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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Fremde war.
    An einer Seite des riesigen Ballsaales hingen herrliche Gobelins, während die gegenüberliegende Seite mit Spiegeln versehen war, die das Licht der Tausenden von Kerzen in den Kronleuchtern widerspiegelten. Nervös überprüfte Whitney ihr Äußeres in einem der Spiegel. Ihr weißes Ballkleid aus schimmernder Seide war mit breiten Langetten versehen und mit blaßrosa Seidenrosen verziert. Die gleichen Rosen schmückten auch ihre schweren, dunklen Locken. Ich wirke wesentlich gelassener als ich mich fühle, dachte sie.
    »Es wird ein wundervoller Abend, du wirst schon sehen«, flüsterte ihr Tante Anne zu.
    Diese Zuversicht konnte Whitney ganz und gar nicht teilen. Sie durfte nicht darauf hoffen, mit den bezaubernden Blondinen, Rot- und Schwarzhaarigen mithalten zu können, die so gewandt mit lächelnden jungen Männern in schwarzen Röcken über farbigen Westen aus Seide oder Satin plauderten. Whitney sagte sich, daß sie sich keinen Pfifferling um einen albernen Ball scherte, aber sie wußte, daß das nicht stimmte. Dieser »alberne Ball« bedeutete ihr sehr viel.
    Thérèse und ihre Mutter trafen erst kurz vor dem ersten Tanz ein. »Ich habe ganz großartige Neuigkeiten«, wisperte Thérèse Whitney atemlos zu. In ihrem weißen Spitzenkleid, mit den rosigen Wangen und den blonden Korkenzieherlocken wirkte sie wie ein appetitliches Praliné. »Meine Zofe ist eine Cousine von Nickis Kammerdiener, und er erzählte ihr, daß Nicki heute abend kommen wird. Und er bringt drei seiner Freunde mit. Er hatte mit ihnen beim Würfelspiel fünfhundert Francs gegen zwei Stunden ihrer Zeit gewettet, und sie haben verloren. Nun müssen sie kommen, um mit dir zu tanzen ...« Sie brach ab, sah Whitney entschuldigend an und knickste vor dem jungen Mann, der gekommen war, um sie zum Tanz zu bitten.
    Whitneys Wangen brannten noch immer über diese peinlichen Neuigkeiten, als die Musik aufklang und die Debütantinnen von ihren Partnern auf das Parkett geführt wurden. Aber nicht alle Debütantinnen ... Whitney spürte, daß sich ihre Röte noch vertiefte, als sie hilflos auf Tante Anne blickte. Sie hatte zwar nicht damit gerechnet, pausenlos aufgefordert zu werden, aber auch nicht geahnt, daß sie sich so verlegen und ausgeschlossen fühlen würde, wie sie da neben Madame DuVille und Tante Anne zurückgelassen wurde. Die Empfindung war ihr schmerzlich vertraut. Es war, als wäre sie wieder in England, wo sie auch nur höchst selten zu gesellschaftlichen Zusammenkünften eingeladen wurde, und wenn sie ihnen folgte, wurde sie ausnahmslos herablassend behandelt oder ignoriert.
    Thérèse tanzte auch den zweiten und dritten Tanz, Whitney wurde zu keinem aufgefordert. Kurz vor dem vierten hatte Whitney das Gefühl, die Peinlichkeit nicht ertragen zu können, wenn sie auch diesmal übergangen wurde. Sie wandte sich an Tante Anne und wollte sie gerade fragen, ob sie sich irgendwo erfrischen könnte, doch da entstand eine gewisse Unruhe am Eingang, und sie folgte neugierig den Blicken der Ballgäste.
    Unter dem gewölbten Portikus des Eingangs standen Nicolas DuVille und drei andere junge Männer. Elegant gekleidet und in lässiger Haltung nahmen sie die Aufregung mit heiterer Ruhe zur Kenntnis, die ihr Auftritt auf dem Debütantinnenball erregte. Wie erstarrt beobachtete Whitney, daß Nicolas DuVilles Blick über die Menge erregt kichernder Debütantinnen und junger Messieurs wanderte. Als er sie endlich entdeckt hatte, neigte er leicht den Kopf, und die vier kamen auf sie zu.
    Spontan wich Whitney an die Wand zurück und verspürte den kindischen Wunsch, sich hinter Tante Anne zu verstecken. Sie hatte keine Lust auf eine erneute Konfrontation mit Nicolas DuVille. Gestern war sie zu überrascht gewesen, um sich von ihn eingeschüchtert zu fühlen. Aber heute war das, was sie an Stolz und Selbstgefühl besaß, bereits erheblich ins Schwanken geraten, und darüber hinaus sah Nicolas in seinem schwarzen Abendanzug erschreckend weltstädtisch und elegant aus.
    Sie sah zu, wie das Quartett sich seinen Weg durch die Menge bahnte, und selbst in ihrem Zustand starren Entsetzens entging Whitney der scharfe Kontrast zwischen Nicolas DuVille und seinen Freunden sowie den anderen Herren im Ballsaal nicht. Die vier waren nicht nur etliche Jahre älter als die meisten der anderen Tänzer, sie umgab auch eine Aura eleganten Raffinements, das sie grundlegend von ihnen unterschied.
    Madame DuVille lachte höchst überrascht auf, als ihr Sohn sie

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