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Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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wiederfand.
    Und dann erinnerte sie sich jener bedrückenden Szene am Fuß der Treppe.
    Declans Drohung – denn nichts anderes war seine Bemerkung zu John und ihr gewesen – war ein Angriff gewesen. Ein klarer Angriff auf die Möglichkeit, dass sie den Schritt aus dem Abgrund schaffen könnte.
    Gönnte Declan ihr vielleicht die Errettung nicht?
    Hin und hergerissen saß sie kerzengerade in ihrem Sessel und wich den Blicken ihres Gastgebers so gut es ging aus.
    „Fühlen Sie sich nicht wohl bei mir, Miss Hall?“
    Erschrocken blickte sie auf und mitten in sein ernstes Gesicht.
    „Nein. Verzeihen Sie. Im Gegenteil …“
    „Sie sprechen kein Wort … Schauen nur zu Boden …“
    Er hatte seinen Oberkörper so weit nach vorne gelehnt, dass seine Nase fast die ihre berüh rte.
    Ein Beben lief durch ihren Körper und sie wusste nicht, was sie tun sollte, jetzt da sein Atem sich mit dem ihren mischte.
    Ihre Augen wanderten unstet über sein Gesicht, wohingegen seine Blicke die ihren zu fixieren suchten.
    Als er die Hand hob und seine Fingerspitzen ganz sacht an ihre Wange legte, konnte Anne nicht einmal mehr atmen.
    Sie wollte nur noch davonlaufen. Ihm entkommen. Ihm und seinem Nest. Sie hatte unendliche Angst, all dies könne sich als Trugbild erweisen, sie könne in die grausame Wirklichkeit des Hofes zurückgestoßen werden.
    Und dann sah sie John vor sich … und Declan. Das Unwetter war losgebrochen, weil sie in Haversham House saß und es nicht aufgehalten hatte.
    John würde Declan totprügeln. Und es war ihre Schuld. Ganz alleine ihre.
    Vom Entsetzen gepackt, sprang Anne auf, stieß beinahe den Sessel um, in dem sie gesessen hatte, machte einen hastigen Knicks und rannte davon.
    Halb stolpernd, halb fallend eilte sie durch Matsch und Dreck in Richtung des Hofs.
    Ihre Beine versagten ihr bald den Dienst. Sie zitterte am ganzen Körper vor Kälte und Angst.
    Der Sturm hatte ihr Haar ergriffen und es wehte in wilden Strähnen um ihren Körper.
    Der Schneefall hatte erneut eingesetzt und bald sah sie die Hand nicht mehr vor Augen. Sie war gefallen und ihr Fußgelenk schmerzte so sehr, dass sie kaum mehr aufzutreten vermoc hte.
    Doch weniger wegen des Schmerzes, als aus Furcht, was auf dem Hof geschehen sein moc hte, weinte sie bittere Tränen. Die schrecklichsten Bilder umgaben sie. Schemen aus den Abgründen der Hölle. Geister, die sich aus den Fegefeuern erhoben zu haben schienen, alleine, um sie zu verfolgen und heimzusuchen.
    Ob vom Weinen, oder von der körperlichen Anstrengung – Anne schwitzte am ganzen Kö rper. Der Schweiß rann ihre Wirbelsäule herab und durchfeuchtete ihr Kleid.
    Als sie zusammenbrach und das Bewusstsein verlor, war alles um sie herum schwarz. Sie hatte den Weg endgültig verloren und würde im Moor sterben. Aber es war ihr gleichgültig.

 
     
    Rettung
     
    Als sie die Augen öffnete, sah sie den bleigrauen Himmel über sich. Ihr Körper war gleichsam wie erfroren und es kostete Anne alles, auch nur den Kopf so zu bewegen, dass sie einen Eindruck zu gewinnen vermochte, wo sie sich befände.
    Sie kannte die Gegend und mit seltsam taubem Empfinden erkannte sie, dass sie kaum zehn Minuten vom Hof entfernt am Boden lag.
    Ja, wenn sie sich konzentrierte, konnte sie sogar den Hof in der Ferne sehen.
    Wie lange sie so gelegen hatte, beziehungsweise, wie lang sie gebraucht hatte, um hierher zu gelangen, vermochte sie nicht zu sagen, denn sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
    Anne kannte Kälte, doch was sie jetzt empfand, lag jenseits all dessen, was sie je an Kälte durchgemacht hatte.
    Sie fühlte sich, als sei sie in einem Eisblock eingeschlossen. Ihre Zähne schlugen so hart au feinander, dass die Schmerzen ihr Gehirn erschütterten.
    Dennoch hatte sie keine Wahl. Um zu rufen, war sie zu weit entfernt. Also musste die au fstehen und versuchen, irgendwie zum Hof zu kommen.
    Doch sie kam nicht auf die Beine. Sie konnte es nicht. Mit tränenerstickter Kehle begann sie zu kriechen.
    Ihr Kleid klebte nass und matschig an ihrer Haut. Ihre Knie schmerzten beinahe unerträglich von den Steinen, an denen sie entlang scheuerte, weil sie keine Kraft hatte, die Beine anzuheben.
    Speichel floss aus ihrem Mund und ihre Nase lief.
    Teilweise rutschte ihr Haar in ihre Augen, sodass sie Mühe hatte, etwas zu sehen.
    Ab und an versuchte Anne zu schreien, in der Hoffnung, jemand auf dem Hof höre sie. Aber nichts rührte sich.
    Als sie einmal mehr die Kraft verließ, und sie in sich zusammensackte,

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