Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Beduinenstamm aufgewachsen war, würde genügen. Falls Jillian sie an ihren Vater weitertrug, brauchte dieser gewiss nicht lange über seinen künftigen Schwiegersohn nachzudenken, um eins und eins zusammenzuzählen …
»Hast du das?«, fragte er lächelnd. »Was hast du Lady Jillian denn alles erzählt?«
»Na, wie Mama Papa letztes Jahr in Ägypten wiedertraf und dass er nicht mein richtiger Vater ist, mich aber adaptiert hat …«
»Adoptiert«, korrigierte Graham.
»Und wie Papa dich in Kairo gesehen hat und wir alle in einem schönen Hotel gegessen haben, bevor wir nach London kamen.«
War das ein Zwinkern? Graham musste unweigerlich grinsen. Diese gewitzte Kleine! Sie hatte also viel erzählt, ohne wirklich etwas zu verraten.
»Ägypten scheint sehr weit weg zu sein«, bemerkte Jillian.
»Oh ja, weit weg. Aber dort ist es sehr schön. Es gibt viele … arabische Ponys.« Jasmine kämpfte noch mit der englischen Sprache, gab sich aber redlich Mühe und hatte in den letzten Monaten sehr viel gelernt.
»Araberpferde«, sagte Graham auf Arabisch zu ihr. Dann wiederholte er es für sie auf Englisch.
»Wie ich sehe, sprecht Ihr recht fließend Arabisch, Euer Gnaden«, stellte Jillian staunend fest.
Ihm wurde unbehaglich. »Einigermaßen, ja. Aber ich spreche es nur, wenn es unbedingt nötig ist, um niemanden zu provozieren, der auf das Land herabblickt«, antwortete er steif.
Sie sah ihn fragend an. »Ich wollte nicht überheblich sein – ganz im Gegenteil: Ich würde sehr gern ferne Länder bereisen und die phantastischen Sehenswürdigkeiten Ägyptens und anderer Länder sehen.«
»Ägypten hat sehr viel Interessantes zu bieten«, bestätigte er.
Ein Leuchten trat in ihre grünen Augen. »Oh, das glaube ich sofort! Und Ihr müsst sehr viel davon gesehen haben. Ich selbst war noch nie außerhalb Englands, abgesehen von einer Reise nach Amerika als Kind, um eine Tante zu besuchen.«
»Sie würden gern reisen?«, fragte er.
»Ja. Es muss herrlich sein, überall hinreisen zu können, wo man will, andere Kulturen kennenzulernen und große Abenteuer zu erleben.«
Er starrte sie an. »Manch einer würde meine Zeit in Ägypten wohl als ein großes Abenteuer bezeichnen. Ich hingegen nenne es eher anders.« Zum Glück verstand sie seinen Sarkasmus nicht.
»Erzählt mir doch bitte von Euren Reisen! Sie müssen faszinierend gewesen sein. Wie ist Ägypten? Seid Ihr in einer Dahabiya den Nil rauf- und runtergereist? Ach, der Duft des Flusses, die Unmengen blühender Bäume und die üppigen, majestätischen Dattelpalmen!«
Graham betrachtete sie amüsiert. »Woher wissen Sie von den ägyptischen Hausbooten?«
»Oh, ich bereise durchaus andere Länder, allerdings nur in Büchern«, antwortete sie und seufzte sehnsüchtig, »denn eine andere Form des Reisens ist mir leider nicht vergönnt.«
»Sagen Sie das nicht! Die Araber glauben an Schicksal, und gegen das Schicksal sind wir machtlos.«
Wie er sehr wohl wusste.
Zum ersten Mal, seit ihr Vater seine harte Strafe gegen sie verhängt hatte, fühlte Jillian, wie die Dunkelheit sich lichtete, die sie umgab. Ja, bald schon würde auch sie große Abenteuer erleben – in Amerika, in Radcliffe, wo sie alles Wissen in sich einsaugen könnte, das ihr hier versagt blieb. Was konnte das Leben Großartigeres bieten?
»Vater bereiste ganz Ägypten. Er mochte die Pyramiden und sagt, sie seien sehr interessant. Aber er meint, die Leute dort seien alle hinterlistige Bettler. Wie gefiel Euch Ägypten? Habt Ihr Zeit bei den Beduinenstämmen verbracht? Vater schon. Er spricht sehr gut Arabisch.«
Eine Weile schwieg Graham, während sie den breiten Reitpfad entlangtrotteten. Er schien so weit weg zu sein wie die Pyramiden.
Dann fiel es ihr wieder ein. Er hatte seine Eltern in Ägypten verloren, hatte mitansehen müssen, wie sie brutal ermordet wurden. »Oh, ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden!«, sagte sie hastig. »Ich wollte Euch nicht an vergangenes Leid erinnern.«
Er sah sie verwundert an. »Was meinen Sie?«
»Den Angriff auf Eure Karawane, als Ihr sechs Jahre alt wart und Eure Eltern verlort.«
Eine seltsame Anspannung legte sich über seine Züge, bevor er den Kopf abwandte. »Das ist sehr lange her. Ich erinnere mich kaum an etwas.«
Sie nickte stumm. Es war offensichtlich, dass er sie gleichsam ausschloss, nicht mehr mit ihr darüber reden wollte.
Nur fragte Jillian sich, während sie weiter neben ihm herritt, welche ihrer Bemerkungen schuld war, dass
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