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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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seinem Pferd erkennen konnte. Das Tier scheute und bäumte sich vor ihm auf, und erst im letzten Moment erkannte Adam den wahren Grund dafür.
    Die Falken hatten sich auf Krieg gestürzt und attackierten ihn nun aus allen Richtungen mit Schnäbeln und Fängen, die immer noch von Phoenix’ Blut tropften. Wo sie trafen, brachen die Panzerplatten rauchend entzwei, als hätten die Vögel ihre Klauen in Säure getaucht. Ganze Stücke brachen aus der Rüstung, und darunter schimmerte Haut schwarz und rissig wie Kohle. Wieder und wieder griffen sie an, stießen auf ihn herab, schlugen und schnappten und zogen sich wieder zurück, wirbelten in einem Strudel über Kriegs Haupt. Mit den langen Dornen, die aus den Knöcheln seiner zu Fäusten geballten Hände ragten, schlug er nach ihnen, doch es schien, dass sich in jede Lücke, die er gerissen hatte, nur noch mehr Tiere stürzten. Ein tiefer Riss verlief von oberhalb seines linken Auges bis über das Nasenbein schräg über seine Maske. An Schultern und Bauch lugte schwarzes Fleisch hervor, und die Panzerplatten um seinen Hals lagen heruntergerissen zwischen toten weißen Vögeln auf dem Boden. Teile von Arm- und Beinpanzerung waren abgeplatzt, und wo die Klauen die schwarze Haut darunter erwischten, platzte sie auf wie ein eitriges Geschwür.
    Doch immer noch kämpfte er. Donner bäumte sich auf und schlug mit seinen flammenden Vorderhufen nach den Vögeln, die ihrerseits so lange nach den glühenden Augen von Kriegs Reittier pickten, bis die Flammen darin erloschen und nur noch blinde, schwarze Höhlen zurückblieben. Rasend vor Schmerz schüttelte das Tier seinen knöchernen Schädel und begann so wild auszuschlagen, dass Krieg von seinem Rücken heruntersprang. Dort, wo seine Füße auf den Boden trafen, brach die Erde auf, tiefe Risse schossen in allen Richtungen über den Strand, Schnee und Sand rieselten in die immer breiter werdenden Spalten hinab. Tote Echsenkörper wurden mitgerissen wie von einem Wasserfall, und die zuvor noch senkrecht aus dem Boden ragenden Speere standen jetzt windschief in alle Richtungen.
    Blind drauflosgaloppierend jagte Donner auf den Eingang der Höhle zu in dem Versuch, den ihn unablässig attackierenden Greifvögeln zu entkommen. Mare erstarrte vor Angst, als er den nackten weißen Schädel mit aufgerichteter Stachelmähne auf sich zurasen sah. Dann hob er seinen Speer und richtete ihn auf den durchgehenden Hengst.
    Die Waffe zitterte in seinen Händen, aber vielleicht lag es auch daran, dass der ganze Boden um ihn herum unter Donners Hufschlag bebte, doch er schaffte es, sie auf den wild in alle Richtungen zuckenden Kopf des Tieres gerichtet zu halten. Als das Tier direkt über ihm war, brüllte er vor Angst.
    Mit einem lauten Krachen durchstieß die Spitze des Pfahls das Stirnbein gleich oberhalb des linken Auges, dann prallte das Pferd mit seiner Brust gegen Mare und schleuderte ihn zu Boden.
    Mare schrie und spürte, wie seine zerschmetterten Rippen sich in sein Brustfell bohrten. Einer von Donners Hinterhufen fuhr auf seinen Knöchel nieder, ein furchtbarer Schmerz raste von seinem Fuß bis hinauf in seine Hüfte, und jeder Versuch, etwas Sauerstoff in seine Lunge zu saugen, brachte nur noch mehr Schmerzen. Keuchend drehte Mare sich auf den Bauch und sah gerade noch, wie die flammenden Hufe durch den Eingang der Höhle preschten.
    Donner versuchte immer noch, den aus seiner Stirn ragenden Speer abzuschütteln. Wie von Tollwut gepackt warf er sein mächtiges Haupt hin und her, raste blind immer tiefer in die Höhle hinein und prallte in gestrecktem Galopp gegen die hintere Felswand. Die Wucht des Aufpralls rammte den Pfahl durch seinen Hinterkopf, Knochen barsten, und Donners Wiehern verstummte abrupt. Einen Moment lang stand der Hengst schwankend da, dann brach er zusammen. Gelenke lösten sich auf, Knochen fielen durcheinander wie Zündhölzer, und das magische Feuer, welches das Tier überhaupt noch am Leben erhalten hatte, begann seine sterblichen Überreste endgültig zu verzehren. Das Skelett wurde schwarz und ging endlich denselben Weg, den seine fleischliche Hülle schon längst beschritten hatte.
    Mare presste seinen Brustkorb mit beiden Händen fest zusammen, dann konnte er endlich einatmen. Zitternd kniete er sich hin. Solche Schmerzen hatte er noch nie gespürt, und ein Blick nach unten bestätigte nur, was er bereits geahnt hatte: Sein rechter Fuß stand in einem spitzen Winkel vom Unterschenkel ab, die Zehen zeigten

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