Sturm der Leidenschaft
kam Whitney vor wie eine Meile, und sie wußte, daß sie sie überwinden mußte, wenn sie ihn haben wollte, daß er ihr auch nicht einen Schritt entgegenkommen würde - weil er ihr noch immer nicht ganz vertraute.
Er ließ sie keine Sekunde lang aus den Augen, als sie sich mit zittrigen Knien auf ihn zu bewegte. Einen Schritt von ihm entfernt mußte sie innehalten, weil sie glaubte, nicht weiterzukönnen. Doch dann bewältigte sie auch diesen Schritt und blieb vor ihm stehen - ihre Brüste nur Zentimeter von seinem grauen Rock entfernt.
Mit gesenktem Kopf wartete sie, aber Clayton machte keine Anstalten, sie zu berühren. Schließlich hob sie den Blick und sah ihn mit schimmernden grünen Augen an. »Würdest du mich bitte in die Arme nehmen?«
Clayton streckte die Arme aus, zögerte .. . und riß sie an sich. Mit einem unterdrückten Freudenschrei erwiderte Whitney seinen leidenschaftlichen Kuß.
Das herrliche Gefühl, sie in den Armen halten, ihre Lippen unter seinem Mund zu spüren, die Fülle ihrer Brüste unter seinen Fingern zu fühlen, vermittelten Clayton ein unsagbares Glücksgefühl. Er wollte sie nicht loslassen, konnte sie nicht loslassen - aus Furcht, sie könnte verschwinden, wenn er den Kontakt abbrach, und er müßte wieder in den Abgrund endloser Leere zurückstürzen.
Als er schließlich seine Lippen von ihrem Mund löste, hielt er sie weiter umschlungen, legte sein Kinn sanft auf ihren Kopf und wartete darauf, wieder ruhiger atmen zu können. Und Whitney rührte sich nicht - als wären seine Arme der einzige Platz auf Erden, an dem sie zu sein wünschte.
»Willst du mich heiraten?« fragte Clayton leise.
Whitney nickte. Sie nickte, weil sie nicht sprechen konnte.
»Warum?« wollte er wissen. »Warum willst du mich heiraten?«
Von dem Moment an, seit er sie gezwungen hatte, durch den ganzen Raum auf ihn zuzukommen, wußte Whitney, daß er von ihr bedingungslose Hingabe erwartete. »Weil ich dich liebe«, sagte sie leise.
Seine Arme umschlossen sie, als wollten sie sie nie wieder loslassen. »Gott sei dir gnädig, wenn du es nicht ernst meinst«, warnte er aufseufzend, »weil ich dich nie wieder freigebe.«
Es klopfte leise an die Tür, Stephen trat ein und schloß die Tür hinter sich. Er grinste seinen Bruder an, der Whitney noch immer umfangen hielt. »Entschuldige, Clay, aber deine Abwesenheit im Speisezimmer wird zunehmend peinlicher.«
Clayton runzelte die Stirn. »Ist das Dinner schon beendet?«
»Längst. Und Vanessa bringt kaum noch Verständnis für meine Bemühungen auf, sie für die Aufzucht von Pferden zu interessieren.«
»Ihr Bruder sieht sich einem Dilemma gegenüber«, meinte Whitney lächelnd. »Lassen Sie mich überlegen, wie ich es am besten ausdrücken kann. Er hat nur zwei Hände, aber beide vergeben.«
Stephen hob nachdenklich die Brauen. »Ich habe auch zwei Hände, aber noch keine von ihnen vergeben, Miss Stone«, bot er eifrig an.
»Du solltest meine brüderliche Zuneigung nicht über das hinaus belasten, was du dir heute bereits geleistet hast, Stephen«, warnte Clayton lächelnd. »Ich habe die Absicht, eine meiner Hände zu >befreien<, wenn ich Vanessa heute abend nach Hause bringe.«
»Ich sollte auch aufbrechen«, sagte Whitney, entzog sich bedauernd Claytons Umarmung und strich den Rock ihrer Robe glatt. »Ich darf nicht allzu spät zu Emily zurückkehren.«
»Du wirst keinen Fuß aus diesem Haus setzen, mein Liebling. Wenn ich mit Vanessa aufbreche, schicke ich einen Diener zu den Archibalds, damit er deine Sachen holt. Er kann ihnen mitteilen, daß du in einer Woche zurückkehrst. Und keinen Tag früher.«
Whitney wußte sehr wohl, daß Claytons Anordnung ihren Grund in ihrem für ihn unerklärlich veränderten Verhalten bei dem Bankett hatte. Aber da sie sich von ganzem Herzen wünschte, in seiner Nähe zu sein, fügte sie sich mit einem leisen Lächeln.
Am nächsten Morgen wartete Clayton am Fuß der Treppe, als Whitney zu ihm hinabschritt. Sorgsam forschte er in ihrem Gesicht nach Anzeichen dafür, daß sie ihre Kapitulation vom vergangenen Abend bereute oder ihm verargte, sie ihr so schwer gemacht zu haben.
Und dann stand sie endlich auf der letzten Stufe und lächelte ihn fast scheu an. »Es ist kein besonders angenehmes Gefühl zu wissen, daß jedermann sagen wird, daß der Bräutigam so viel besser aussieht als die Braut. . .«
Clayton nahm sie in die Arme, drückte sie an sich und verbarg das Gesicht im Duft ihrer Haare. »Mein Gott«,
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