Sturm der Seelen: Roman
fast in Richtung Decke. In kalten Wellen flutete die in ihm aufsteigende Ohnmacht durch seinen Körper, doch er kämpfte mit aller Macht dagegen an.
Adam riss seinen Blick von dem verkohlenden Skelett los, dessen Flammenschein den Höhleneingang blass erleuchtete, und schaute hinüber zu Phoenix, der mit dem Gesicht nach unten in dem von seinem Blut verfärbten Schnee lag. Mare war noch bei Bewusstsein, schien aber nicht mehr aufstehen zu können. Viel zu langsam zog er sich mit nur einem Arm vorwärts, während er den anderen auf seinen Brustkorb gepresst hielt und ein Bein schlaff hinter sich herzog. Durch den schwarzen Rauch konnte Adam sehen, wie die Falken Krieg unvermindert attackierten, aber ihre Angriffe schienen nicht mehr dieselbe Wirkung zu haben. Ihre mittlerweile trockenen Klauen glitten einfach an seiner Rüstung ab, und Krieg fegte sie beiseite wie lästige Fliegen. Hinter ihm versammelte sich der Schwarm, eine schwarze Mauer des Bösen, die Adam durch den Sturm hindurch drohend anstarrte. Mit eingezogenen Kehlsäcken standen sie lauernd da.
Sie waren bereit.
Schließlich ergriff auch der letzte Falke die Flucht, doch mit seinen gebrochenen Schwingen kam er nicht weit und stürzte nach wenigen Metern kopfüber in den Schnee.
Adam wusste nicht, was er jetzt noch tun sollte. Ein Angriff wäre sein sicherer Tod, und Flucht würde das Unvermeidliche nur ein wenig länger hinauszögern.
Also ließ Adam seinen Speer fallen. Dann lief er zu Phoenix, fasste ihn unter den Achseln und zog ihn aus dem Schnee. Beide Arme um die Brust des Jungen geschlungen zog er ihn in den Eingang der Höhle, ohne Krieg auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen, dessen linkes Auge nackt und ohne Maske aus seinem verbrannten Gesicht leuchtete.
Die Kadaver der toten Falken unter seinen Schritten zermalmend stampfte Krieg auf ihn zu. Eine Hand war nackt und schwarz, die andere immer noch gepanzert und zur Faust geballt, und hinter ihm marschierte mit geifernden Kiefern der Schwarm.
Fast brüllte Adam vor Anstrengung, zwang seine müden Beine, sich schneller zu bewegen, bis er endlich den glatten Felsenboden der Höhle unter seinen Stiefeln spürte, wo er den Jungen sanft gegen die Wand lehnte. Dann rannte er wieder hinaus in den Sturm, stützte den vor Schmerzen schreienden Mare und humpelte mit ihm zurück in die Höhle, wo er ihn neben Phoenix setzte. Als er sich wieder umdrehte, war Krieg mit dem Schwarm in seinem Gefolge kaum noch zehn Schritte entfernt.
Adam hastete wieder nach draußen, griff nach seinem Speer und richtete ihn auf den roten Dämon, während seine Augen fieberhaft nach einer verwundbaren Stelle suchten. Der Kopf war immer noch größtenteils von Panzerplatten geschützt, nur Teile von Brust und Bauch lagen frei, und das Beste, worauf Adam hoffen konnte, war, dass Krieg langsam innerlich verbluten oder früher oder später an einer infizierten Wunde sterben würde.
Krieg war jetzt so nahe herangekommen, dass Adam an der Stelle, wo die gepanzerte Halskrause fehlte, die Muskeln unter der verkohlten Haut sehen konnte.
Die Vorderseite seines Halses lag frei, aber Krieg schützte sie mit seinem eingezogenen Kinn. Blieb nur noch die eine Hälfte seines Gesichts, in dem Adam jetzt die gefletschten Zähne und die Konturen der Schädelknochen erkennen konnte.
Und das flammende Auge.
Dies war seine einzige Chance. Wenn er versagte, würden sie mit Mare und Phoenix kurzen Prozess machen, auch wenn Adam inbrünstig zu Gott betete, dass sie es noch bis zu dem Tunnel schaffen würden, wo sie sich mit den anderen verbarrikadieren konnten. Doch als er sich noch einmal umdrehte, sah er, dass die beiden nicht mehr allein waren. Missy und Jill kamen aus dem Felsengang gelaufen und versuchten, sie ins Innere des Berges zu bringen.
»Schnell!«, schrie Adam und fuhr wieder herum. Krieg stand jetzt fast direkt vor ihm. Der Riese hob eine Faust, und Adam stürzte sich auf ihn. Er hob seinen Speer hoch über den Kopf, dann stieß er mit aller Kraft zu. Die Spitze traf genau dort, wo er gehofft hatte, durchstach das Feuerauge und trat auf der Rückseite des Schädels wieder aus.
Krieg brüllte vor Wut und Zorn – ein Geräusch, das sich anhörte wie der Knall eines Flugzeugs, das die Schallmauer durchbricht. Die Höhle zitterte, ganze Felsbrocken brachen aus den Klippen vor dem Eingang, und gleichzeitig spürte Adam, wie Krieg ihn mit seinem unverletzten Auge durchbohrte wie mit einem glühenden Spieß. Dann packte er
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