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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Das wollten Sie doch als Nächstes fragen." Inzwischen war Jessica bei ihren Überlegungen zu einem greifbaren Ergebnis gekommen. Sie sah Radfield an und sagte freundlich: „Mrs. Woods war Ihre Schwester, nicht wahr?"
    Radfield nickte.
    Überrascht drehte Richard sich zu ihr um. „Wie sind Sie darauf gekommen?"
    „Ich habe die ganze Zeit überlegt, an wen er mich erinnert. Und eben jetzt, als er Tränen in den Augen hatte, wurde es mir plötzlich klar. Ohne die bräunliche Schminke und mit braunem Haar anstatt dem pechschwarzen hätte Mrs. Woods dem Herrn Pfar... ich meine, Mr. Radfield ähnlich gesehen. "
    Radfield seufzte und wischte sich mit den Handrücken über die Augen. „Bettina hat sich immer um mich gekümmert. Sie war ein paar Jahre älter, und wir hingen sehr aneinander, denn wir hatten keine Freunde, da wir mit der Truppe ständig unterwegs waren."
    „Mit der Truppe?" fragte Richard. „Sie waren Schauspieler?"
    „Ja. Schon unsere Eltern waren Schauspieler, und wir traten in ihre Fußstapfen, als wir erwachsen waren."
    „Schauspieler! Da haben wir es!" rief Cobb triumphierend. „Der Tanzmeister mittleren Alters - das waren Sie!"
    Radfield nickte. „Ja. Wir beherrschten die Verstellungskunst wie kaum ein anderer. Dadurch konnten wir schneller wieder verschwinden, und das machte alles weniger gefährlich. Wer würde schon einen anglikanischen Priester mit einem ergrauten, dicklichen Tanzmeister in Verbindung bringen? Oder die blonde Dame aus dem Freundeskreis von Mrs. Gilpin mit der südländischen Mrs. Woods?"
    Einen Augenblick lang hing er seinen Erinnerungen nach, ehe er fortfuhr: „Bettina erkundete die Möglichkeiten und dachte sich die passenden Verkleidungen für uns aus. Ich hingegen hatte mir eine große Geschicklichkeit im Öffnen von Safes angeeignet und konnte Dinge einstecken, ohne dass irgendjemand etwas bemerkte. Wir beide hassten das Leben in der Theatertruppe, und Bettina ging schon mit achtzehn Jahren nach London, um dort ihr Glück zu machen. Es ist ihr auch gelungen. Sie wurde ein berühmte, erfolgreiche Kurtisane - Marie MacDonald." „Beim Himmel!" rief Darius Talbot halblaut. „Marie MacDonald!"
    Alle drehten sich verwundert zu ihm um. Er wurde rot und stotterte: „Ver...Verzeihung, wollte Sie nicht unterbrechen. Reden Sie nur weiter."
    „Es gibt nicht mehr viel zu erzählen. Marie war schön und gefeiert, aber ihr gefiel dieses Leben auch nicht. Außerdem altert man dabei schneller. Sie war schon fast dreißig und wollte nun etwas anderes machen. Nach einigem Nachdenken kam sie auf diese Idee. Sie kannte viele wohlhabende Männer sowie die Aufbewahrungsorte ihrer Wertsachen, und sie wusste auch, wer seinen Reichtum nur vorgab, ohne wirklich vermögend zu sein. So begannen wir unsere Komödien und ...", er zuckte mit den Schultern, „... und waren sehr erfolgreich damit."
    Hilfe suchend sah er Richard an. „Nun sehen Sie also, dass ich Bettina nie etwas zuleide getan hätte. Sie war meine beste Freundin. Sie war mein Leben. Ohne sie bin ich nichts."
    „Nun, ich bin geneigt, Ihnen zu glauben", erwiderte Richard.
    „Was höre ich da?" rief Cobb ungläubig. „Der Mann ist doch ein Verbrecher."
    „Oh, natürlich, er ist ja Ihr gesuchter Dieb. Sie haben Mr. Gilpins Juwelen gefunden und auch das Pärchen, das sie gestohlen hat. Ich wette auch, dass Lord Kestwick Recht hatte, wenn er meinte, dass neulich Nacht irgendjemand in meinem Arbeitszimmer nachgesehen hat, ob es etwas Lohnendes zum Mitnehmen gibt. Stimmt das, Mr. Radfield?"
    „Ja, ich war dort", erwiderte Radfield gleichmütig. „Man konnte doch nicht von mir erwarten, dass ich nicht einen Versuch hinsichtlich der berühmten Cleybourne Smaragde unternehme, wenn ich schon durch Zufall in ihre Nähe gelangt bin."
    Richard zog die Augenbrauen hoch. „Finden Sie nicht auch, dass man Gastfreundschaft nicht dadurch entgelten sollte, dass man seinen Gastgeber bestiehlt?"
    Radfield seufzte. „Ja, ja, ich weiß. Ich habe einen schwachen Charakter. Ich hatte ja auch überhaupt nichts gegen Sie. Sie sind ein wunderbarer Mensch. Aber Ihre Smaragde sind eben weltberühmt."
    „Nun, wie auch immer", entgegnete Richard und unterdrückte dabei ein Lächeln. „Tatsache ist jedenfalls, dass ein Mann, der Juwelen stiehlt, nicht unbedingt auch der Mörder von Mrs. Woods sein muss."
    „Es gibt überhaupt keinen Mörder", warf Lord Vesey ein. „Da bin ich mir sicher. Es war ein Unfall."
    „Dieser Meinung bin ich auch",

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