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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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abgesehen hatte er weder eine Ahnung, wie er den Thunderformer aufspüren, noch, wie er ihn vernichten sollte.
    Aber das war nicht sein Problem.
    Die Hoffnung, dass sich Akuyi in der Nähe befand, entfesselte seine Ungeduld und ließ ihn sämtliche Strapazen und schrecklichen Ereignisse vergessen. Ob er nun über einen sechsten Sinn verfügte oder nicht: Er glaubte, ihre Gegenwart förmlich zu spüren.
    Plötzlich blieb Noah abrupt stehen, sodass Dirk gegen ihn stieß. »Was ist?«, fragte er.
    Noah vollführte eine elegante Seitwärtsbewegung und verschmolz mit dem Schatten eines Felsens. Dirk beeilte sich, ihm zu folgen, wobei er sich weitaus weniger geschickt anstellte.
    »Wir kriegen gleich Gesellschaft«, flüsterte Noah.
    Dirk hatte absolut nichts gehört, vertraute seinem Sohn in dieser Beziehung jedoch vollkommen.
    »Hier zweigt ein Gang ab«, fuhr Noah fort. »Wir sollten uns besser dorthin verdrücken.«
    Dirk sah lediglich eine Mauer aus Schwärze und davor Noahs helles Gesicht, das sich jetzt von ihm wegbewegte. Er streckte die Hände aus, um nicht gegen ein Hindernis zu laufen, und ging los.
    »Kopf einziehen!«, zischte Noah.
    Die Warnung kam einen Sekundenbruchteil zu spät. Dirk zog zwar den Kopf ein, streifte aber trotzdem einen Felsen, dessen scharfe Kante über seinen Scheitel schrammte. Noch ein Kratzer mehr. Nicht, dass es darauf ankam. Mittlerweile war sein Körper sowieso von oben bis unten zerschunden.
    »Hier ist schon wieder eine Höhle«, murmelte Noah. »Unglaublich, wie weitläufig dieses System ist. Ob es sich vielleicht die ganze Küste entlang von Marokko bis hierher zieht?«
    Die Vorstellung hatte etwas Erschreckendes. Was, wenn Safrin und Akuyi gar nicht nach Ägypten, sondern nach Marokko geflogen waren und sich durch ein endloses Labyrinth aus Gängen und Höhlen auf den Weg hierher gemacht hatten?
    Dirk verscheuchte diesen absurden Gedanken und schloss vorsichtig zu seinem Sohn auf.
    »Und was jetzt?«, fragte er.
    »Abwarten«, schlug Noah vor.
    »Ich weiß nicht.« Dirk atmete tief durch. Es machte ihn nervös, überhaupt nichts sehen zu können und von Noahs Anweisungen abhängig zu sein. »Wenn ich Ventura richtig verstanden habe, stehen wir unter großem Zeitdruck. Und ich möchte auf keinen Fall, dass dieser bekloppte Araber vor uns bei Akuyi ist.«
    »Er ist nicht bekloppt«, wandte Noah ein. Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern, hallte aber dennoch von den Felswänden wider, als greife ein unterirdisches Volk von Zwergen, Kobolden und Elfen seine Worte auf, um sie mit kurzer Verzögerung zu wiederholen. Dirk wurde langsam klar, auf welche Weise sich Noah orientierte. Wahrscheinlich reichte seinen gut trainierten Augen die vorhandene Resthelligkeit, und sein Gehör versetzte ihn in die Lage, die zahlreichen Echos und Geräusche in einen räumlichen Zusammenhang zu bringen.
    »Ventura ist ein gefährlicher Mann«, flüsterte Noah. »Aber im Grunde seines Herzens ist er in Ordnung.«
    Dirk biss sich auf die Unterlippe, um die böse Bemerkung zu unterdrücken, die ihm entschlüpfen wollte. Es war erstaunlich, wie vertraut ihm Noah in den wenigen Stunden geworden war, die seit ihrem dramatischen Zusammentreffen vergangen waren. Aber vieles an ihm war Dirk auch unendlich fremd. Wahrscheinlich würde es Jahre dauern, bis er den Teil von Noahs Persönlichkeit verstand, der durch sein Leben in Afrika geprägt war. Falls ihm das überhaupt je gelang.
    »Ich hoffe, das stimmt«, sagte Dirk schließlich. »Aber das hilft uns im Moment nicht weiter. Wir müssen uns überlegen …«
    »Psst!«
    Dirk gehorchte ganz automatisch und verstummte.
    »Ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht«, zischte Noah. »Wir sind ihnen geradewegs in die Arme gelaufen, statt ihnen aus dem Weg zu gehen.«
    »Und was sollen wir …«
    »Wieder zurück. Komm.« Noahs Hand strich über Dirks Arm, packte sein Handgelenk und zog daran. Dirk folgte seiner Bewegung, damit sie schnell verschwinden konnten.
    »Zu spät«, flüsterte Noah in sein Ohr. »Sie kommen. Wir müssen uns verstecken. Runter mit dir!«
    Auch diesmal gehorchte Dirk sofort. Noch während er sich duckte und so klein wie möglich machte, hörte er leise Stimmen, die von irgendwo vorne rechts an seine Ohren drangen. Sie klangen dumpf und bedrohlich.
    »Kriechen wir ein Stück zurück«, schlug Noah vor, doch es war tatsächlich zu spät. Energische Schritte näherten sich ihnen, dann sah Dirk einen Lichtkreis über den felsigen Boden

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