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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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bewusst.
    »Wir fahren nachts, damit sie uns nicht kommen sehen.« Richard zog die Ausrüstung an, die sie für ihn bereitgelegt hatten, Schicht um Schicht: Hosen und Überhosen, mehrere Jacken sowie einen Expeditionsanorak, und als er endlich damit fertig war, fühlte er sich wie ein Hähnchen auf einem Grillspieß. »Falls irgendjemand Skrupel haben sollte bei der Aussicht, tun zu müssen, was auch immer sich als nötig erweisen sollte, um den Jungen zu befreien, dann soll er es jetzt sagen. Niemand wird es ihm verübeln. Bleiben Sie einfach hier.« Forschend blickte er in ihre entschlossenen Gesichter. »Gut.«
    Er zog sich eine Skimaske übers Gesicht und die Pelzkragenkapuze über den Kopf und ging hinüber zu den in einer Reihe aufgestellten Tischen, auf denen alle Arten von Schusswaffen aufgetürmt lagen. Er griff nach einer Schrotflinte, die ihm die richtige Größe zu haben schien, peilte den Lauf entlang, hängte sie sich zufrieden über die Schulter und stopfte sich die Taschen voll mit Munition. Er wollte sich gerade wegdrehen, da sah er aus dem Augenwinkel etwas, das sein Interesse weckte. Lächelnd legte er seine Hand auf den Griff des großen Jagdmessers, das da in einer Lederscheide auf dem Tisch neben ihm lag. Mit einem Ruck zog er es heraus und hielt die Klinge ans Licht. Die Rückseite war tief gezackt, die Schneide selbst scharf genug, um damit einen Hirsch zu häuten; oder einem Menschen ohne die geringste Anstrengung die Kehle durchzuschneiden. Er steckte das Messer samt Scheide in die Bauchtasche seines Pullovers, dorthin, wo er immer spüren konnte, dass es da war. Dann führte er die Gruppe hinaus ins Foyer, wo sich der Großteil der anderen versammelt hatte, um sie zu verabschieden.
    »Wir werden zurückkehren«, rief Richard über seine Schulter, während er durch die Flügeltüren nach draußen schritt. Er saß schon auf dem Fahrersitz des Pick-up, da jubelten sie hinter ihm immer noch. Zwei seiner Männer kamen durch die Fahrertür herein, der Rest kletterte hinten auf die Ladefläche, und der ganze Truck schaukelte unter ihrem Gewicht.
    Der Mann auf dem Fahrersitz drehte den Schlüssel im Zündschloss und trat das Gaspedal durch. Mit einem Brüllen erwachte der Motor zum Leben, und mit durchdrehenden Reifen schoss der Pick-up rückwärts, dann riss der Fahrer das Lenkrad herum, ließ die Kupplung schnalzen, und sie jagten davon durch das Loch im Zaun, wo vor ein paar Stunden noch das Tor gewesen war. Anstatt jedoch nach links auf den Highway abzubiegen, fuhren sie ein paar Häuserblocks in die andere Richtung, in das angrenzende Gewerbegebiet, wo sie schließlich fanden, wonach sie gesucht hatten.
    Hinter einem hohen, mit Stacheldraht bewehrten Maschendrahtzaun sahen sie einen riesigen Parkplatz, auf dem Campingmobile und -anhänger standen, so weit das Auge reichte. Aber das war es nicht, wonach sie suchten. Der Fahrer hielt einfach aufs Geratewohl auf den Zaun zu und brach durch, Stacheldraht grub sich kreischend in den Lack und riss. Weiter und weiter fuhren sie über das schier endlose Grundstück, vorbei an Wohnmobilen, die größer waren als das erste Apartment, in dem Richard gewohnt hatte, bis sie endlich die Ausstellungsfläche sahen, von der ihnen berichtet worden war.
    Etwa zwei Dutzend Motorschlitten standen vor ihnen, die Premiummodelle auf leicht erhöhten Plattformen, damit sie als Erste ins Auge stachen. Der Fahrer trat auf die Bremse, und die frierenden Männer hinten sprangen von der Ladefläche, noch bevor der Pick-up zum Stehen gekommen war. Richard riss die Beifahrertür auf und stellte sich neben seine Männer, die mit funkelnden Augen die schnittigen Gefährte bestaunten.
    »Ich bin immer noch der Meinung, dass wir mit dem Pick-up schneller wären«, sagte der Fahrer, der sich als Letzter zu ihnen gesellt hatte.
    »Das würde zu viele Unwägbarkeiten mit sich bringen«, entgegnete Richard, während er zufrieden feststellte, dass in allen Fahrzeugen die Zündschlüssel steckten, ganz wie er gehofft hatte. »Wir können jederzeit von der Straße abkommen und in einer Schneewehe stecken bleiben. Außerdem werden sie mittlerweile wissen, dass wir kommen, um den Jungen zu holen, und wahrscheinlich haben sie bereits Straßensperren errichtet. Mit nur einem Fahrzeug wären wir leichte Beute. Wenn wir jedoch mehrere haben, die noch dazu geländegängig sind, werden sie weit größere Probleme bekommen, mit uns fertigzuwerden.«
    »Aber wir werden doppelt so lange unterwegs

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