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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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paar neue Spuren neben die alten zu legen.
    »Wie war es zu Hause?«, fragte Alana. »Hast du deinen Freund getroffen, und hat er sich gefreut, dich wiederzusehen?«
    Ivaylo sah sie verwundert an. »Mein Freund?«
    Alana erwiderte verblüfft seinen fragenden Blick. »Ja, bei dir zu Hause«, sagte sie ungeduldig. Hatte er nicht richtig zugehört? »Im Schattenwald.«
    »Ach so«, murmelte Ivaylo und wandte sich ab. »Ja, es war nett. Dort drüben geht es in den Park.« Er deutete mit dem Kinn auf ein schmiedeeisernes Tor.
    Alana wartete, ob er noch etwas sagen würde, aber er ging stumm weiter. Alana zuckte mit den Schultern, tat ihre Frage ab und betrachtete das Tor genauer. Ineinandergeschlungene Ranken und Blätter, Rosenblüten und Vögel mit ausgebreiteten Flügeln bildeten das Gitter des Tores. Die Riegel waren Katzen im Sprung nachgebildet, und seine Angeln sahen aus wie kauernde Hunde, die das Tor in den Pfoten hielten.
    Ivaylo schob es mit der Schulter auf. Dahinter breitete sich eine weite, verzauberte Schneefläche aus, die von kleinen Bauminseln unterbrochen wurde. Auf den Gehölzen lag dick der Schnee, und es war still wie in einem Traum.
    »Schön«, flüsterte Alana, die die Stille nicht stören wollte. »Man mag gar nicht hineingehen, der Schnee ist so unberührt. Schau mal, dort sind nur ein paar Spuren von Vogelfüßen.«
    Garnet zog an ihrer Hand. »Los, komm. Heute Nacht schneit es wieder, dann sind unsere Spuren ausgelöscht.« Sie betraten die makellose Fläche und sanken tief in den Schnee ein. Nach wenigen Schritten begann ihr Atem schwerer zu gehen, und als sie sich dem Seeufer näherten, keuchten die Mädchen dicke Atemwolken aus. Ivaylo, der so ungerührt neben ihnen herschlenderte, als liefe er über eine saftige Wiese, sagte: »Er ist ganz und gar zugefroren. Kommt, lasst uns aufs Eis gehen.«
    Garnet verschnaufte eine Weile und ließ den Blick wandern. »Schau mal, wir sind doch nicht die Ersten hier«, sagte sie ein wenig enttäuscht. Am Seeufer führten Fußspuren entlang.
    »Das ist doch egal«, sagte Alana matt. Sie hatte kalte Füße, eine halb erfrorene Nase, Hunger und keine allzu große Lust mehr, auf dem See herumzulaufen. »Komm, wir gehen eine kleine Runde, damit er Ruhe gibt«, sagte sie halblaut zu Garnet und lief hinter Ivaylo her.
    »Sag mal«, rief sie, als sie ihn einholte, »was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Sverre so im Stich zu lassen?«
    Sein Blick war fragend und ein wenig abwesend. »Wen?«
    Alana schnappte empört nach Luft. »Das ist doch nicht dein Ernst!«, schimpfte sie. »Du läufst ohne ein Wort davon, lässt den armen Zwerg und mich einfach sitzen und kümmerst dich um nichts mehr ‒ und jetzt tust du auch noch so, als wüsstest du nicht, vom wem ich rede! Was ist los mit dir?«
    Ivaylo wandte den Kopf ab. »Tut mir leid«, murmelte er. »Ich war in Gedanken.«
    Alana dachte, er würde noch eine Erklärung oder ein paar Worte zu seinem Verschwinden hinzufügen, aber Ivaylo blieb stumm. Sie zuckte die Achseln und ließ sich zu Garnet zurückfallen, die langsam hinter ihnen herstapfte.
    »Was ist?«, fragte Garnet. »Du machst ein Gesicht wie schlechtes Wetter.«
    Alana fauchte nur und deutete wortlos auf Ivaylo. Garnet hob die Brauen. »Was ist los mit ihm?«, stellte sie die gleiche Frage, die Alana vorhin Ivaylo gestellt hatte.
    Alana zuckte mit den Schultern. »Sein Besuch im Schattenwald hat ihm nicht gerade gut getan. Er ist genauso eklig und unausstehlich wie ganz zu Anfang.«
    Garnet blieb stehen und hielt Alana fest. »Komm, wir gehen ins Haus zurück«, sagte sie. »Ich friere und die Sonne ist auch fast weg. Lass den Stockfisch doch alleine übers Eis rutschen.«
    Die beiden hakten sich unter und drehten um. In den Spuren, die sie in den tiefen Schnee gezogen hatten, kam ihnen jemand entgegen. Weiß, silber und hellblau schwebte die Elfe auf sie zu, eine Wolke blonden Haars unter einer weiten, lichtblauen Kapuze, zierliche Stiefelchen, die kleine Kappen aus Schnee zierten, ein großer Muff an einer silbernen Kordel, porzellanblaue Augen in einem herzförmigen Gesicht, das so blass war wie der Schnee.
    »Oje«, murmelte Garnet. »Osane, die Zicke.«
    Zu Alanas Erstaunen winkte und lächelte das Mädchen, als es auf sie zukam. »Warte auf mich«, rief sie.
    Alana und Garnet blieben stehen, Garnet kniff misstrauisch die Augen zusammen. Osane passierte sie, warf ihnen einen kühlen Blick zu und lief zu Ivaylo weiter, der stehen geblieben war

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