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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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sein, wenn nicht länger.«
    »Haben Sie mir nicht zugehört?«
    Der Mann verstummte. Er wusste, dass er sich mit jedem weiteren Protest nur den Unmut der ganzen Gruppe zuziehen würde.
    »Ich will, dass diese Dinger in weniger als einer halben Stunde vollgetankt und bereit zur Abfahrt sind. Besorgt euch Reservekanister und ladet mindestens vier Stück auf jedes davon, schnallt sie irgendwie fest. Und erledigt alles, was ihr sonst noch zu tun habt«, sagte Richard, dann ging er davon.
    »Wo wollen Sie hin?«, rief einer der Männer ihm nach.
    »Wenn das hier ein Einkaufszentrum ist, muss es auch irgendwo Essensautomaten geben. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber wenn ihr genauso viel Hunger habt wie ich, dann werden wir so viel an Vorräten mitnehmen müssen, wie wir nur können.«
    Er ging über den Parkplatz zu einem der verglasten Ausstellungspavillons, trat eine der Scheiben ein und spazierte hinein. Auf der gegenüberliegenden Seite sah er die Eingangstüren zu den Kundentoiletten, dazwischen eine ohne besondere Kennzeichnung. Das war mit Sicherheit der Aufenthaltsraum für das Personal, wo er auch etwas Essbares finden würde, aber was seine Aufmerksamkeit noch mehr erregte, war das, was sich hinter der Kassentheke zu seiner Linken befand.
    Dort stand ein ganzes Regal voll mit Notfallausrüstung: von Taschenlampen über Blinklichter und Warndreiecke bis hin zu Reparaturschaum für platte Reifen, aber das Interessanteste von allem befand sich ganz oben auf dem Regal – eine Leuchtpistole.
    Richard ging um die Theke herum, zog die Pistole aus dem Regal und steckte sie in die Innentasche seines Anoraks, zusammen mit mehreren Schachteln Ersatzleuchtkapseln. Man wusste nie, wozu man eine hübsche kleine Stichflamme gebrauchen konnte.

XXXII
     
    SANGRE DE CRISTO RANGE, WESTERN COLORADO
     
    Noch vor Sonnenuntergang brachen sie auf. Die Wolken und der Schneesturm verfinsterten den ohnehin dunklen Himmel so sehr, dass die Sonne schon lange nicht mehr zu sehen war, noch bevor sie hinter dem Horizont versank, und mit diesen unverhofften zusätzlichen Stunden könnte es ihnen sogar gelingen, Salt Lake City zu erreichen, noch bevor der nächste Tag das Firmament erhellen würde. Und falls alles nach dem revidierten Plan lief, könnten sie nicht nur schon in der kommenden Nacht jene belagern, die sich in dem Hotel verschanzt hatten, sondern auch gegen die marschieren, die dort am Ufer des Großen Salzsees lagerten, jene, die ihr Gebieter als die eigentliche Bedrohung ausgemacht hatte.
    Donner jagte den Hang hinauf, Flammen leckten an seinen Knochenbeinen, und als er den Kamm des Hügels erreichte, sprang er in gestrecktem Galopp darüber hinweg. Er zog einen Feuerschweif hinter sich her wie ein Düsenjet, und als er auf der anderen Seite wieder landete, erbebte die Erde unter dem donnernden Schlag seiner Hufe. Tief geduckt saß Krieg auf seinem Rücken und riss an der langen Stachelmähne seines Reittiers, um es noch schneller voranzutreiben. Die knöcherne Bestie wurde nie müde, so wie der Schwarm, der geschmeidig über Felsen springend und zwischen Bäumen hindurchjagend hinter ihnen her stürmte. Ihre Klauen geschickt einsetzend, jagten sie mit leichtfüßigen Sprüngen dahin und berührten kaum den Boden unter ihren Füßen.
    Mühelos sprangen sie über Hindernisse und zugefrorene Flüsse hinweg, nur auf blankem Fels mussten sie ihr Tempo etwas verlangsamen, was Krieg dazu zwang, auf den Wegen und Pfaden zu bleiben, die jene Tiere auf ihren Wanderungen angelegt hatten, die einmal Hirsche und Bergziegen gewesen waren, mit diesen aber nichts mehr gemein hatten und sich instinktiv versteckt hielten, wenn Krieg mit seiner Armee herannahte. Doch der Schwarm erklomm auch die steilsten Wände, schlug seine Klauen in die kleinsten Ritzen und jagte den Stein hinauf wie Geckos, blieb seinem Feldherrn dicht auf den Fersen, damit ihr Vorankommen sich nicht länger verzögerte als absolut notwendig. Sie bluteten aus vielen Wunden, die ihre Brüder ihnen beibrachten, wenn sie übereinander hinwegjagten in ihrem beständigen Kampf, der Schnellste zu sein, dem Meister zu gefallen, doch kümmerten sie sich nicht um den Schmerz und den klebrigen, weißen Schleim, der von ihren Wunden in den Schnee spritzte.
    Mit Zunehmen ihres Blutrauschs zischten und fauchten sie immer lauter, brachten Krieg dazu, sie nur noch schneller anzutreiben. Vom Jagdfieber gepackt, merkte er kaum, wie sie dahinjagten, der Untergrund immer flacher wurde

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