Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Worte, ein sicherer Ort. Am Ende hatte Graham die ausgestreckte Hand genommen.
Ja, er hatte letztlich eine Familie gefunden, die ihm seine verlorene ersetzte, ein Heim, in dem er sich sicher fühlen konnte. Er schluckte und zwang sich in die Gegenwart zurück. »Weil du mich an jemanden erinnerst, den ich kannte, Jeremy«, antwortete er.
Es war beinahe zu einfach.
Nach den vielen Gesprächen mit dem Earl über seinen Gesetzesentwurf waren sie zu so etwas wie Kameraden geworden. Und nun informierte Graham Stranton, dass er den perfekten Jungen für ihr Reformprojekt gefunden hatte, ein Opfer des Sexhandels.
Was der Earl nicht wusste, war, dass Graham sich nebenher häufig mit acht hochgeschätzten Oberhausmitgliedern traf. Lord Harold Bailey führte eine Kampagne zur Schließung der Opiumhöhlen, die er als »Hallen des Frevels« verteufelte.
Graham hatte ihn unter vier Augen davon in Kenntnis gesetzt, dass er von einem angesehenen Bürger wüsste, der diese Höhlen oft aufsuchte. Dann schlug er ihm vor, eine Polizeirazzia durchzuführen, um diesen Bürger auf frischer Tat zu ertappen, so ein öffentliches Exempel zu statuieren und die Schließung voranzutreiben. Die Lords könnten bei der Verhaftung dabei sein und auch die Presse hinzubitten, die über den Vorfall berichten würde. Auf diese Weise wäre die Öffentlichkeit gewarnt, dass solche Razzien fortan regelmäßiger stattfinden würden.
»Ich werde alles arrangieren«, bot Graham sich an, und Bailey hielt es für eine phantastische Idee.
Der Lord wusste allerdings nicht, dass Graham keine Razzia in einer Opiumhöhle plante, sondern eine öffentliche Zurschaustellung von Strantons perverser Neigung. Als Nächstes verfasste Graham einen Brief an Lord Stranton. »Ich habe den idealen Kandidaten, einen kleinen Jungen, den Sie auf den Pfad der Tugend führen können. Aber Sie müssten zu ihm gehen, ist er doch zu verängstigt, um nach Mayfair zu kommen.«
Diese Nachricht schickte er mit Wegbeschreibung und einem vereinbarten Termin sowie dem kurzen Hinweis, dass Jeremy alles für Geld zu tun bereit wäre. Außerdem versicherte Graham den Earl seiner absoluten Diskretion.
Die Falle war in einem heruntergekommenen Haus in St. Giles aufgestellt, in dem es nach abgestandenem Urin und Sex stank. In dem vorbereiteten Zimmer verharrte Graham hinter einer großen Kommode. Nebenan warteten die acht angesehenen Oberhausmitglieder, mehrere Polizisten und zwei Journalisten auf das Signal, das Zimmer zu stürmen. Der Herzog beobachtete Jeremy, wie er ängstlich und wehrlos auf der durchgelegenen Matratze hockte.
Lüsterne Gier trat in Strantons Züge, als er allein den Raum betrat. Jeremy sah verzweifelt aus – so verzweifelt, wie Graham es gewesen war.
Strantons erste Worte waren genau, wie Graham erwartet hatte.
»Was willst du?«, fragte der Earl mürrisch.
»Bitte, Sir, ich hab niemanden mehr, und ich brauch fünf Shilling.«
Stranton benetzte sich die wulstigen Lippen, die von seinem Speichel zu glänzen begannen. »Warum sollte ich dir helfen?«
»Ich mache alles, was Sie wollen – alles!«
»Zieh deine Hose aus!«, befahl Stranton mit heiserer Stimme.
Jeremy stand auf und band seine ärmliche fadenscheinige Hose auf. Perverse Lust leuchtete in Strantons grünen Augen auf. Er fingerte an seinem deutlich gewölbten Beinkleid aus edlem schwarzen Wolltuch.
In seinem Versteck erschauderte Graham bei der Erinnerung an seine entsetzliche Scham, während Stranton Jeremy unmissverständlich erklärte, was er von ihm erwartete. Komm schon, Junge, du kennst das doch … Unwillkürlich verkrampfte Graham sich.
Jeremy wirkte furchtbar klein und eingeschüchtert, als Stranton mit offener Hose auf ihn zuging.
Jetzt! Graham donnerte mit der Faust gegen die Wand. Gleich darauf stürmten die Polizisten herein, gefolgt von den Journalisten und den acht ranghohen Oberhausmitgliedern. Alle blieben abrupt stehen, als sie den Erwachsenen und den verängstigten Jungen sahen.
Der alte Lord Baker war verwirrt. »Das sieht gar nicht aus wie eine Opiumhöhle.«
Lord Huntly starrte entgeistert auf die Szene. »Guter Gott, Stranton, was zum Teufel ist hier los?«
Er klang angeekelt. Ja, er wusste Bescheid. Sie alle begriffen, was hier vor sich ging. Die Journalisten machten sich eifrig Notizen, während Jeremy, das gossenerfahrene Kind, bereits auf den Korridor entwischt war.
»Ich wollte die Lasterhaftigkeit der niederen Klassen beweisen«, erklärte der Earl. »Diese
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