Sturm im Elfenland
zusammen, seine Hand näherte sich wie zufällig dem Griff seines Streithammers, der auf dem Tisch neben dem Kamin lag.
Auberon schüttelte leicht den Kopf. »Ich hintergehe dich nicht, König der Zwerge. Es war eine einfache Schlussfolgerung, die mich zu dir führt. Deine Hand.« Er deutete auf Tronds Faust, die sich um den Streithammer schließen wollte.
Trond sah ihn und dann mich verständnislos an. Ich hob die Schultern und schüttelte den Kopf.
»Deine Handfläche«, präzisierte Auberon, und jetzt schien Trond zu verstehen. Er drehte seine Hand und schaute hinein, als sähe er sie zum ersten Mal.
»Was ist damit?«, fragte ich.
Auberon antwortete nicht. Trond starrte immer noch verblüfft seine Handfläche an, dann drehte er sie zu mir hin und ich erkannte die kreisrunde Narbe darin. Genauso hätten die Handflächen der Dämonentore aussehen können, wenn sie die Gelegenheit bekommen hätten, zu verheilen.
Auberon hatte sich beim Anblick der Tore an Tronds Narbe erinnert, darüber aber nicht mit mir gesprochen. Stattdessen hatte er mich hierher in die Kronfeste geschleppt wie einen tumben Lakaien, der die Mühen einer Erklärung nicht lohnte.
Ich musste wohl kein sonderlich erfreutes Gesicht gemacht haben, denn Auberon schüttelte lächelnd den Kopf.
»Munir, mein Ratgeber und Freund«, sagte er nachsichtig, »gönne deinem König doch einmal die Genugtuung, etwas früher als du erkannt zu haben.«
Ich nickte knapp und ‒ ich gebe es beschämt zu ‒ ein wenig beleidigt. Trond sah von Auberon zu mir und schmunzelte verhalten hinter seinem Bart. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er keine taktlose Bemerkung machte.
Stattdessen klopfte er leicht mit den Knöcheln auf den Tisch, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. »Meine Herren, wie ich sehe, müssen wir uns gründlich beraten. Ich wäre unter Umständen bereit, euch in einige unserer Geheimnisse einzuweihen. Das kann ich aber nicht tun, ohne meine Berater konsultiert zu haben, denn diese Angelegenheit betrifft ihr ureigenes Gebiet, in dem ich, wie ich gestehen muss, über wenig Erfahrung und keinerlei Autorität verfüge.« Bei diesen Worten schnitt er eine übertrieben jämmerliche Grimasse, und sein Zwinkern sagte mir, dass Trond Hammerschlag, der alte Fuchs, nicht den mindesten Skrupel hätte, jeden seiner Berater beim Bart zu packen und in einen Schacht zu werfen, wenn dieser die Stirn besäße, sich seinem König in den Weg zu stellen.
Trond erhob sich und schlug mit einem zierlichen Hammer gegen einen aus der Wand ragenden Stein. Der leise Schlag pflanzte sich hallend durch die Wand und den Boden fort, ich konnte die Vibrationen unter meinen Fußsohlen spüren.
Wenig später stand ein Knappe in der Tür und verneigte sich tief.
»Eirik, führe unsere beiden Gäste in das Turmalingemach. Sie bleiben über Nacht. Sorge dafür, dass sie alles zu ihrer Bequemlichkeit Nötige bekommen.«
Ich unterdrückte ein Stöhnen. Eine ganze Nacht hier unter Tage?
Auberon räusperte sich nachdrücklich. »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Trond. Allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass wir ungeduldige Gäste sein werden. Uns läuft dort draußen die Zeit davon.«
Der Zwergenkönig legte ihm eine Hand auf den Arm. Für diese vertraute Geste musste er sich ein wenig anstrengen, denn obwohl Trond Hammerschlag ein Zwerg von ungewöhnlich imposanter Statur war, reichte er meinem groß gewachsenen König im Stehen gerade eben bis zur Brust.
»Ich lasse euch nicht warten«, versprach der Zwerg. Seine Stimme und seine Miene waren ernst und aufrichtig. »Der Tag war für uns alle lang, und ich möchte für das, was wir zu bereden haben, einen frischen und ausgeruhten Kopf auf den Schultern haben. Wir sehen uns gleich morgen früh. Machst du mir die Freude, das Frühstück mit mir einzunehmen?«
Auberon senkte bejahend den Kopf. Dann griff er nach meinem Arm und schob mich aus dem Gemach.
Eine ganze Nacht unter Tage!
Kapitel 9
»Ich habe dich gesucht.«
Alana blickte auf. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit und sie musste sie gegen das helle Sonnenlicht zusammenkneifen. Die Laube im Rosengarten war schon immer ihr liebster Platz gewesen, wenn sie ungestört über etwas nachdenken wollte. Ihre Familie pflegte das zu respektieren, aber woher sollte er das wissen?
»Ah, Ivaylo«, sagte sie. »Du darfst dich zu mir setzen.«
In seinen Augen blitzte der Ärger, aber dann kringelten sich seine Mundwinkel nach oben. »Danke«, sagte er höflich und
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