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Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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entschied sie, als sie sich selbst in dem dunklen Stoff mit dem kleinen, hellen Kragen betrachtete: Je unpassender sie aussah, desto geringer das Interesse seiner Lor dschaft an ihr.
    Es war nun nicht so, dass sie ihn nicht gemocht hätte, oder dass sie ihn für einen unattrakt iven Mann gehalten hätte (ein solches Urteil stand ihr ja gar nicht zu) – es verhielt sich vielmehr so, dass sie sich weniger in seiner Gegenwart, als vielmehr in seinem Umfeld zutiefst deplatziert fühlte.
    Das imposante Herrenhaus, seine herablassende Schwester, die livrierten Diener … all das führte dazu, dass sie seiner ganz vergaß und sich nur auf die Diskrepanz zwischen ihrer e igenen Herkunft und der seinen konzentrierte.
    Anne wusch ihr Gesicht und ihre Hände, strich den Rock glatt und ging dann langsam nach unten.
    Der Gedanke, dass sie durch ihr unscheinbares Äußeres ein für alle Mal klar machen konnte, dass sie nicht nach Haversham House passte, gab ihr neuen Mut. So konnte sie sich gegen alle Widrigkeiten wappnen, denn sie hatte ja nichts zu verlieren.
    Sie hatte die Stiege noch nicht verlassen, als sich plötzlich ein Schemen aus der Dunkelheit am Fuß der Treppe löste und ihr den Weg versperrte.
    „Wo gehst du hin?“, zischte es.
    „Ich bin zum Tee eingeladen“, erwiderte Anne ebenso leise, denn sie fürchtete, Johns Au fmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    „Ins Herrenhaus?“
    „Ja.“
    „Und du gehst hin?“
    Anne fand, dass sich eine Antwort erübrigte, nachdem sie in ihrem einzigen guten Kleid herunter gekommen war.
    „Will er dich zu seiner Geliebten machen?“
    Harte Finger umklammerten ihr Handgelenk.
    „Lass mich los!“, zischte sie wütend.
    „Ich denke nicht dran! Ich weiß, was er vorhat!“
    „So. Na, dann bist du ja richtig schlau!“, murmelte Anne, die wenig Lust hatte, weiter mit Declan zu streiten.
    „Aber glaub nur nicht, dass du Herrin auf Haversham House wirst. Er wird dich benutzen wie John und dann lässt er dich fallen.“
    „Halt endlich deine Klappe, Declan! Du bist nur neidisch und eifersüchtig.“
    Die Luft war dick und stickig. Sie hatte plötzlich nur noch den einen Wunsch, nämlich an die frische Luft zu kommen. Egal, wie kalt und windig es auch sein mochte.
    Es tat ihr weh, mit Declan zu streiten. Zumal es keinen Grund dazu gab. Sie wollte nichts von Alderton. Im Gegenteil. Aber Declan reizte sie mit seinen Vorwürfen derart, dass sie einfach nicht anders konnte, als dagegen zu halten.
    „Ich? Wieso sollte ich? Meinst du, ich fürchte diesen Kerl? Keiner kann dir auch nur annähernd das geben, was ich dir gebe!“
    Anne wusste nicht warum, aber diese Worte klangen, als habe Declan sie lange einstudiert.
    Und plötzlich tat er ihr Leid. Sie sah ihn da im Zwielicht stehen, in seinen schmutzigen, zerrissenen Sachen. Seinem herrlichen Körper, der nur allzu bald von der schweren Arbeit ruiniert sein würde. Sie war für ihn der einzige Lichtblick in diesem grauenhaften Leben, ebenso wie er der ihre war. Und nun drohte sie, ihn zu verlassen. In unerreichbare Ferne zu entschwinden. In ein Haus, das er nicht einmal würde durch den Hintereingang betreten dürfen.
    Alles in ihr drängte danach, ihn in ihre Arme zu nehmen und ihm klar zu machen, dass sie dies nicht vorhabe. Dass sie jetzt zum ersten und letzten Mal eine solche Einladung anne hmen würde und dem Herrn auf Haversham noch heute bewusst werden würde, dass sie niemals eine Rolle in seinem Leben spielen würde.
    Und gerade da Anne einen Schritt in Declans Richtung tat, da sie den Mund öffnete, um ihm dies alles zu sagen, da fiel er ihr ins Wort.
    „Was denkst du, würde seine Lordschaft dazu sagen, wenn er erfahren würde, dass seine Angebetete seit Jahren die Buhle ihres eigenen Bruders ist?“
    Anne erstarrte.
    Ihr Herz setzte aus und sie wurde taub, da das Rauschen des Blutes in ihrem Kopf jegliche Wahrnehmung abtötete.
    Sie wollte ihn schlagen. Ihn anspucken. Ihm mit ihren Nägeln durch das Gesicht kratzen. Schreien wollte sie und ihm ihre Fäuste in den Magen rammen.
    Aber sie tat nichts dergleichen. Sie stand nur stumm und starr. Paralysiert von dem Schock, der sie getroffen hatte.
    Es fühlte sich an, als bewege sie sich in einer Luftblase, unfähig, die Welt um sie herum auch nur zu berühren.
    Und auch Declan war erstarrt.
    Er bewegte sich nicht. Atmete nicht mehr.
    Starrte sie nur an. Fassungslos über die Wucht seiner eigenen Worte.
    „Bist du so weit?“
    Es war Johns befremdlich nette Stimme, die so rief

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