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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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nicht.
    Sie war zu schwach, um Widerstand zu leisten, und außerdem an Händen und Füßen gefesselt wie ein wildes Tier. Tapfer kämpfte sie gegen eine Ohnmacht an.
    Als sie mühevoll die Augen aufschlug, verstand sie erstaunt, dass seit dem Moment, da sie gefangen genommen worden war, nur sehr wenig Zeit vergangen war.
    Die Sonne hatte sich kaum von der Stelle gerührt, der Frühlingstag war noch immer klar, warm und freundlich. Man hatte sie zum Zug zurückgebracht und am Straßenrand abgelegt. Ein Wagen brannte. Neben ihr lag die Leiche des Kutschers, der sie noch vor Kurzem mit seinen Liedern erfreut hatte.
    In ihrer Nase juckte es, aus ihren Augen rannen Tränen.
    »He!«, rief jemand. »Der hier lebt noch!«
    Sie kniff die Augen zusammen. Neben Mylord Lofer stand dieser bärtige Kerl. Der Frostzauber hatte bereits nachgelassen. Er hielt einen Dolch in der Hand.
    »Dann erschlag ihn«, sagte jemand hinter ihr.
    Der Dreckskerl grinste, doch in dieser Sekunde war das laute Klatschen von Flügeln zu hören. Ein schwarzer Rabe landete neben dem verletzten Ritter. Der Vogel spreizte die Flügel und krächzte heiser.
    »Nein! Warte!«, brüllte die Stimme hinter Algha noch einmal.
    Als der Mann auf den Raben zueilte, erkannte sie den massiven Zauberer wieder. Der Kerl mit dem Dolch trat rasch von Lofer weg, schielte aber verständnislos zu dem Raben hinüber. Der Nekromant ging vor dem Vogel in die Hocke und richtete einige Worte in der Sprache der Sdisser an ihn. Der Rabe krächzte daraufhin noch einmal und flog wieder davon.
    »Magand«, wandte sich der Zauberer nun an den bärtigen Kerl. »Fessel ihn, pack ihn auf ein Pferd, bring ihn ins nächste Dorf und such einen Medikus.«
    »Der krepiert doch sowieso«, murmelte der Meuchelmörder, während er den Dolch wegsteckte.
    »In dem Fall soll man wissen, dass wir nichts unversucht gelassen haben, ihn zu retten.«
    »Was soll ich im Dorf sagen? Die Leute werden Fragen stellen.«
    »Denk dir irgendein Lügenmärchen aus. Gib dem Medikus Geld, damit er schweigt. Und zwar nicht zu wenig. Und dann komm uns nach.«
    »Wie Ihr befehlt, Herr Ka«, sagte Magand.
    Daraufhin ging der breitschultrige Nekromant zu Algha zurück, hob sie mühelos vom Boden auf und warf sie über den Sattel eines Pferdes.
    »Uns steht ein langer Weg bevor, Mädchen.«

Kapitel
14
    Von dem Sumpf, den wir vor Kurzem hinter uns gebracht hatten, war Nebel herangekrochen. Er hatte sich bis zum Morgengrauen gehalten, lag jetzt aber als widerlicher Schleier über dem feuchten Wald, griff mit seinen schlingernden Armen nach einigen Erlen, die am Bach wuchsen, und ließ ihre raue, rötliche Rinde matt wirken. Über den Boden waren Tannenzapfen vom Vorjahr verteilt, die der schmelzende Schnee aufgeweicht hatte. Unter unseren Stiefeln verwandelten sie sich in schmierige, braune Matschklumpen. Irgendwo in den Zweigen krächzte ein Rabe.
    Quäker, Topf, Dreiauge, Raffer und ich sowie drei Nordländer und ein Dutzend von Quellos Männern warteten auf die Rückkehr von Yumi. Der Rest von uns war weiter unten am Bach zurückgeblieben, in der Nähe des Sumpfs.
    »Dieser verfluchte Nebel«, brummte Topf.
    »Und dann noch der Rabe. Das bedeutet nichts Gutes. Wenn der mir vor den Bogen kommt, schieß ich ihn ab«, erklärte Quäker, ein blasser Kerl mit einem Froschgrinsen. Er spähte ins Gezweig hinauf, konnte den Vogel aber nirgends ausmachen.
    »Ihr solltet besser den Mund halten«, riet ich ihnen, während ich die rote Kette der Mutter durch meine Finger gleiten ließ. »Und lasst den Vogel ruhig krächzen. So viele Pfeile haben wir schließlich nicht.«
    »Das siehst du falsch, Grauer«, widersprach Quäker. »Viele sagen, dass die Raben den Verdammten dienen. Es sind ihre Spione.«
    »Mhm, und ausgerechnet dich wollen die Verdammten auch ausspionieren«, mischte sich Dreiauge grinsend ein.
    »Irgendwie will dein Kumpel so gar nicht zurückkommen«, wandte sich Topf nun an mich. »Ob er sich verlaufen hat?«
    »Keine Sorge«, beruhigte ich ihn. »Der taucht schon wieder auf.«
    Die Sümpfe der Ödnis kosteten uns wesentlich mehr Zeit, als wir angenommen hatten. Doch zu unserem Glück war die Straße nach der Wegblüte deutlich besser: Wir hatten festen Boden unter den Füßen und verloren keinen weiteren Mann mehr ans Moor.
    Da wir aber nicht wussten, wie weit Mithipha schon vorgestoßen war, hatten wir beschlossen, die Gegend erst einmal auszukundschaften …
    Endlich sprang Yumi aus dem Nebelvorhang hervor.

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