Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
müsstest du dich gleich übergeben«, durchbrach Typhus das Schweigen.
    »Was für ein Gemetzel!«, sagte ich etwas vernuschelt, denn ich hatte mir den Schal bis zur Nase hochgezogen.
    »Dann hast du noch kein echtes Gemetzel gesehen. Im Krieg der Nekromanten sind jeden Tag noch mehr Menschen gestorben. Damals ist sogar Rowan schlecht geworden.«
    »Wie? Er hat den Anblick nicht genossen?!«
    »Lass es mich so ausdrücken: Er hat gelitten, weil er sich überfressen hatte«, antwortete Typhus.
    Die Sonne verschwand nun hinter den Bergen. Die letzten himbeerroten Strahlen huschten über den tief hängenden Himmel. Dichte Schatten kündeten von der einbrechenden Nacht. Die ließ denn auch kaum zehn Minuten auf sich warten. Immerhin senkte sich keine undurchdringliche Finsternis herab, das verhinderten die Vulkane um uns herum, die ein blutrotes Licht verströmten. Alles in allem erinnerte diese Nacht damit eher an den Letzten Tag, von dem einige Priester Meloths so gern schwatzten. Da wir die Leichen inzwischen weitgehend hinter uns gelassen hatten, fehlte dem grausigen Bild aber sozusagen der letzte Schliff.
    Mit einem Mal ragte ein purpurn schimmerndes Wesen vor uns auf: Eine der flammenden Kaulquappen lag halb in die Erde eingegraben da, zuckte hin und wieder mit dem Schwanz und kühlte langsam ab. Den Körper überzog eine dunkle Steinkruste. Bei jeder Bewegung schimmerte durch Risse in dieser Kruste eine noch nicht erloschene Flamme.
    Wir machten einen großen Bogen um den Dämon. Dann trieb Typhus ihr Pferd völlig überraschend an. Ich schrie ihr nach, um sie zu warnen, dass sie sich den Hals brechen werde, aber sie drehte sich nicht einmal um. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr fluchend nachzusetzen.
    Die Gegend war noch fast genauso uneben wie bisher, aber immerhin gab es keine Krater, keine kochenden Wasserfontänen oder aus dem Boden aufsprudelnde Lava mehr. Von einer Straße konnte jedoch keine Rede sein. Es wäre also ein Leichtes, bei einem so schnellen Ritt den Tod zu finden.
    »Geht das vielleicht auch ein bisschen langsamer?!«, schrie ich Typhus an, sobald ich sie eingeholt hatte.
    »Uns läuft die Zeit davon!« Verärgert schüttelte sie den Kopf und schrie laut, um ihr Pferd dazu zu bringen, einen langen Sprung zu machen.
    Mein Tier folgte seinem Beispiel. Wie durch ein Wunder hielt ich mich dabei sogar im Sattel. Anschließend jagten wir derart schnell dahin, dass mir leicht schlecht wurde. Erst nach ein paar Sekunden begriff ich, dass Typhus dafür verantwortlich war.
    Ich schmiegte mich gegen die Mähne des Pferdes und hörte das Ächzen des geschundenen Tiers, während mir sein bitterer Schweiß in die Nase schlug. Keine Ahnung, worauf Typhus eigentlich hoffte, aber selbst dem beschränkten Pork sollte klar sein, dass wir diese Hetzerei nicht lange beibehalten konnten. Dann verging jedoch Minute um Minute, ohne dass die Pferde lahmten, obwohl sie das nach meinen Berechnungen längst hätten tun müssen.
    Irgendwann fiel mir auf, dass mein Pferd nicht mehr schnaufte – weil es schon seit Langem nicht mehr atmete. Es war mir einfach unterm Hintern weggestorben, flog aber dennoch weiter! Abergläubische Panik schüttelte mich. Ich schielte zu Typhus hinüber, doch die war so mit ihren Zaubern beschäftigt, dass sie meinen Blick nicht auffing.
    Wie wir so wild durch blutroten Feuerschein preschten, meinte ich zu träumen, derart unwirklich kam mir alles vor. Ich wusste nicht einmal, wie lange dieser Ritt dauerte, vielleicht nur ein paar Minuten, vielleicht aber auch mehrere Stunden. Irgendwann bog Typhus jedenfalls scharf nach Westen ab und hielt auf zerklüftete Felsen zu, die unmittelbar hinter dem Obsidianwald lagen.
    Mein totes Pferd folgte ihr. Müdigkeit und Schmerz drohten, mir den Kopf zu zerreißen, Anspannung badete mich in Schweiß. Ich hätte sonst was für einen Schluck Wasser gegeben.
    Keine Ahnung, warum Typhus die Richtung geändert hatte, aber ich vertraute ihr. Offenbar wusste sie, was sie tat.
    Einmal mehr durchzuckte mich der Gedanke, dass das Leben doch die sonderbarsten Überraschungen bereithält: Es war noch gar nicht lange her, da wollten die Verdammte und ich nur eins: uns gegenseitig die Kehle aufschlitzen. Jetzt aber einte uns der Wunsch, Scharlach zu töten.
    Plötzlich nahm ich aus den Augenwinkeln heraus den Widerschein einer Flamme wahr. Ich fuhr herum und sah zwei Nirithen. Sie liefen fünf Yard von uns entfernt in schnellem Tempo dahin, in dieselbe Richtung

Weitere Kostenlose Bücher