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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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getragenen Decken aufblickten, stellten sie ehrfurchtsvoll fest, daß diese von Rubens ausgemalt worden waren.
    Für Clayton war das Haus jedoch ein Ort qualvoller Erinnerungen, die ihn nicht in den Schlaf kommen ließen. Und wenn er doch einmal die Augen schloß, suchten ihn die Alpträume von dem heim, was sich hier vor sieben Nächten ereignete hatte. Es war ein Ort, dem er unbedingt entkommen mußte.
    Jetzt saß er in der eichengetäfelten Bibliothek hinter dem Schreibtisch und hörte ungeduldig zu, wie der vor ihm sitzende Anwalt die ihm erteilten Aufträge wiederholte.
    »Habe ich Sie richtig verstanden, Euer Gnaden? Sie wollen Ihren Heiratsantrag gegenüber Miss Stone also zurückziehen? Aber keinen Versuch unternehmen, die mit diesem Antrag verbundene, bereits gezahlte Geldsumme zurückzuverlangen?«
    »So ist es«, erwiderte Clayton knapp. »Ich breche noch heute nach Grand Oak auf und komme in zwei Wochen zurück. Bereiten Sie die Dokumente vor, damit ich sie am Tag nach meiner Rückkehr unterzeichnen kann.« Damit erhob er sich abrupt und beendete das unerfreuliche Gespräch.
    Die Dowager Duchess of Claymore sah auf, als der Butler in der Tür erschien. »Die Kutsche Seiner Gnaden fährt gerade vor«, verkündete er, und unverhüllte Freude überzog sein würdiges Gesicht.
    Lächelnd trat die Herzoginwitwe an das Fenster des behaglichen Hauses, das ihr Ehemann vor Jahren zu ihrem Alterssitz bestimmt hatte. Im Vergleich zu Claymore war Grand Oak klein, aber sie fühlte sich in seinen heiteren Räumen wohl, die von herrlichen Gärten umgeben waren. Darüber hinaus standen hinter dem Haus einige Gästepavillons, so daß sie auf Besuch und Gesellschaft nicht zu verzichten brauchte.
    Sie sah, wie die beiden Kutschen hielten, und lief zum Spiegel, um ihr Aussehen zu überprüfen. Mit ihren fünfundfünfzig Jahren war Alicia Westmoreland noch immer eine sehr schöne, schlanke Frau. Ihre dunklen Haare waren zwar von ersten grauen Strähnen durchzogen, doch das verlieh ihrem faszinierenden Aussehen nur zusätzliche Würde.
    Gleich darauf kam Clayton auf sie zu, übersah ihre ausgestreckten Hände, umarmte sie und drückte ihr einen liebevollen Kuß auf die Stirn. »Du bist schöner denn je«, stellte er fest.
    Seine Mutter betrachtete besorgt die Falten um Augen und Mund ihres ältesten Sohnes. »Warst du krank, Clayton? Du siehst ja furchtbar aus.«
    »Vielen Dank, Mutter«, entgegnete er trocken. »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.«
    »Oh, natürlich freue ich mich auch, dich zu sehen«, sagte seine Mutter lachend. »Aber noch mehr würde ich mich freuen, wenn du nicht so erschöpft aussehen würdest.« Sie tat das Thema mit einer leichten Handbewegung ab und zog ihn neben sich auf ein Sofa. »Stephen ist außer sich vor Freude, zwei Wochen lang mit dir verbringen zu können«, sagte sie. »Er hat bereits diverse Gesellschaften geplant und ist sogar jetzt unterwegs, um ein paar Leute zu deiner Begrüßung heranzuschaffen. Ich fürchte, du wirst hier keinen Moment lang zur Ruhe kommen. Wenn du also gekommen bist, um dich ein wenig zu erholen, solltest du dich auf eine böse Überraschung gefaßt machen.«
    »Das macht nichts«, entgegnete Clayton grimmig. Er stand auf, trat an einen Tisch und goß sich eine großzügige Portion Whisky in ein Glas.
    »Wo ist der Schuft, der mich zur Existenz eines mittellosen jüngeren Sohnes verurteilt?« rief Stephen Westmoreland aus der Halle. Er kam in den Salon, zwinkerte seiner Mutter zu und drückte Claytons Hand. »Ich war es leid, lieber Bruder, mich bei den Londoner Schönheiten dauernd wegen deiner Abwesenheit entschuldigen zu müssen, daher habe ich einige von ihnen mitgebracht, wie du gleich sehen wirst«, sagte er mit einer Kopfbewegung auf das Stimmengewirr in der Halle.
    »Wie schön.« Clayton hob gleichgültig die Schultern.
    Ein leichtes Stirnrunzeln verengte Stephens blaue Augen, und der nachdenkliche Gesichtsausdruck erhöhte die Ähnlichkeit zwischen den beiden Brüdern. Wie Clayton war Stephen groß und dunkelhaarig. Ihm fehlte zwar die Aura von Autorität und Macht, die von seinem Bruder auszugehen schien, dafür war er umgänglicher, unbeschwerter und verfügte - wie in den einschlägigen Kreisen immer wieder betont wurde - in reichlichem Maß über den nahezu legendären Westmoreland-Charme. Im Gegensatz zu seiner scherzhaften
    Bemerkung nagte auch er nicht gerade am Hungertuch und war mehr als zufrieden darüber, daß der Herzogtitel - und die

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