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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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durchfuhr. Für Selbstmitleid oder eine Untersuchung, ob ich mir einen Bruch oder eine Prellung zugezogen hatte, blieb allerdings keine Zeit. Ich zog den Funkentöter blank, trat an den Rand des Hangs und spähte vorsichtig hinab.
    Nichts und niemand. Ich konnte mich nur wundern, wo die Verdammten geblieben waren. Als ich jedoch genauer hinsah, machte ich im dichten Schatten unter einem Steinvorsprung einen Menschen aus. Sofort kletterte ich zu ihm hinunter, dabei nach allen Seiten Ausschau haltend und die Klinge einsatzbereit in der Hand.
    Unten angekommen ging ich neben dem Körper in die Hocke. Das Messer steckte ich in die Scheide zurück. Typhus atmete immer noch – obwohl ihr die Kehle der Länge nach durchgeschnitten und der Boden um sie herum bereits blutgetränkt war. Neben ihr lag eine blutige Obsidianscherbe.
    Als sie meinen Blick auffing, versuchte sie etwas zu sagen, brachte jedoch kein Wort heraus.
    Dann griff sie zu meiner Überraschung nach meiner Hand. Ich zögerte nur einen ganz kurzen Moment, ehe ich ihre kalten Finger sanft drückte und in dem Wissen, dass ihre Stunde gekommen war, sagte: »Alles wird gut, Thia. Ich finde sie. Schlaf jetzt.«
    Ihre Lippen zitterten in Andeutung eines Lächelns. Schon im nächsten Augenblick war Thia al’Lankarra, die Verdammte Typhus, die Mörderin Sorithas, diejenige, mit der ich durch Feuer und Wasser gegangen war, tot.

Kapitel
21
    Keine Ahnung, wann ich schließlich eingeschlafen war. Irgendwann war einfach alles dunkel geworden. Als ich dann wieder aufwachte, lag ich auf dem Boden. Neben Thias Leiche.
    Der Stand der Sterne deutete darauf, dass ich nicht mehr als eine Stunde geschlafen hatte. Bis zum Morgengrauen blieb mir also noch viel Zeit. Ich fror fürchterlich. Als ich mich aufsetzen wollte, entfuhr mir ein Schmerzensschrei. Hatte man mir eigentlich den rechten Arm abgerissen, oder was?
    Mir wurde prompt schwarz vor Augen. Ich lehnte mich gegen einen rauen, eisigen Felsbrocken und wartete ab, bis dieser pulsierende Wurm Ruhe gab und von meinem Ellbogen abließ. Danach versuchte ich vorsichtig, die Finger zu bewegen. Es gelang mir nicht.
    Die Sache sah nicht gut aus. Mein Arm war auf die Größe eines vollgefressenen Meerungeheuers angeschwollen, die Finger hatten sich in dicke Würste verwandelt, meine Haut brannte wie Feuer.
    Schöner Mist.
    Da hockte ich also verletzt und mutterseelenallein, ohne Pferd und ohne Medizin, mitten in Bragun-San, während die Flammen der aufgewühlten Vulkane zum Himmel aufstiegen. Es würde eine Ewigkeit dauern, die anderen in diesem Zustand zu erreichen.
    Eine schwere Müdigkeit überfiel mich. Nur gab es da etwas, das mich nicht schlafen ließ …
    Ich fühlte mich wie ein Jagdhund, der eine Fährte gewittert hatte. Einmal hatte ich Scharlach schon vor dem Bogen gehabt, doch da hatte mir das Schicksal das Glück versagt, sie abzuschießen. Seit Typhus’ Tod war aber noch nicht viel Zeit vergangen. Deshalb konnte die Verdammte kaum allzu weit weg sein …
    Im Moment war ich zu schwach, die Verfolgung aufzunehmen. Aber ich spürte, dass ich keine Ruhe finden würde, ehe ich diese Sache nicht zum Abschluss gebracht und Scharlach erledigt hatte. Seit Typhus mir erzählt hatte, was mit Lahen geschehen war, sann ich auf Rache. Der Verdammte Schwindsucht hatte seine verdiente Strafe bereits erhalten. Nun war Scharlach an der Reihe.
    Mit einem Mal hörte ich Stimmen und Hufgetrappel. Reiter näherten sich über die Straße. Trotzdem sprang ich nicht auf, geschweige denn, dass ich den Hang hochstiefelte. Das konnte ebenso gut Feind wie Freund sein. Deshalb wäre es am besten, der Dinge zu harren, die da kamen.
    Es war noch nicht mal eine Minute vergangen, da sah ich Männer, in deren Rüstungen sich die Flammen widerspiegelten, die über dem Grokh-ner-Tokh aufzüngelten. Die Reiter hatten weder Flaggen noch Pferdedecken, an denen ich hätte erkennen können, um wen es sich bei ihnen handelte. Und die Gesichter nahm ich von meinem Platz aus nur als verschwommene Flecken wahr.
    Als sie die Toten und die spiegelglatte Erde sahen, zügelten sie prompt ihre Pferde. Danach ritten zwei von ihnen weiter geradeaus, einer saß ab und hob etwas auf. Das konnte nur mein Bogen sein.
    »Sie sind hier vorbeigekommen. Sucht weiter!«
    Shens Stimme! Sofort rief ich seinen Namen. Die Ritter zogen die Schwerter blank und kamen den Hang herunter.
    »Das ist er, Herr«, rief einer der Männer Shen zu.
    Dieser kam nun zusammen mit Rona auf mich

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