Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
behandeln! Ich bin deine Frau!«
Er warf ihr einen kurzen verwunderten Blick zu.
»Nein, stimmt nicht. Du behandelst mich nicht wie ein Kamel, denn mit deinem Kamel redest du, während du mit mir nicht sprichst. Du ahnst nicht einmal, wie sehr es mir wehtut, wenn du mich so ignorierst. Bitte, tu mir das nicht an! Schrei mich an, brüll herum, irgendetwas! Alles, aber bitte ignorier mich nicht!« Ihre Stimme schrumpfte zu einem Flüstern, weil ihr Hals voller Sand schien und überhaupt jede Pore mit Schmutz und Staub angefüllt war.
Er ließ die Zügel fallen und kam zu ihr. Sanft legte er eine Hand an ihre vom Sandeinschlag brennende Wange. Voller Sorge sah sie zu ihm auf. » Sprich mit mir!«, flehte sie ihn an.
»Worüber soll ich reden?«
»Ich habe das Gefühl, dass zwischen uns eine riesige Kluft ist, wie eine Schlucht, die sich über Meilen erstreckt. Und ich will darüberspringen, um bei dir zu sein, aber ich fürchte mich vor dem Sprung. Ich habe Angst, dass du mich fallen lässt.«
Etwas in seinen Augen veränderte sich, nur konnte sie diesen Ausdruck nicht deuten. »Ich würde dich nicht fallen lassen.«
Sie hob die Hand und strich ihm übers Kinn. »Dann vertrau mir!«
Das Gesicht gen Horizont gerichtet und den Mund zu einer strengen Linie unter seinem schwarzen Bart zusammengepresst, stand er da, bevor er antwortete: »Ich sagte, es wäre ein Khamsin, weil ich, als ich klein war, diesen Stamm am meisten fürchtete. Eines Tages überfielen sie das Lager, in dem ich lebte. Sie waren mutige Männer, ritten schnell wie der heiße Wüstenwind und ließen sich durch nichts aufhalten. Ich stand vor meinem Zelt, sah zu, wie die Säbel aneinanderkrachten, und lauschte dem Toben der Schlacht. Dann kam ein Khamsin-Krieger auf mich zu, seinen Säbel gezückt. In der Hitze des Gefechts ist es manchmal schwer, einen Krieger von einem Jungen zu unterscheiden. Er hob sein Schwert, und ich wusste, dass ich sterben würde. In letzter Sekunde hielt er inne.«
Jillian starrte ihn entsetzt an. »Hattest du keine Todesangst?«
»Nein, aber ich weinte, als sie fortritten.«
»Warum weintest du da, wo alles vorbei war?«
Er starrte sie mit einem Blick an, bei dem sie erschauderte. »Weil sie wegritten und ich zurückblieb. Weil sie mich am Leben ließen.«
Mehr sagte er nicht.
Kapitel 20
S chweigend ritten sie durch die Wüste, wobei Jillian ihrem Ehemann immer wieder verstohlene Seitenblicke zuwarf. Der Mann bestand aus einer Vielzahl unergründlicher Facetten und Geheimnisse, welche durch die Art, wie er sich kleidete, und die Kälte in seinen Augen, als er von der Khamsin-Schlacht erzählte, nur verstärkt wurden.
Als er schließlich anhielt, lenkte sie ihr Kamel direkt neben ihn. Er blickte suchend in die Ferne. »Wir müssen einen Rastplatz für die Nacht finden.«
Jillian zeigte auf eine Felsgruppe weit hinten am Horizont. »Wir sollten dorthin reiten. Vielleicht gibt es dort sogar eine Quelle. Ich fürchte nämlich, dass unsere Vorräte reichlich versandet sind.« Er nickte ihr anerkennend zu.
Bis sie die Felsgruppe erreichten, ging die Sonne bereits unter und tauchte alles in ein rötliches Licht. Leider fand sich bei den Felsen keine Quelle. Jillian half Graham, ihre Ausrüstung abzuladen und im böigen Wind das Zelt aufzubauen.
Er holte ein weißes Leinentuch aus einer der Taschen und reichte es ihr. »Zum Waschen«, sagte er knapp. »Du kannst ein wenig von dem Wasser benutzen, aber nicht zu viel.«
Statt das Handtuch zu nehmen, betrachtete sie ihren Mann. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen, und sein Turban betonte das strenge staubverkrustete Gesicht.
Jillian selbst hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nicht schmutziger gefühlt. Der Sand war bis in ihre Stiefel gedrungen und scheuerte in ihrem Nacken. Selbst im Mund schien sie nichts als Sand zu haben. Sie sah auf das blütenweise Leinen, das Graham vor dem Sandstaub geschützt hatte, indem er es fest zusammengewickelt tief in der Tasche vergraben hatte. Dann blickte sie wieder zu ihrem Mann.
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte sie, legte das Leinentuch vorsichtig hinunter auf die Decke und streckte die Hand nach Grahams Turban aus.
Er fuhr kaum merklich zurück, die Stirn gerunzelt. »Was machst du da?«
»Setz dich!«, befahl sie ihm. Er wollte widersprechen, doch sie bedachte ihn mit einem sehr strengen Blick, der jeder Gouvernante Ehre gemacht hätte. »Sofort!«
Er setzte sich. Dann begann sie, seinen dunkelblauen Turban
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