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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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aufgehört zu schneien, aber ein starker Wind war aufgekommen und heulte um das Schloss, rüttelte an den Fenstern und orgelte dumpf im Kamin. Alana sah dem Tanz der Flammen zu und dachte unbehaglich an die schreckenerregende Vision zurück, die sie kurz vor der Ankunft Erramuns heimgesucht hatte.
    Sie schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern. Unwillkürlich griff sie dabei nach ihrem Sternenstein. Er war glatt und kühl, und während sie ihn festhielt, wurde er noch kälter und glatter, bis sie glaubte, ein Stück Eis in den Fingern zu halten. Sie sog scharf die Luft ein. Die Finsternis, die sie durch das Tor hatte kommen sehen, war hier im Schloss. Sie konnte sie fühlen, sie konnte sie sehen. Tausend Augen waren in der Dunkelheit und starrten sie an.
    Der Sternenstein war so kalt, dass ihre Finger daran festklebten. Die Dunkelheit kroch durch das Schloss und verschlang alles Licht. Jemand musste ihr Einhalt gebieten, ehe sie alles auslöschte, was warm und hell und freundlich war!
    »Erramun«, flüsterte Alana und riss die Augen auf. Im Kamin flackerte tröstlich und warm das langsam ersterbende Feuer. Alana beugte sich vor und legte hastig ein Scheit nach. Ihre Finger ließen sich kaum biegen, so erstarrt und kalt waren sie. Alana streckte sie zum Feuer und ließ die belebende Wärme in ihre Knochen kriechen. Es war bitterkalt im Zimmer, der Sturm ließ die Fensterläden klappern und zog durch alle Ritzen. Sie fröstelte unter ihrer Decke. Vielleicht sollte sie einfach ins Bett gehen, die Decke über den Kopf ziehen und sich auf das Wiedersehen mit Ivaylo freuen.
    »Na warte«, murmelte sie. »Sverre und mich einfach so sitzen zu lassen!«
    Sie ließ ein Feenlicht neben dem Bett brennen. Es beleuchtete schummrig das fertige Kostüm, für das sie am Nachmittag so lange hatte still stehen müssen. Alana legte die Wange auf die Hand und betrachtete es. Eigentlich war es richtig hübsch, mit einem knöchellangen, gebauschten Rock aus dunkelroter Seide, der an den Seiten ein wenig hochgerafft war und so die cremefarbenen Spitzen des Unterrocks hervorblitzen ließ. Das Mieder war mit kleinen Perlen in allen Schattierungen des Sonnenuntergangs bestickt und schillerte im Licht wie ein Schmetterlingsflügel, und die Ärmel waren weit und transparent und flossen weich über den Rock. An einem Bügel neben dem Kleid hing die Maske, die Alana zu dem Kostüm tragen würde. Sie war geformt wie ein roter Vogelkopf, mit blitzend grünen Juwelenaugen. Alana fröstelte bei ihrem Anblick. Was war es nur, das sie daran so verstörte?
    Düsteres Schwarz und eisiges Weiß. Ein unbewegliches Katzengesicht, das den roten Vogel anstarrte. Mordlüstern, gefährlich, tödlich.
    Alana keuchte und riss die Augen auf. Da war niemand außer Garnet, die sich so tief unter ihre Decke vergraben hatte, dass nur noch ein paar Haare herausschauten.
    Alana richtete sich auf und zog die Decke um die Schultern. Das Bild des rot gefiederten Kopfes ließ sie nicht los. Es war nicht ihre eigene Maske, die sie vor Augen hatte, sondern eine größere, mit langen schwarzen Federn, die bis in den Nacken hingen, einem großen Schnabel und goldgeränderten Augen aus Onyx.
    Wer ist der Mann im Vogelkostüm?, fragte sie sich stumm. Und wer verbarg sich hinter der Katzenmaske? Sie erinnerte sich daran, diese beiden in Sverres Spiegel gesehen zu haben. Die Katze hatte den Vogel bedroht und war daraufhin von dunklen Gestalten ergriffen und aus dem Bild gezerrt worden. Und danach ...
    Danach war alles voller Blut. Alana schauderte und umklammerte ihren Sternenstein so fest, dass seine glatten Kanten in ihre Finger schnitten. »Sag mir, was ich gesehen habe«, flüsterte sie. »Sag es mir, Stein. Wird es hier passieren? Beim Winterjahrfest?«
    Der Stein blieb stumm. Alana runzelte die Stirn. Hier im Schloss würde sich etwas Schreckliches ereignen, und sie war die Einzige, die davon wusste. Sollte sie jemanden um Hilfe und Rat bitten? Ihre Eltern oder Erramun?
    Alana legte sich zurück und starrte an die Decke. Das Feenlicht warf verschwommene Schatten darauf, die wie Wolken aussahen. Wen auch immer sie um Rat fragte, sie musste ihm ihren Sternenstein zeigen und erklären, wie sie daran gekommen war. Damit fielen ihre Eltern aus. Ihr Vater hatte ihr sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er es missbilligte, wenn Alana sich mit Sverre abgab.
    Sie seufzte und drehte sich auf die Seite. Erramun. Sie wusste nicht, wie er darauf reagieren würde. Er stand in

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