Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
näher. Jasmine kam den beiden entgegen, als sie von ihren Pferden stiegen. Mit Sorge bemerkte Graham, dass Jasmines Kleider voller Gras- und Matschflecken waren. Sie blickte ihn unglücklich an.
»Was ist passiert?«, rief Jillian.
»Ich war sehr höflich, wie du gesagt hast, Onkel Graham – bis der adlige Tommy Wallenford kam. Er nannte mich eine hässliche Arabermähre.« Jasmine streckte entschlossen die Unterlippe vor. »Da habe ich dasselbe gemacht wie du. Ich gab ihm einen Schwinger und sagte: ›Ich bin ein Fohlen, du dämlicher Mistkerl! Ich bin zu jung, um eine Mähre zu sein!‹«
Graham konnte nicht umhin, zu schmunzeln, wurde aber gleich wieder ernst. Es wäre wenig hilfreich, seine Nichte zu solchem Verhalten zu ermutigen. »Junge Damen schlagen keine Jungen, Jasmine. Wenn du dazugehören willst, darfst du nie wieder jemanden schlagen.«
Seine Nichte starrte ihn entgeistert an. Dann nickte sie betrübt.
Jillian lehnte sich über ihre Stute und sagte: »Aber ich wette, es hat gutgetan, stimmt’s?«
Sogleich ging ein Leuchten über Jasmines Gesicht. Sie grinste Jillian an und nickte.
Graham betrachtete seine Zukünftige, die offensichtlich sehr gut mit Kindern umgehen konnte. Jasmine zumindest hatte sie auf Anhieb gemocht.
»Kommen Sie doch mit zu uns! Ich würde Sie gern mit meinem Bruder und meiner Schwägerin bekannt machen«, schlug er vor.
Jillian zögerte. »Ich bin nicht sicher, ob das angebracht wäre.«
Er griff kurzerhand nach ihren Zügeln und wand sie um seinen Sattelknauf. »Jetzt haben Sie keine andere Wahl mehr. Folgen Sie mir!«
Jillian protestierte halbherzig, als sie alle zum Parktor trotteten, wo Jillians strahlender Stallmeister sie erwartete. »Ich kann nicht, doch nicht so!«
Graham schüttelte den Kopf. »Keine Sorge. Sie legen keinen großen Wert auf Förmlichkeiten.«
»Aber ich rieche nach Pferd«, jammerte sie.
»Ein wunderbares Parfüm! Sie mögen Pferde. Wir kommen aus Arabien, dem Land der Pferde, schon vergessen?«
Jillians erschöpfter Seufzer mischte sich mit seinem tiefen Lachen.
Kapitel 7
O bwohl es seine Idee gewesen war, fürchtete Graham sich ein wenig davor, Jillian seinem Bruder und Badra vorzustellen. Ihrem Reitmeister hatte er befohlen, in den Stallungen auf sie zu warten.
Nun standen sie im Salon. Jillian in ihren staubigen Reitsachen wirkte unsicher, als Kenneth und Badra sie ruhig musterten. Neben der blassen, schmalen und durch und durch englischen Jillian fielen Graham Badras dunkle Haut und ihr kugelrunder Bauch besonders auf. Überhaupt erschien der Unterschied zwischen seiner kleinen Familie und ihr hier drinnen geradezu frappierend. Noch dazu betrachtete Kenneth sie entschieden zu kritisch. Graham ahnte, was in seinem Bruder vorging.
Die Tochter eines Earls, die ihre Jungfräulichkeit in einem Bordell verkauft hatte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Jillian mit herzubringen.
Badra aber schenkte ihr ein freundliches Lächeln und reichte ihr die Hand. »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, Lady Jillian. Ich freue mich schon darauf, Sie besser kennenzulernen, und ich hoffe, wir werden Freundinnen«, sagte sie ernst und in einem vollendeten Englisch, wenn auch mit einem leichten Akzent. Graham war angespannt. Falls Jillian seine Schwägerin nun nicht akzeptierte … Falls sie Badra einfach hochnäsig übersah wie andere …
Jillian jedoch entspannte sich sichtlich. »Ich freue mich auch darauf, Lady Tristan. Ich konnte es gar nicht erwarten, Jasmines Mutter kennenzulernen. Sie ist ein ziemlich kluges kleines Mädchen.«
Die Kleine strahlte übers ganze Gesicht. »Und ich kann einen tollen Schwinger!«
Badra sah Graham fragend an. »Was ist ein Schwinger?«
Er wurde rot. »Etwas, das Jasmine nicht wieder tun wird, wenn sie eine anständige junge englische Dame werden möchte.«
»Ich werde wohl nie eine anständige junge englische Dame, Onkel Graham«, entgegnete Jasmine fröhlich. »Aber ich werde versuchen, mehr wie Lady Jillian zu sein.«
Jillian lächelte unglücklich. »Sei du selbst, Jasmine. Man sollte sein Leben nicht damit verschwenden, jemand anders nachzueifern.«
Auf diese Bemerkung hin sah Kenneth sie nachdenklich an.
Graham gefiel diese kalte Berechnung in den Augen seines Bruders nicht. Er wurde wütend. Seine Nichte indessen neigte den Kopf leicht zur Seite und schien verwirrt.
»Ich wünschte, ich wäre ein Pferd. Das ist viel leichter, als ein Mädchen zu sein.«
Jillian lachte nervös,
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