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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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tastete ein Lichtfinger durch den Nebel. Dirk beobachtete, wie sich der feuchte Dunst verbissen gegen den Strahl einer Stablampe wehrte, jedoch nicht verhindern konnte, dass diese die Umgebung nach und nach ausleuchtete.
    Dann wünschte er sich, es wäre dunkel geblieben. Er sah auf Kinahs Hinterkopf. Da war Blut, jede Menge Blut. Es lief über ihr Haar, verklebte es zu dicken Strähnen, sickerte auf den matschigen Boden. Es war ein Albtraum. Was konnte es Schlimmeres geben, als den geliebten Menschen in seinem Blut liegen zu sehen?
    Hätte jemand Dirk in diesem Moment erschossen, er wäre ihm dankbar gewesen. Er hatte Akuyi und Kinah finden wollen und alles verloren. Was jetzt noch geschah, war ihm gleichgültig.
    »Oh mein Gott!«, rief Jan. »Ich brauche Hilfe! Schnell!«
    »Was ist passiert?«, fragte die andere Stimme.
    »Ich glaube, es hat sie alle drei erwischt.« Jans Stimme bebte. »Warum haben diese Idioten bloß angefangen zu schießen?«
    »Du hast deine Frage schon selbst beantwortet«, erwiderte der andere hart. »Weil sie Idioten sind.«
    Ein zweiter Lichtstrahl näherte sich, weitaus stärker als der erste. Er fuhr mit gewaltiger Kraft durch den Nebel, schien ihn zu teilen und zu durchstoßen wie das Flammenschwert eines zornigen Erzengels.
    »Eine Waffe!«, stieß der zweite Mann hervor, nicht in Panik, sondern voller Entschlossenheit.
    Tödlicher Entschlossenheit.
    Dirks Augen weiteten sich. Etwas Widerliches, Grünes kroch auf ihn zu, schlängelte sich heran, als wollte es ihm in den Hals beißen. Dann erkannte er seinen Irrtum. Es war keine Schlange, wie sein verwirrter Verstand ihm zunächst eingeflüstert hatte.
    Es war eine Krawatte. Biermanns Krawatte, die aus der Tasche seines Jacketts glitt.
    Dirk hob den Kopf so hoch wie möglich und spähte über Biermanns Schulter. Die Pistole lag auf seinem Bauch. Die Finger seiner rechten Hand krampften sich um Griff und Abzug. Er brauchte bloß zu zielen und abzudrücken …
    … Und der Mann, der Olowski begleitete und zweifellos bewaffnet war, würde entsprechend reagieren und dabei nicht nur Biermann treffen, sondern auch Dirk selbst – und Kinah.
    »Nicht!«, keuchte Dirk.
    Seine Bitte kam zu spät. Der Mann, der sich von Biermanns Pistole provoziert fühlte, handelte schnell. Wenn auch ganz anders, als Dirk erwartet hatte.
    Er benutzte seine Stablampe als Waffe und schlug Biermann die Pistole aus der Hand. Sie krachte gegen die Flugzeughülle, prallte von ihr ab und landete mit einem schmatzenden Geräusch irgendwo hinter ihnen im Matsch.
    Biermann zuckte krampfartig, wehrte sich jedoch nicht. Dirk verspürte Erleichterung, obwohl er eigentlich keinen Grund dazu hatte. Er wusste nicht, ob Kinah überleben würde, außerdem waren sie alle jetzt den Männern um Olowski ausgeliefert. Was auch immer diese mit ihnen vorhatten.
    »Aufstehen!«, befahl der Mann, der die gleißend helle Lampe in der Hand hielt. »Alle!«
    »Es …« Dirk schluckte und räusperte sich. »Es geht nicht.«
    »Was geht nicht?«
    »Ich … ich kann nicht aufstehen.« Dirk unterdrückte mit Mühe ein Stöhnen. »Biermann liegt auf mir.«
    Noch während er redete, begriff er, dass er alles falsch machte. Er hätte sagen müssen, dass dieser Kampf nicht sein Kampf war, dass er von Anfang an gegen den Angriff auf den Hubschrauber gewesen war. Wenn es nach ihm und Kinah gegangen wäre, dann hätten sie im Schutze der Nacht zu fliehen versucht. Sie hätten nur geschossen, wenn man sie angegriffen hätte.
    Der Mann mit der befehlsgewohnten Stimme sagte: »Räumt ihn weg.«
    Olowski, der nach wie vor neben ihm kniete, beugte sich tiefer zu Dirk herab. »Was ist mit Kinah ? «, flüsterte er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Dirk. »Sie … sie wollte zu dir. Sie hat gedacht, sie könnte dich dazu bewegen, den Angriff abzublasen.«
    »Ja, das sieht ihr ähnlich«, sagte Jan. »Dabei haben wir uns nur verteidigt. Warum seid ihr nicht einfach rausgekommen, als wir euch dazu aufgefordert haben?«
    Dirk hatte keine Ahnung, wovon Olowski redete, und starrte ihn verständnislos an. Der andere Mann schaltete sich ein.
    »Wir haben euch schon vor einer halben Ewigkeit mehrmals über die Außenlautsprecher aufgefordert, zu uns zu kommen. Ohne Waffen. Wir haben euch zugesichert, dass euch nichts passieren würde. Warum habt ihr nicht auf uns gehört?«
    Dirk war wie vor den Kopf geschlagen. »Ich verstehe nicht … Wann …? … Ich habe nichts gehört.«
    Ihm fiel ein, dass er im Cockpit

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