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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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sie anschreien, wie es jeder andere Mann getan hätte, der etwas auf sich hielt? Angesichts der Umstände, unter denen er sie gestern gefunden hatte, wäre das verständlich gewesen. Aber nein, überlegte sie niedergeschlagen, er musste ja verständnisvoll sein, ihre Verteidigung untergraben und es ihr dadurch so viel schwerer machen, ihm zu widerstehen. Am liebsten würde sie sich an seine breite Brust werfen und ihm alles anvertrauen, denn sie wusste genau, dass er zwar vielleicht entsetzt wäre oder auch abgestoßen, am Ende sogar enttäuscht, aber er würde sie nicht im Stich lassen. Einen Moment tröstete sie dieses Wissen, aber dann holte sie tief Luft und schob die trügerischen Gefühle entschlossen beiseite, die sie zu überwältigen drohten. Sie reckte das Kinn. Zu seinem eigenen Besten konnte sie ihn da nicht noch weiter hineinziehen, als er schon darin verstrickt war. Aber sie wusste auch, dass er nicht aufgeben würde, ehe er nicht wenigstens ein paar Antworten hätte. Hartnäckig war kein ausreichend starkes Wort, um Marcus Sherbrook zu beschreiben. Er würde sie nicht gehen lassen, bis sie ihm etwas verriet. Konnte sie ihm sagen, weshalb sie in Whitleys Zimmer gewesen war, ohne es schlimmer zu machen? Durfte sie es wagen?
    Sie schaute ihn an, sah ihm in die Augen. Er erwiderte ihren Blick ruhig. Es war alles eine Frage des Vertrauens, dachte sie schmerzlich. Und es gab niemanden, dem sie mehr vertraute als Marcus - selbst wenn er starrsinnig und verbohrt war.
    Ehe sie ihre Meinung ändern konnte, beugte sie sich vor und sagte rasch: »Du musst wissen: Whitley ist kein Freund. Er will mir schaden.«
    Etwas Dunkles, Gefährliches flammte in seinen Augen auf, machte Isabel froh, dass sie nicht diejenige war, die diesen Ausdruck hervorrief. »Das habe ich mir selbst schon zusammengereimt«, erklärte er kühl.
    »Er hat etwas von mir«, stieß sie hervor. »Ich bin in sein Zimmer gegangen, um es zu finden.«
    »Und hast du es gefunden?«
    Sie verzog das Gesicht. »Nein, du bist durch das Fenster gestiegen; davor hatte ich nicht mehr als eine Viertelstunde Zeit, dann musste ich mich unter dem Bett verstecken.«
    Er nickte, als bestätigten ihre Worte etwas, was er bereits wusste. »Was hat er? Und wie kann es dir schaden?«
    Sie schaute ihn aus besorgten Augen an. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie betrübt. »Ich weiß nicht, was es ist oder wie er es gegen mich benutzen will. Ich weiß nur, dass er etwas hat, und er behauptet, es sei eine Waffe, die mich vernichten könnte.«
    Marcus betrachtete sie eine Weile. »Nun«, stellte er knapp fest, »dann werden wir es ihm wohl wegnehmen müssen, nicht wahr?«

8

    I sabel starrte ihn mit offenem Mund an. Zwischen Lachen und Weinen hin- und hergerissen rief sie: »Das ist alles, was du zu sagen hast? Dann werden wir es ihm wegnehmen? Willst du nicht erst Erklärungen von mir verlangen?«
    Er sah sie an, und der Schimmer eines Lächelns stand in seinen grauen Augen. »Würdest du mir denn welche geben?«
    Sie schaute weg. »Das kann ich nicht«, antwortete sie leise. Sie blickte ihn wieder an, ihre Miene war reuig. »Oh, aber Marcus, wenn ich könnte, wenn es jemanden gäbe, dem ich es anvertrauen könnte …« Sie schluckte und sandte ihm ein wackeliges Lächeln. »Wenn ich es irgendjemandem sagen könnte, dann wärest du das.«
    »Danke«, entgegnete er ernst. Er sah sie forschend an. »Irgendwann wirst du es mir erzählen, das weiß ich.«
    Mit einem Seufzen nickte sie. »Ja, eines Tages gewiss.«
    Obwohl es ihm gegen den Strich ging, musste er damit zufrieden sein. Nachdenklich erkundigte er sich: »Kannst du irgendwie erraten, was Whitley in der Hand hat? Einen indiskreten Brief? Ein Tagebuch? Was könnte es sein?«
    »Ich habe noch nie in meinem Leben Tagebuch geführt.« Reumütig fragte sie: »Weißt du noch, wie meine Tante mich immer damit geplagt hat, ich solle das tun? Sie sagte, es würde helfen, meine Schrift zu verbessern, sodass sie nicht länger an Krähenfüße erinnert und auch von einem gewöhnlichen Menschen gelesen werden kann. Es gibt kein Tagebuch, das ich verfasst hätte.« Einen Augenblick zog sich ihr Herz furchtsam zusammen, und sie wurde blass. Was ist mit Hugh?, dachte sie verzweifelt. Hat er Tagebuch geführt? Sie ging in Gedanken zu der Zeit ihrer Ehe zurück. Nein, sie hätte es gewusst, wenn er das getan hätte. Hugh hatte auch nicht zu der Sorte Mensch gehört, die ihre Erlebnisse oder Überlegungen schriftlich festhielt.

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