Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
geschwollen von seinem Kuss war. Seine erste Frau. Sein schlimmster Alptraum. Und doch hatte er in ihren Armen wie ein Kind geschlafen – frei von allen furchtbaren Träumen.
»Was wirst du tun, Jillian?«, fragte er.
Sie zuckte matt mit den Schultern. »Was ich tun muss. Das Leben einer Frau wird von ihrem Vater bestimmt, bis sie heiratet und in den Besitz ihres Gemahls übergeht. Ganz gleich, ob dieser Gemahl ein aufgeblasener Tor ist oder nicht.«
Ihre hörbare Resignation weckte seinen Beschützerinstinkt. Er wollte sie vor jedem Schmerz bewahren. Auch das hatte er noch bei keiner Frau empfunden. Selbst bei Badra, deren Leibwächter er gewesen war, bevor sie Kenneth geheiratet hatte, war sein Beschützerwunsch nicht so allesverzehrend gewesen. Reumütig musste er seinem jüngeren Bruder recht geben. Kenneth hatte ihm gesagt, dass man die erste Frau, mit der man die körperliche Liebe erlebte, niemals vergaß.
Kenneth hatte allerdings nicht erwähnt, dass sie einem den Verstand raubte, sämtliche Gedanken beherrschte und wie feinster Sandstaub in jeden Winkel drang.
»Nicht jeder Ehemann ist ein aufgeblasener Geck. Ein freundlicher, rücksichtsvoller Gemahl könnte dich glücklich machen«, wandte er ein.
»Vielleicht. Aber Ihr seid der einzige Mann, der je freundlich und rücksichtsvoll zu mir war. Letzte Nacht …« Sie verstummte und wurde rot.
»Ein Mann, der es nicht wäre, ist ein Narr. Du verdienst sanfte, behutsame Rücksicht«, sagte er leise.
Scheu blickte sie durch ihre langen Wimpern zu ihm auf. »Mir gefiel unser Tanz.«
»Beide?«, fragte er lächelnd.
»Beide. Ihr seid mir nicht auf die Zehen getreten.« Jillian erwiderte sein Lächeln.
Ein schmerzliches Mitgefühl überkam ihn: mit ihr, weil sie gezwungen war, einen Mann zu heiraten, den sie verabscheute; mit sich selbst, weil er gezwungen war, eine Tat zu begehen, die ihn an den Galgen bringen würde. Graham strich mit dem Fingerrücken über ihre zarte Wange, die sich immer noch ein wenig feucht anfühlte.
»Leb wohl, Lady Jillian«, flüsterte er und ließ sie allein im Mondlicht stehen.
Er schritt rastlos auf dem Korridor auf und ab, bevor er sich in den Ballsaal zurückbegab. Kaum drinnen, nahm er sich ein Glas Champagner vom Tablett eines herumgehenden Dieners. Er nippte daran und verzog das Gesicht. In seinen Jahren bei den Beduinen hatte er keinen Alkohol gekannt, und es machte ihm Mühe, sich daran zu gewöhnen.
Ich werde wohl kaum zum Trinker .
Heute Abend allerdings stand ihm der Sinn danach, es vielleicht doch zu werden.
Eine Bewegung vor ihm im Ballsaal erregte seine Aufmerksamkeit. Jillian kam herein, äußerlich vollkommen gefasst und ruhig. Keine Spur mehr von ihrer Verzweiflung.
Die Musiker hatten aufgehört, zu spielen, und der teigige Bernard nahm Jillian beim Ellbogen, um sie zu Lord Huntly auf das kleine Podest zu führen. Ein rothaariger Gentleman mit schütterem Haar und in einem strengen schwarzen Anzug trat aus der Menge zu ihnen. Der strahlende Gastgeber stellte sie förmlich vor.
Sofort verschluckte Graham sich an seinem Champagner. Er drückte den zarten Stiel seines Glases so fest, dass es zu zerbrechen drohte.
Nein! Nein! Nein!
Das durfte nicht sein.
Nicht er!
Aber das Gesicht ließ keinen Zweifel. Hunderte Male hatte er es gesehen, jahrelang, in seinen finstersten Träumen.
Graham stieß einen ungläubigen Flüsterlaut aus. Sein Champagnerglas kippte ihm in der Hand, und wie aus weiter Ferne merkte er, wie ihm etwas von der kühlen Flüssigkeit unten gegen das Hosenbein spritzte.
Vor allem aber spürte er, wie sein Herz in seinem Brustkorb hämmerte. Fassungslos starrte er den rothaarigen Engländer auf dem Podest an. Reginald Quigley, der Earl of Stranton. Al-Hamra. Er war der rothaarige Engländer aus Grahams Vergangenheit – und Lady Jillians Vater.
Grahams ganzer Körper verspannte sich. Der kleine Junge in ihm wollte schreiend und weinend aus dem Ballsaal rennen. Der erwachsene Mann wollte vor Wut aufheulen und Stranton mit bloßen Fäusten erschlagen. Stattdessen trat er gleichsam aus sich heraus und beobachtete sich selbst, wie er seelenruhig dastand und mit der rechten Hand in seine Tasche griff, wo er den Miniaturdolch aus der Lederscheide zog.
Der Dolchgriff fühlte sich kühl an, als er ihn in den linken Ärmelaufschlag seines Jacketts schob. So war es gut. Zwanzig Jahre hatte er auf diesen Moment gewartet. Jetzt war er gekommen.
Es war Zeit, dass der Panther zum tödlichen
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