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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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Suchen schließlich den abgekämpft wirkenden Haushofmeister in einem Pulk von Bediensteten auf dem Weg zwischen dem Ballsaal und dem Küchentrakt ausfindig zu machen und nach den Neuankömmlingen zu fragen.
    Der Haushofmeister, der ungewöhnlich groß und dürr war, winkte Alana beiseite, ignorierte einen ungeduldigen Kammerdiener und eine Köchin mit hochrotem Kopf, die ihn ebenfalls dringend zu sprechen wünschten, und beugte sich zu ihr hinab. »Was kann ich für dich tun?«, fragte er höflich.
    »Die Reisenden«, wiederholte Alana geduldig. »Gerade eben sind zwei Reisende angekommen, einer davon ist mein Lehrer Erramun. Wo sind sie untergebracht worden, bitte? Ich muss es wissen!«
    Der Haushofmeister kratzte sich mit einem langen Finger nachdenklich am Kinn. Seine gelbgrauen Augen schlossen sich halb. »Ah, ja«, sagte er dann und lächelte breit. »Der Hauslehrer und sein Zögling. Im Westtrakt, gleich hinter dem kleinen Ballsaal. Weißt du, wo das ist?«
    Alana wusste es, und der Haushofmeister beschrieb ihr die Lage des Zimmers, die er Erramun zugewiesen hatte. Alana bedankte sich und überließ ihn den wartenden Bediensteten und seiner Arbeit.
     
    Der Gang, in dem Erramuns Zimmer sich befand, war schlecht beleuchtet. Trotzdem sah Alana die feuchten Fußspuren auf dem sauberen Boden. Vor der Tür, die der Haushofmeister ihr genannt hatte, stand in einer großen Pfütze ein Paar Stiefel, dessen weiches Leder dunkel war vor Nässe.
    Alana klopfte an und wartete, aber im Zimmer rührte sich nichts. Sie nagte unschlüssig an ihrer Unterlippe. Wahrscheinlich lag Erramun, erschöpft von seinem Ritt, bereits in tiefem Schlaf. Ihn zu wecken wäre unfreundlich und rücksichtslos gewesen. Aber sie hatte so ungeduldig auf Ivaylo gewartet, dass ihr der Gedanke, ihn erst am nächsten Morgen zu sehen, beinahe unerträglich erschien.
    Kurz entschlossen und energisch klopfte Alana ein zweites Mal gegen die Tür.
    »Ja?«, hörte sie Erramun unwirsch antworten. »Was ist denn?«
    »Ich bin es, Alana«, rief sie. »Entschuldige, dass ich dich störe. Ich suche Ivaylo. Du hast ihn doch mitgebracht, oder?«
    Schritte näherten sich der Tür, dann öffnete der Lehrer. Seine feuchten Haare klebten an der Stirn und ringelten sich über seine Schultern und er trug ein loses, langes Hemd über einer gestrickten Hose. Alana hatte ihn noch nie zuvor so unformell gekleidet gesehen, und sie spürte, dass sie errötete.
    Erramun griff hastig nach einem Hausmantel, der neben der Tür hing, und streifte ihn über. »Alana«, sagte er matt. »Hätte das nicht Zeit bis morgen gehabt?« Er schob die Tür auf. »Na gut, nun bist du einmal hier. Komm herein. Was wolltest du wissen?«
    Alana trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich wollte dich nicht stören«, murmelte sie. »Es tut mir leid, wirklich. Aber ich habe mir solche Sorgen gemacht ‒ der Schnee. Und ich wusste doch nicht, ob ... ob Ivaylo ...« Sie verstummte, ärgerlich auf sich selbst und ihr dummes Gestotter.
    »Ivaylo«, wiederholte Erramun. Alana rechnete es ihm hoch an, dass er nicht lächelte. »Ja, ich habe ihn mitgebracht. Der Ritt hat ihn aber sehr erschöpft, er schläft.«
    »Ja, dann ...«, sagte Alana enttäuscht und erleichtert zugleich. »Dann gehe ich jetzt wieder. Danke. Bis morgen, Erramun.
    Der Lehrer nickte und schickte sich an, die Tür zu schließen.
    »Erramun?«, rief Alana, »geht es ihm gut?«
    Der Lehrer hielt inne und blickte sie erstaunt an und Alana biss sich auf die Zunge. Wie konnte sie sich nur so albern aufführen? »Schlaf gut«, sagte sie hastig und ging davon. Sie hörte, wie hinter ihr die Tür ins Schloss fiel. »Dumm und albern«, schimpfte sie halblaut. »Dumme, alberne Gans!«
     
    Sie verbrachte den Abend mit der versprochenen Kanne Schokolade lesend am Kamin, während Garnet, die eine Frühaufsteherin war, sich schon tief in ihr Bett verkrochen hatte und leise schnaufend fest schlief.
    Daina hatte sie gefragt, ob sie ihr Gesellschaft leisten solle, aber Alana hatte verneint. Es war schön, sich in eine Decke zu wickeln, die Füße zum Kaminfeuer zu strecken und mit Nüssen und Schokolade versorgt auf eine Buchseite zu schauen.
    Eine Buchseite. Irgendwann bemerkte Alana, dass sie ein und denselben Abschnitt schon zum vierten oder fünften Mal las, ohne auch nur ein einziges Wort aufgenommen zu haben. Sie klappte das Buch zu und ließ es in ihren Schoß fallen. Die Flammen in der Feuerstelle tanzten unruhig im Luftzug. Es hatte

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