Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
sie sorgfältig in ihrem Zimmer versteckt hatte. So viel Geld für eine Nacht voller Leidenschaft in den Armen eines Fremden – eines Fremden, den sie nicht vergessen konnte.
Mit zusammengebissenen Zähnen und einem Anflug von Übelkeit blickte sie auf ihr Ei. Dann begann sie, in kleinen Bissen zu essen. In Gedanken war sie bei den losen Dielenbrettern oben in ihrem Zimmer, die noch mehr Geheimnisse bargen als Geld. Bald wäre sie in Amerika: Abenteuer, College, Leben! Die furchtbare Schule, auf die ihr Vater sie geschickt hatte, damit sie zur perfekten Frau für einen reichen Aristokraten geformt wurde, hatte ihren Wissensdurst nur gesteigert.
Sicher würde ihr in Amerika jemand zuhören, wenn sie über Dinge sprach, die sie wirklich interessierten, und ihre Gedanken achten. In diesem Haus hingegen fühlte Jillian sich wie ein abgedecktes Möbelstück – verborgen unter einer Hülle von Anstand, bis ihr Vater sie an den Meistbietenden verheiraten konnte.
Sie versuchte, das beklemmende Schweigen zu durchbrechen: »Wie ich hörte, haben die Amerikaner eine Eisenbahnlinie durch Florida gebaut, Vater. Mr. Flagler ließ sie in einem schrecklichen Sumpfgebiet enden, das sie Miami nennen. Es ist faszinierend, wie sie immer weiter expandieren. Glauben Sie, dort wird eine Siedlung entstehen?«
Immer noch Schweigen. Ebenso gut könnte sie mit der Tapete sprechen! Doch Jillian gab nicht auf. Sie schluckte gegen den Schmerz in ihrem Hals an. Ihr Vater hörte niemals zu …
»Mr. Dow in Amerika hat einen faszinierenden neuen Börsenindex entwickelt, den sie Dow Jones Industrial Average nennen. Ich denke, dass die amerikanische Wirtschaftskrise bald schon, mit der Präsidentenwahl, überwunden sein wird. Vater, meinen Sie, dass Vielfalt ein wichtiger Faktor bei der Investition ist? Tante Mary sagte, wenn ihr Gatte seine amerikanischen Investitionen gemischt hätte, wäre sie heute nicht in solch einer angespannten Situation …«
Nun wandte er tatsächlich den Kopf und sah sie streng an. Wieder hing eine geradezu erdrückende Stille im Raum, rasiermesserscharf und tödlich. Jillian fuhr innerlich zusammen.
»Ja, deine Tante Mary. Jillian, du hast es versäumt, meine Erlaubnis einzuholen, bevor du die Nacht bei ihr verbrachtest. Als ich gestern Abend heimkam und deine Mutter mir davon erzählte, war ich recht aufgebracht.«
Nun musste sie für die Lüge bezahlen, die sie ihrer Mutter aufgetischt hatte, indem sie ihre Lieblingstante als Alibi benutzt hatte. Sie nahm all ihren Mut zusammen und hielt dem stechenden Blick ihres Vaters stand. »Ich bin zweiundzwanzig, Vater, und kein Kind mehr. Mir sollte gestattet sein, hin und wieder das Haus zu verlassen.«
Ja, sie hatte es getan! Ihre Hände fingen an, zu schwitzen, und sie ballte sie im Schoß zu Fäusten. Nun war es vollbracht! Sie fühlte sich gleichermaßen erleichtert wie ängstlich. Zum ersten Mal hatte sie es gewagt, ihrem Vater zu widersprechen.
Lord Stranton stellte seine Kaffeetasse sehr vorsichtig ab und legte beide Hände auf den Tisch. Dann lächelte er seiner Frau am anderen Ende der riesigen Tafel zu. Jillian kannte dieses Lächeln. Der Earl of Stranton hob nie die Stimme. Stattdessen lächelte er so eisig, dass es einen bis ins Mark traf …
Jillian sah besorgt zu ihrer Mutter, die kreidebleich wurde. Guter Gott, nein, bitte nicht!
»Sylvia, du vernachlässigst in letzter Zeit den Rosengarten, der dir angeblich so sehr am Herzen liegt, ebenso wie du die Erziehung unseres Kindes in meiner Abwesenheit vernachlässigt hast. Die Büsche sind recht ausgewachsen und dornig. Gründliche Beschneidung ist bei allem unerlässlich, was gedeihen soll, sei es ein Garten oder ein starrköpfiges Kind. Nicht wahr, meine Liebe?«
»Reginald, bitte!«, flehte ihre Mutter mit zitternder Stimme.
Lord Stranton winkte den Diener herbei. »James, holen Sie die Rosenscheren, und nehmen Sie das ganze untere Personal mit in den Garten. Ich wünsche, dass jeder einzelne Rosenbusch heruntergeschnitten wird, sofort und bis auf den Stock!«
Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Mutter derart bestraft wurde. Trotz ihres rasenden Pulses zwang Jillian sich, etwas zu sagen. »Vater, bitte, es ist mein Fehler. Ich hätte es Ihnen sagen müssen. Geben Sie Mutter nicht die Schuld, denn sie hatte nichts damit zu tun!«
Der Earl beachtete sie gar nicht, sondern wies den Diener an: »Unverzüglich, James! Schneiden Sie alle Sträucher herunter, und verbrennen Sie sie!«
»Sehr
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