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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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hatte, die nach und nach immer heller wurden und in den allgegenwärtigen Nebel trieben, erhaschte sie inmitten der schimmernden Rottöne einen wimpernschlagkurzen Blick aus strahlend blauen Augen.
    Ah!, sagte sie und kehrte mit einem beinahe schmerzhaften Ruck in ihren Körper zurück.
    »Blaue Augen«, hörte sie sich sagen.
    »Wer hat blaue Augen? Der Vogelmann?« Garnets Stimme.
    Alana holte tief Luft und strich mit der Hand über ihr Gesicht. Es fühlte sich gut an, wieder einen Körper zu haben. Sie öffnete die Augen und ihr Blick fiel auf ihre Finger. »Was ist das?«, fragte sie verblüfft.
    Garnet, die an ihre Seite gekommen war, starrte ebenso erstaunt auf Alanas Hand. Schillernd rote, goldene und blauschwarze Teilchen wie Staub von Schmetterlingsflügeln überzogen ihre Finger. Und noch während die beiden sie ansahen, begannen sie zu verblassen und verschwanden.
    Alana löste sich aus der Erstarrung und rieb ihre Finger aneinander. Da war nichts. »Hast du das auch gesehen?«, fragte Alana unsicher. Garnet nickte.
    Aber die beiden konnten sich nicht mehr über die seltsame Erscheinung unterhalten, denn jemand klopfte energisch an die Tür und trat ein, kaum, dass Alana »Ja, bitte?« gesagt hatte.
    »Oh, Ivaylo«, sagte Alana. Es klang nicht allzu begeistert, und deshalb setzte sie eilig ein strahlendes Lächeln auf.
    »Soll ich wieder gehen?«, fragte der Elfenjunge eingeschnappt. »Ich dachte, du wolltest mir dringend etwas erzählen, aber wenn es dir gerade nicht passt ...« Er machte Anstalten, die Tür zu öffnen.
    »Nein, bleib«, rief Alana, und Garnet sprang auf und griff nach Ivaylos Hand, um ihn ins Zimmer zu ziehen.
    »Setz dich hin, sei nicht so empfindlich«, sagte sie. »Iss eine Nuss. Du siehst ganz verhungert aus.«
    Das stimmte, dachte Alana. Ivaylo wirkte blass, hohläugig und irgendwie ‒ substanzlos. Als hätte er tagelang nichts gegessen und nicht geschlafen. Aber seine Augen hatten wieder einen klaren, lebendigen Ausdruck, sie waren nicht so leer und tot wie eben am Tisch, stellte sie erleichtert fest.
    Ivaylo zerbiss lustlos den Nusskern und spuckte ein Stückchen Schale aus. »Danke«, murmelte er. »Ich bin nicht hungrig.« Er hockte sich auf die Kante eines Sessels, sprungbereit wie ein Tier auf der Flucht ‒ oder ein Wolf kurz vor dem Angriff. Alana räusperte sich unbehaglich.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie.
    Ivaylo lächelte und hob die Schultern. »Warum sollte es mir nicht gut gehen?«, fragte er zurück. »Ich bin nur ziemlich erledigt von unserem Ritt gestern. Wir sind fast erfroren.«
    Alana nickte erleichtert. Er hörte sich ganz normal an, da war nichts Ungewöhnliches oder Fremdes in seiner Stimme und seiner Art zu sprechen.
    »Wie gefällt es dir hier im Schloss?«, mischte Garnet sich ins Gespräch. Ivaylo sah sie groß an.
    »Ach, das habe ich vergessen«, sagte Garnet und schüttelte den Kopf über sich selbst. »Du warst ja früher hier zu Hause.«
    »Ich wurde hier festgehalten«, korrigierte der Junge sie scharf. »Das ist ja wohl etwas anderes. Zu Hause bin ich im Schattenwald.«
    Garnet murmelte eine Entschuldigung und lehnte sich zurück. Sie würde jetzt nichts mehr sagen, das sah Alana ihr an. Sie schenkte Garnet einen mitfühlenden Blick und wandte sich an Ivaylo: »Sei nicht so grob. Sie hat es doch nicht böse gemeint. Du kennst dich jedenfalls viel besser im Schloss aus als wir beide.«
    Ivaylo nickte nur. Sie schwiegen. Dann deutete Ivaylo zum Fenster und sagte: »Sollen wir nicht ein wenig vor die Tür gehen? Die Sonne ist ganz warm. Hier drinnen ist es schrecklich klamm.«
    Das stimmte nicht, es war angenehm warm im Zimmer, denn das Kaminfeuer brannte, seit Alana zum Frühstück gegangen war. Alana sah fragend zu Garnet, die gleichgültig die Achseln zuckte. »Meinetwegen«, sagte Alana und griff nach ihrem Mantel. »Zeigst du uns das Gelände?«
    »Es gibt einen schönen Park«, sagte Ivaylo, während sie die Treppe hinuntergingen. »Natürlich ist er jetzt nicht so prächtig wie im Sommer, aber wir können trotzdem ein wenig dort herumlaufen. Ganz bestimmt ist der Teich zugefroren, und wir können darauf schlittern, das ist lustig.«
    Alana sah ihn von der Seite an. Das Interesse für zugefrorene Teiche und prächtige Parkanlagen passte so gar nicht zu Ivaylo.
    Sie stapften über den Hof, wo der Schnee außerhalb der ausgetretenen Spuren wadenhoch lag. Garnet vergnügte sich damit, hin und wieder in den unberührten Schnee zu treten und ein

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