Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Blick ab.
Eine unerwartete Besitzgier ergriff ihn. Wenn sie von ihrer Verlobung wusste, warum hatte sie ihm, einem Fremden, ihre Unschuld geschenkt, noch dazu in einem Bordell?
Vielleicht hatte sie einen guten Grund, nicht Jungfrau bleiben zu wollen … Wieder sah er sie besorgt an. Bei Gott, sie war wunderschön, wie sie so stolz dastand, die entzückenden weißen Schultern, die er so gern geküsst hatte, unter hässlicher grauer Seide verborgen.
Nun wurde sie blass, verneigte sich kurz und flüsterte: »Wenn Ihr mich bitte entschuldigen wollt.« Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Menge, als wollte sie den Ballsaal verlassen.
»Die Angst vor der Hochzeit – das hat jede Braut«, bemerkte Bernard achselzuckend.
Graham blickte ihr nach. Wenige Augenblicke später entschuldigte er sich ebenfalls und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er folgte ihr in diskretem Abstand, was nicht weiter schwierig war, hatte er als Beduinenkrieger doch gelernt, wie man jemandem unbemerkt nachstellte. Trotz der festen Ledersohlen seiner schwarzen Schuhe bewegte er sich praktisch lautlos über das Parkett. Er folgte Jillian einen langen Flur entlang zu einer breiten Flügeltür. Sie öffnete einen Türflügel und ging in den Raum. Graham schritt ihr nach.
Eine Bibliothek. Drinnen brannte kein Licht, so dass Jillians Silhouette sich nur schwach gegen das silberne Mondlicht abhob, das durch die großen Fenster hereinfiel. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und sah hinaus. Leise schloss Graham die Tür hinter sich.
»Lady Jillian«, sagte er streng, »wir müssen reden.«
Vor lauter Angst krampfte sich Jillians Magen zusammen. Sie erkannte die tiefe, selbstbewusste Stimme auf Anhieb, deren Tonfall deutlich signalisierte, dass er Antworten von ihr forderte. Zitternd strich sie sich über das Kleid. Graham wollte Antworten, die sie ihm unmöglich geben konnte.
Sie drehte sich nicht um, fühlte aber auch so, wie er näher kam. Ja, sie glaubte bereits, seine Hitze in ihrem Rücken zu spüren, und erschauderte vor Verlangen. Er klang verärgert, als er wieder sprach.
»Bist du völlig von Sinnen? Warum letzte Nacht, wenn du kurz vor deiner Vermählung stehst?«
Jillian schloss die Augen und holte tief Luft. »Das geht Euch nichts an … Euer Gnaden. Ich habe meine Gründe.«
»Es geht mich nichts an?« Sein rauhes Lachen jagte ihr Angst ein. »Du gibst dich mir hin, einem vollkommen Fremden in einem Bordell, und wagst zu behaupten, es ginge mich nichts an?«
Nun drehte sie sich doch um. Verzweiflung und Wut verliehen ihr ungeahnte Kraft. »Ihr habt für Diskretion bezahlt. Es war ein Tauschhandel, der mit Eurem Fortgang heute Morgen endete.«
Ein rauher Ton schwang in seiner Stimme mit, als er erwiderte: »Es war ein Tauschhandel, bei dem der Ausführende einige der Vertragsbedingungen nicht erfüllte. Ich wollte keine Rothaarige.«
Jillian lief es eiskalt über den Rücken, denn seine Hitze wandelte sich plötzlich in eine frostige Kälte. Trotzig blickte sie ihm ins Gesicht, während in ihrem Innern ein Vulkan zu toben begann.
»Falls Ihr Euch betrogen fühlt, solltet Ihr die Angelegenheit mit Madame besprechen. Ich gab Euch, wofür Ihr mich bezahltet, Euer Gnaden. Und jetzt geht, und lasst mich allein!«
Er rührte sich nicht, und sie wurde noch wütender. »Ich bat Euch, zu gehen!«
Der Herzog betrachtete sie ernst. »Wie kühn du auf einmal bist! Seltsam, denn als du neben deinem Verlobten standest, erschienst du mir eher wie ein schüchternes graues Mäuschen.«
Jillian seufzte.
Silberner Mondschein strömte durch die Fenster herein und machte deutlich erkennbar, wie sehr er sich nach ihr verzehrte. Nach einer Weile sagte er: »Zwar wollte ich nicht, dass unsere Wege sich ein zweites Mal kreuzen, doch bin ich machtlos gegen das Schicksal, das eine weitere Begegnung vorsah.«
»Ihr wolltet mich nie wiedersehen«, erinnerte sie ihn flüsternd.
»Nein, wollte ich nicht. Allerdings verlässt mein Verstand mich, wenn ich dich sehe. Ich muss immerfort an dich denken«, erklärte er heiser.
»Das dürft Ihr nicht! Ich werde heiraten. Was zwischen uns geschehen ist, sollte nichts als eine Erinnerung sein.«
Graham stand regungslos da und sah sie an. Seine Nasenflügel bebten, als könnte er ihre Verzweiflung riechen. Jillian wurde unbehaglich. Ihr Instinkt warnte sie, diesen Mann nicht zu verärgern. Er könnte ihr gefährlich werden.
»Eine Dame aus gutem Haus sucht ein Bordell
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