Sturm der Herzen
und wusste, das letzte Mal, als er einer Frau gegeben worden war, war es mit Liebe und Freude geschehen; das machte ihr das Herz nur noch schwerer. Das hier sollte ein freudiges Ereignis sein, aber der Anblick des Ringes in Marcus’ Hand weckte in ihr nur den Wunsch, in Tränen auszubrechen. Mit ihrer Entscheidung konfrontiert, dass es keine Scheinverlobung wäre, würde Marcus zu seinem Wort stehen und sie heiraten, das wusste sie. Warum also, fragte sie sich betrübt, erfüllte sie die Aussicht mit Verzweiflung?
Sie ignorierte den Kloß in ihrer Kehle und streckte zögernd die Hand aus, erlaubte ihm, ihr den Ring anzustecken. Als sie das Edelmetall auf ihrer Haut spürte, zog sich etwas in ihr zusammen. Warum fühlte es sich so richtig an, obwohl es völlig falsch war? Zu ihrer Überraschung passte der Ring ihr, als sei er für sie gemacht, und sie schaute Marcus erstaunt an.
Er schien ihre Gedanken zu erraten, denn er sagte: »Großmutter war sehr zierlich. Mein Großvater hat sie immer aufgezogen und behauptet, er müsse die Bettdecke ausschütteln, um sie zu finden.« Leiser fügte er hinzu: »Er hat sie ihr ganzes Leben lang geliebt und sie ihn. Sie führten eine lange und glückliche Ehe.«
Ohne den Blick von dem Ring zu nehmen erklärte Isabel: »Danke. Ich werde ihn mein Leben lang schätzen, solange er mir gehört.«
Zu bewegt, um mehr zu sagen, forderte Isabel ihn mit einer Geste auf, ihr in die Laube zu folgen. Dort setzten sie sich beide auf die Steinbank, sie verschränkte die Hände im Schoß und schaute auf den Ring mit dem funkelnden Saphir inmitten von Diamanten, der warm und schwer an ihrem Finger steckte, sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
Marcus beobachtete sie eine Weile, er merkte, dass sie sich Sorgen machte. »Was ist los?«, wollte er schließlich wissen, als er es nicht länger ertrug, sie so unglücklich zu sehen. »Hast du Lord Mannings Reaktion falsch eingeschätzt? Ist er unzufrieden mit der Verlobung?« Er lächelte schwach. »Oder ist es Edmund? Vielleicht mag er mich nicht so sehr, wie du dachtest?«
Isabel schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie leise. »Sie sind beide überglücklich mit der Entwicklung.«
Marcus legte ihr seinen Zeigefinger unters Kinn und hob es leicht an, sodass sie ihn ansehen musste. »Was ist es dann, Liebes? Warum siehst du so aus, als müsstest du den Gang zum Galgen antreten?«
Sie schaute ihm in die Augen. »Ich glaube nicht«, erklärte sie elend, »dass du wirklich alle möglichen Folgen bedacht hast, die es nach sich ziehen würde, als du Whitley erzählt hast, wir seien verlobt.«
Er runzelte die Stirn. »Was meinst du? Bis jetzt ist doch noch nichts geschehen, mit dem wir nicht gerechnet hätten.«
Sie schaute wieder auf den Ring an ihrem Finger und fragte: »Nachdem du meine Nachricht heute Nachmittag erhalten hast, hast du da deiner Mutter geschrieben, um sie über die Verlobung zu unterrichten? Oder deinen Cousins? Deinen Tanten?«
Zwischen seinen Brauen standen immer noch Falten, als er den Kopf schüttelte. »Nein. Mit dem Brief an Mutter wollte ich bis morgen warten.«
»Aber du wirst ihr doch schreiben, oder?«, hakte sie nach, sie blickte ihn immer noch nicht an.
»Natürlich. Sie muss es wissen.« Er schwieg einen Moment und sagte dann nachdenklich: »Wenn ich nicht allen anderen auch schreibe, erfahren es meine Cousins und meine Tanten von meiner Mutter.« Er seufzte und begann eine erste Ahnung von den Problemen zu bekommen, die ihnen bevorstanden. »Vermutlich hatte ich angenommen, wir könnten die Nachricht von der Verlobung begrenzt halten, wobei ich bis gerade eben völlig übersehen habe, wie weit genau sie dringen wird.«
»Denkst du, deine Mutter freut sich über die Verlobung?«, fragte Isabel ausdruckslos.
Marcus lachte. »Oh, ich rechne fest damit, dass es Mutter wie Lord Manning ergehen wird - sie wird entzückt sein. Sie hat ab und zu schon mal erwähnt, wie gerne sie mich verheiratet sähe. Sie hat immer schon eine besondere Schwäche für dich gehabt, ich glaube, sie wird überglücklich sein, wenn sie hört, dass wir verlobt sind.« Er lächelte. »Und vergiss nicht, Edmund ist ihr besonderer Liebling.«
Isabel schaute ihn endlich an. »Und wird sie ebenso glücklich sein, wenn wir die Verlobung in ein paar Wochen lösen?«
Er versteifte sich und starrte sie an, sah im Geiste das Gesicht seiner Mutter, wie es traurig wurde und Tränen in ihre Augen traten. So sehr, wie seine Mutter sich über die
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