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Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)

Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Vanak
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Gefahr, hatte er die Straßen stets im Blick, während er scheinbar gedankenlos dahinschritt. Es dauerte nicht lange. Graham fühlte eine winzige Bewegung an seiner Rocktasche. Katzengleich fuhr er herum und packte seine Beute beim Handgelenk. Es handelte sich um einen recht großen Knaben, der anstelle von Schuhen Lumpen um die Füße gewickelt trug und eine halbwegs vorzeigbare Jacke, die höchstwahrscheinlich gestohlen war.
    »Lass mich los!«, forderte der Junge und versuchte, sich Grahams eisernem Griff zu entwinden.
    Er war schon etwas älter, dreizehn Jahre vielleicht, nicht von der kindlichen Unschuld, die Graham für seine Zwecke brauchte. Also drückte er ihm warnend die Hand zusammen und warf ihm eine Münze hin. »Hier, geh dir ein Paar Schuhe kaufen!«, sagte er schroff.
    Der Junge riss sich los und verschwand in der Menge.
    Sie gingen weiter. Graham überblickte das Terrain, wobei er die verfallenen Häuser und ihre zerbrochenen, mit vergilbtem Papier zugeklebten Fenster ebenso ignorierte wie die barfüßigen kleinen Mädchen mit den verhärmten Gesichtern. Sie kamen an einem Mann vorbei, der einen geflickten Mantel trug und eine Frau gegen die Wand drückte. Die Beine der Frau waren um seine Hüften geschlungen, während er grunzend in sie hineinstieß. Derweil starrte sie mit dem abwesenden Blick einer Opiumsüchtigen in die Luft.
    Graham zwang sich, nicht stehen zu bleiben. Schon bald zog es wieder kaum merklich an seiner Jacke. Und wieder hatte Graham den kleinen Taschendieb gefasst, ehe dieser sich’s versah.
    »Hey!«, empörte der Kleine sich.
    Er war in schmutzige Lumpen gekleidet und hatte das Gesicht eines halbverhungerten Engels mit verdreckten eingefallenen Wangen und trotzigen, aber verängstigten Augen. Der Herzog betrachtete ihn eingehend. Er musste ungefähr acht Jahre alt sein, und selbst unter all dem Schmutz und der Verwahrlosung erkannte man, dass er mit seinem schwarzen Haar und den großen dunklen Augen von einer geradezu überirdischen Schönheit war. Wäre er erst einmal gewaschen und frisch eingekleidet, dürfte er ausgesprochen verlockend aussehen.
    Selbstekel regte sich in Graham, aber er atmete tief durch. Dem Jungen würde nichts geschehen, schwor er sich. Er konnte den Earl ertappen, bevor der dem Kleinen irgendein körperliches Leid zufügte.
    Und was war mit dem seelischen Schaden?
    Der Junge lebte auf der Straße, und so unschuldig er auch scheinen mochte, wusste Graham doch, dass er schon manches mit angesehen – und wahrscheinlich auch schon manches getan hatte. Mit seinen acht Jahren war er bereits ein verbitterter Veteran im Krieg um Essen und einen warmen Unterschlupf für die Nacht.
    Als Gegenleistung für seine Mithilfe würde Graham dafür sorgen, dass er zu einer seiner Pächterfamilien auf dem Land kam und dort aufwuchs – vorausgesetzt, man konnte einen solch wilden, ungezähmten Burschen halten. Vorausgesetzt, er lief nicht weg. Aber vielleicht konnte die Aussicht auf Wärme, Sicherheit und Nahrung ihn locken – so wie sie schließlich Graham gelockt hatte, als er im Alter des Jungen gewesen war.
    Der Herzog atmete tief durch und nickte Charles zu. Nachdem sie sich kurz begrüßt und gegenseitig vorgestellt hatten – der Knabe hieß Jeremy –, erklärte Charles, was sie ihm anboten. Jeremy beäugte sie misstrauisch und riss staunend die Augen auf, als Graham ihm zwei Münzen hinhielt.
    »Verstehst du, was ich von dir will?«, fragte Graham.
    Der kleine Taschendieb streckte ihm die schmutzige Hand hin. »Erst das Geld, Sir!«
    Graham lächelte. Kluges Kind! Er überreichte Jeremy die zwei glänzenden Shilling-Stücke. Jeremy nahm sie, biss hinein, um sie zu prüfen, und starrte Graham an.
    »Davon gibt’s noch mehr, nachdem du die Arbeit erledigt hast. Viel mehr. Und außerdem bekommst du ein Zuhause mit einem Bett ganz für dich allein und so viel zu essen, wie du willst.«
    »Ein echtes Zuhause?« Wieder wurde der Kleine misstrauisch. »Wofür?«
    Graham spürte einen Kloß im Hals. Er sah sich selbst mit acht Jahren, resigniert und sich stumpf in sein Schicksal ewiger Gefangenschaft bei den al-Hajid fügend. Wie wäre es für ihn damals gewesen, hätte ihm jemand alles angeboten, was er sich wünschte? Er war wie ein verwildertes Tier gewesen, hatte der ausgestreckten Hand misstraut, die ihm Freundlichkeit anbot. Faisal hatte ihn behutsam, Schritt für Schritt angelockt, wie man eben ein wildes Tier zähmt. Eine warme Mahlzeit, freundliche

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