edmund hat die Nachricht unserer Verlobung heute Nachmittag mit heimgebracht. Er ist Whitley über den Weg gelaufen, der keine Sekunde verschwendet hat und es ihm brühwarm erzählt hat. Mein Schwiegervater ist außer sich vor Freude. Er möchte, dass du heute Abend zum Essen kommst. Ich muss unbedingt vorher mit dir unter vier Augen sprechen. Ich erwarte dich im Rosengarten. Isabel
4
I n der Annahme, dass Isabel nicht wollte, dass jemand von ihrem Treffen erfuhr, ritt Marcus an diesem Abend nicht wie sonst über die Auffahrt zum Haupteingang von Manning Court. Er kannte sich auf Lord Mannings Besitz fast so gut aus wie auf seinem eigenen und näherte sich dem Haus unauffällig von hinten. Er band sein Pferd ganz diskret an einer großen Linde fest, die am Rand der weitläufigen Gartenanlage rund um das Herrenhaus wuchs.
Er trat durch ein schmiedeeisernes Tor in der Steinmauer um den Garten und schlenderte ohne Eile über einen der gekiesten Wege, die sich überall zwischen den sorgfältig gestutzten Büschen und gepflegten Staudenbeeten hindurchwanden. Der Duft von Rosen und Flieder lag schwer in der Luft, und nach einer Wegbiegung kam er zu einer Gartenlaube, um die sich rosa Rosen rankten, die leuchtende Farbe der Blüten untermalt von dem lila Sommerflieder, der zu beiden Seiten daneben wuchs. Eine Steinbank stand darin, und als er näher kam, sprang die kleine Gestalt, die dort gesessen hatte, auf.
»Oh, Gott sei Dank, dass du da bist!«, rief Isabel, die in dem Kleid aus goldbestickter weißer indischer Seide mit hoch angesetzter Taille besonders reizend aussah. Ihr leuchtend rotes Haar war zu Zöpfen geflochten und hochgesteckt worden, wobei ein paar Strähnen ihr ins Gesicht fielen und es ganz bezaubernd umrahmten. Sie trug ein Paar beiger Kamee-Ohrringe und eine Kette mit passendem Anhänger, sonst aber keinen Schmuck.
Marcus stockte bei ihrem Anblick der Atem, und sein Herz, gewöhnlich ein sehr verlässliches Organ, hüpfte wie ein übergeschnappter Frosch in seiner Brust. Er hatte gehofft, dass die unerwartete Wahrnehmung Isabels als begehrenswerte Frau eine einmalige Verirrung gewesen war. Er hatte sich eingeredet, wenn er ihr das nächste Mal gegenüberstünde, wäre er in der Lage, sie nicht mehr als sein ehemaliges, stets nichts als Schwierigkeiten machendes Mündel und mittlerweile Hugh Mannings Witwe zu betrachten. Leider stand nun vor ihm eine Frau, die seinen Puls schneller schlagen ließ und die unanständigsten Bilder durch seinen Sinn sandte.
Ein bestimmter Körperteil schwoll in Vorfreude an; er verfluchte ihn und sich selbst und rang verzweifelt darum, sich unter Kontrolle zu bringen. Aber seine gewohnte Selbstbeherrschung schien ihn völlig im Stich gelassen zu haben, er konnte seinen Blick einfach nicht von ihrer zierlichen Gestalt und ihrem Gesicht losreißen. Seine Reaktion auf sie ließ ihn auf seinen Sohlen zurückwippen, und er begann sich verwundert zu fragen, warum er eigentlich nie zuvor die verführerische Rundung ihres Busens bemerkt hatte, die in dem tiefen Ausschnitt äußerst vorteilhaft zur Geltung kam. Es juckte ihn in den Fingern, und es bedurfte größter Mühe,
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