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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ledergurte in regelmäßigen Abständen angebracht –, und klammerte sich mit der linken Hand fest.
    »Festhalten!«, brüllte Biermann unnötigerweise. »Wir haben Gesellschaft! Einen Hubschrauber. Und ich würde mich nicht wundern, wenn er bewaffnet wäre.«
    »Ein bewaffneter Hubschrauber?«, kreischte Janette. Sie, Kinah und Lubaya griffen nach den nächsten Haltegurten. »Was kommt als Nächstes? Ein Düsenjäger?«
    Biermann schwieg. Ganz im Gegensatz zu Rastalocke, der breitbeinig unter dem Waffenturm stand und sich am Maschinengewehr festhielt. »Birdie!«, schrie er. »Ich brauche Hilfe! Du musst die Munition nachladen, wenn ich mich um unseren Begleiter kümmere!«
    »Nichts da!«, rief Lubaya. »Wir führen hier doch keinen Luftkrieg!«
    Rastalocke fuhr zu ihr herum. »Ach nein? Sollen wir uns einfach abknallen lassen, oder was?«
    Seine Worte gingen im Aufheulen der Motoren unter. Jurij zog die alte Maschine brutal weiter nach oben. Als einer der Haltegriffe riss, an denen sich Lubaya festgeklammert hatte, stieß sie einen Schrei aus und drehte sich halb um ihre eigene Achse. Dirk sah sie schon auf sich zuschießen. Die Vorstellung, unter diesem Fleischberg begraben zu werden, wischte seine Flugangst mit einem Schlag beiseite. Er war drauf und dran, sich von der Wand abzustoßen, um der riesigen Billardkugel zu entgehen, die auf ihn zuzurollen drohte. Doch da erwischte Lubaya einen weiteren Haltegriff und konnte sich nun wieder mit beiden Händen festklammern.
    Auf einmal senkte sich die Flugzeugnase und die Lisunov ging in die Horizontale. Doch die Motoren wummerten weiterhin mit voller Last. Jurij sah also keine Veranlassung, das Tempo zu drosseln, und was das bedeutete, konnte sich Dirk denken.
    Der Hubschrauber klebte ihnen immer noch am Heck.
    Biermann tauchte in der Cockpittür auf. Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, sein Hemdkragen war offen und die grellgrüne Krawatte verknittert. »Kein Grund zur Panik«, rief er, aber sein gehetzter Tonfall und sein derangiertes Aussehen straften seine Worte Lügen. »Jurij hat gesagt, dass er genau weiß, wie man einen Hubschrauber abhängt. Die sind zwar wendig, aber nicht besonders schnell.«
    »Im Gegensatz zu seiner Klapperkiste aus dem Zweiten Weltkrieg, wie?«, polterte John. »Und jetzt komm endlich her, Mann! Ich muss das MG schussbereit machen.«
    Rastalocke stieg auf einen metallenen, am Boden verankerten Tritt, den Dirk noch gar nicht bemerkt hatte, und verschwand bis zu den Schultern im Waffenturm. »Der Munitionsgurt müsste eigentlich richtig liegen«, drang seine Stimme dumpf hervor. »Aber guck dir die Sache bitte mal an.«
    Biermann zögerte.
    »Untersteht euch, diesen Unsinn auf die Spitze zu treiben!«, fauchte Kinah. Ihre Augen blitzten kampflustig. »Ihr könnt doch nicht einfach einen Hubschrauber abknallen!«
    »Und ob wir das können! Vor allem das böse Exemplar, das uns direkt an der Schwanzflosse klebt.« Rastalocke ging in die Hocke und starrte Kinah an. »Du kannst gerne herkommen und einen Blick auf das Teil werfen. Vom Waffenturm hat man nämlich eine prima Aussicht.«
    »Nein danke, ich glaube dir auch so«, antwortete Kinah schroff.
    »Tatsächlich? Was soll dann das Gezeter?«, setzte Rastalocke nach. »Sollen wir darauf warten, dass uns die Typen vom Himmel schießen? Oder dass sie uns zur Landung zwingen und dann fertigmachen?«
    »Nein, aber …«
    »Aber was?«, fragte John hart. »Hast du schon vergessen, was man deinem Freund Achmed angetan hat? Und was mit deiner Tochter passieren könnte, wenn wir sie nicht rechtzeitig finden?«
    Kinah zögerte. Ihr Gesichtsausdruck hätte auf jemanden, der sie nicht so gut kannte, vollkommen unverändert gewirkt. Doch Dirk wusste es besser. Hinter ihrer Stirn tobte mit Sicherheit kein geringeres Chaos als hinter seiner eigenen. »Wenn Jurij den Hubschrauber abhängen kann, dann braucht überhaupt niemand herumzuballern«, rief sie mit ganz leicht zitternder Stimme
    John nickte. »Ja. Aber wenn nicht, müssen wir uns wehren. Einverstanden?«
    Er wartete Kinahs Antwort nicht ab, sondern richtete sich wieder auf und verschwand mit dem Kopf im Waffenturm.
    Kinah warf Dirk einen Blick zu. Ihre Augen schimmerten feucht. Akuyi – das war der Grund, warum sie diese Sache durchziehen mussten. Was auch immer es mit dem Sturm auf sich hatte, der sie verfolgte, und mit dem Hubschrauber, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war – all das waren nichts weiter als Begleitumstände und Hemmnisse

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