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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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fiel.
    »Beides gilt auch für mich«, erwiderte Algha.
    »Niemand kann über den Koloss gebieten, es sei denn, er oder sie besitzt das wahre Blut!«, trumpfte Mitha auf. »Was für ein Licht das gewesen ist, Algha!« Mitha blickte versonnen zur Decke hinauf. »Ich habe den Geist des Koloss in meinem Blut gespürt. Er hat mir zugehört und mit mir gesprochen. Meinetwegen hat er es nicht gewagt, den Hügel zu vernichten und die Verdammten zu töten. Ach, hätte er doch bloß!«
    Im Hof bellte ein Hund, der aber gleich wieder verstummte. Durch das Fenster fiel jetzt genügend Licht, die Dunkelheit in der Scheune zu vertreiben.
    »Es war wunderschön! Seine goldenen Finger haben meinen Funken berührt.« Mitha schloss beglückt die Augen. »Er hat mir zugeflüstert, dass alles gut wird. Dass er mich verteidigt und diejenigen bestraft, die mir Leid zugefügt haben. Wenn ich seine Stimme doch nur noch einmal hören könnte! Oder seine Wärme spürte!«
    Was für ein Glück, dass ich keine Stimme gehört habe, dachte Algha bei sich. Und das, was sie mit jeder Zelle ihres Körpers wahrgenommen hatte, würde sie nie im Leben
Wärme
nennen.
    Der Hund kläffte abermals, diesmal zischte ihn jedoch jemand an. Gleich darauf waren vor der Tür Schritte zu hören. Algha erschauderte und presste das Scheit mit der rechten Hand fest in die Falten des Rocks. Mitha dagegen kauerte sich zusammen und sagte kein Wort mehr.
    Gekleidet in die schmutzige, zerknitterte Uniform eines Soldaten des Imperiums trat Kadir ein. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Müdigkeit, er war hohlwangig geworden und verströmte auch keinen Moschusgeruch mehr. Als sein Blick über Mitha hinweghuschte, grinste er. Danach stand er mit zwei Schritten neben Algha und drückte ihr mit der rechten Hand die Kehle ab.
    »Wenn du wüsstest, wie lange ich schon davon träume!«, zischte er.
    Stark, wie er war, vermochte er Algha wie eine Katze zu schütteln. Sie ließ das Scheit fallen, schlug dem Kerl die geschundenen Finger ins Gesicht und versuchte ihm die Augen auszukratzen, aber der Widerling schien diese kümmerlichen Versuche nicht einmal zu spüren.
    Mit einem Mal stürzte sich jedoch Mitha von hinten auf ihn und zog ihn zu sich zurück. Er verlor das Gleichgewicht, und die stählernen Finger gaben Algha frei. Wutentbrannt schlug Kadir auf Mitha ein, rammte ihr die Faust ins Gesicht und schleuderte einen Zauber auf sie.
    Der dunkle Funken schnürte Algha fast den Atem ab. Dennoch zögerte sie keine Sekunde, klaubte das Scheit vom Boden auf und warf sich auf Kadir.
    Um diesen Angriff hätte sie jeder Gijan beneidet. Sie trieb ihm das hölzerne Stilett ins Fleisch wie eine glühende Nadel in weiches Wachs und durchbohrte seinen Hals über die ganze Länge.
    Sofort zog sie die Waffe wieder heraus. Ein purpurroter Strahl schoss in die Luft auf und ergoss sich auf den Rücken des Nekromanten. Der presste die rechte Hand gegen die Wunde, drehte sich um, sah sie mit in Wut, Schmerz und Verblüffung weit aufgerissenen Augen an, sackte zu Boden – verflocht die Finger aber noch, um einen Zauber zu wirken.
    Abermals spürte Algha den dunklen Funken und wich zurück. Dabei stolperte sie über den Körper der toten Mitha und fiel auf den Rücken – was sie davor bewahrte, das Schicksal ihrer Freundin zu teilen. Der graue Klumpen flog über sie hinweg und riss donnernd die Wand ein.
    Daraufhin krängte das Dach, und die Stützbalken krachten in die Scheune. Einer von ihnen hätte beinah Alghas Bein zerquetscht, ein zweiter begrub den ohnehin toten Nekromanten unter sich. Beißender Staub stieg in die Luft auf. Niesend und hustend kroch Algha auf allen vieren davon. Dorthin, wo die Freiheit auf sie wartete.

Kapitel
31
    Im Gras schimmerten trübe Tauperlen. Sie drangen durch die Kleidung und verursachten allen eine Gänsehaut. Ich linste zu Rona hinüber, die frierend mit dem Rücken gegen eine mächtige Hainbuche lehnte, die Kälte aber tapfer ertrug und sich kaum rührte.
    Das Stück Himmel, das durch die Zweige zu erkennen war, zeigte bereits das fahle Weiß eines Fischbauchs. Im Weiler vor uns war es so still, dass selbst der Hahn nur unsicher krähte. Danach breitete sich wieder Stille aus. Nur der Wind fuhr durch die Kronen der Bäume des endlosen Waldes.
    Fünf Tage hatten wir uns durch ihn hindurchgeschlagen, dank Yumi und dem Können Ga-nors die Pfade entdeckend, die Blatter und Scharlach genommen hatten. Die Verdammten wollten alle hinters Licht führen – und

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