Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
das?«, murmelte Graham.
»Ich kann nichts hören.«
»Du hörst es auch nicht gleich. Zuerst fühlst du es.«
»Was fühlen? Graham, du machst mir Angst!«
Er blickte in die Ferne. »Er kommt: der Khamsin.« Er rannte zu den Kamelen und rief Jillian zu: »Beeil dich! Wir können ihm nicht entkommen, aber vielleicht schaffen wir es rechtzeitig bis zu dem Felsen.«
Sie eilte zu Sheba und stieg auf, immer noch verwundert und reichlich ängstlich. »Bedeck dein Gesicht!«, befahl er ihr, zog die Sattelgurte fester und schwang sich in seinen Sattel. »Jetzt kannst du zeigen, was für eine gute Reiterin du bist!«
Jillians Herz galoppierte in ihrer Brust, als sie donnernd losritten. Wenngleich sie nach wie vor keine Ahnung hatte, was er meinte, überzeugte sie doch die Dringlichkeit, mit der er ihr befahl, so schnell zu reiten, wie sie konnte. Als sie einen Blick über die Schulter nach hinten wagte, wurde ihr schlagartig eiskalt. Eine gigantische Welle kochenden Wüstensandes wirbelte auf sie zu.
Jetzt begriff sie. Khamsin – Ägyptens gefürchteter heißer Sandsturm, ein Westwind, der tödlich sein konnte.
Der Wind rückte erbarmungslos heran, eine schwarze Wolke, die sich wie ein Heuschreckenschwarm vorwärtsbewegte und die gleißende Sonne verdunkelte. Sie brauchten Schutz, wenn sie nicht lebendig begraben werden wollten – verschüttet unter Unmengen von brennend heißem Sandkies.
Jillian trieb ihr Kamel mit zitternden Füßen an.
Der Khamsin jagte ihnen nach, dröhnte immer näher und näher heran. Jillian klammerte sich an ihren Sattel, über den Hals des Kamels gebeugt, und drängte Sheba, schneller zu laufen. Eine kleine Gruppe roter Felsen ragte ein Stück vor ihnen aus dem Sand. Sie erreichten sie knapp vor der finsteren, heulenden Wolke.
Graham sprang von Salomon und hielt ihn an den Zügeln, um ihn hinter den höchsten Felsen zu führen. Dann rannte er zu Jillian und half ihr aus dem Sattel, bevor er sie eilig hinter einen der Felsen zog und sie anwies, sich hinzuhocken.
»Kopf runter und Gesicht zum Boden! Sieh auf keinen Fall nach oben, egal, was passiert!«, brüllte er über das Donnergrollen des Windes hinweg.
Jillian beugte sich vornüber und legte die Arme schützend um ihren Kopf. Im nächsten Moment fühlte sie, wie Graham sich über sie beugte und sie mit seinem muskulösen Körper abschirmte. Sie bebte vor Angst, als das Dröhnen lauter wurde und sie kurz darauf fühlte, wie die Welle über sie hinwegschoss.
Heißer Sand stach sie brennend überall dorthin, wo noch Haut von ihr freilag. Sie kniff die Augen besonders fest zu und inhalierte die wenige Luft durch ihren Schal. Der Sand rieb sich in ihre Stiefel und ihre Kleidung. Dabei schützte Grahams Körper sie noch vor dem Schlimmsten. Sie krümmte sich unter ihm, während ein Meer von Sand über sie hinwegtobte.
Stunden schienen vergangen, bis Graham schließlich aufstand und sie von seinem Gewicht befreite. Jillian bewegte zaghaft ihre verspannten Muskeln und hustete den Staub aus, der ihre Atemwege blockierte. Als sie die Augen öffnete, musste sie mehrmals blinzeln, um den feinen Staub zu vertreiben, ehe sie sich umsah. Das konnte nicht sein!
Alles war von Sand bedeckt. Eine dünne Schicht roten Staubs bedeckte Grahams blaue Kleidung und seine Haut. Und die Felsen waren zu Dünen geworden. Sie fuhr erschrocken zusammen.
»Die Kamele!«
»Denen geht es gut.« Er ging und klopfte Salomon den Hals, der mit derselben roten Sandschicht bedeckt war.
»Das war also ein Khamsin.«
»Nein.« Graham prüfte den Inhalt der Satteltaschen. »Der Khamsin kommt Anfang des Sommers und dauert bis Mai. Das war ein ganz gewöhnlicher Sandsturm.«
»Warum hast du dann gesagt, es sei ein Khamsin?«
Er hielt inne und sah sie mit einem sonderbaren Gesichtsausdruck an. »Wegen etwas, das vor langer Zeit geschah«, murmelte er, bevor er sich wieder vollkommen verschloss.
Der Mann war zum Haareraufen! Wieder und wieder wurde er schweigsam wie die Wüste, weigerte sich, irgendetwas preiszugeben. Und währenddessen fühlte Jillian sich genauso leer wie das öde Land, das sie durchquerten. Machte er so weiter? Würde er sie auf ewig Tag für Tag ignorieren, genau wie ihr Vater es getan hatte, obwohl er behauptete, dass ihm an ihr lag?
Eine unbändige Wut packte sie, nicht minder bedrohlich als der Sandsturm. Und als Graham ihr die Zügel ihres Kamels entgegenschleuderte, entlud sie sich.
»Rede mit mir, Graham! Hör auf, mich wie ein Kamel zu
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