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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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wirkten eingefallen. Seine zwanglose Bekleidung bestand lediglich aus einer bequemen Hose und einem am Hals geöffneten Hemd. Mit ärgerlich gerunzelter Stirn blickte er den Korridor entlang.
    „Was, zum Teufel, geht hier vor? Wer macht solchen ungehörigen Lärm?"
    „Das bin ich", erwiderte Jessica und ging mit festen Schritten auf ihn zu.
    „Und wer sind Sie?" fragte er ungehalten.
    „Jessica Maitland, die Ihnen einen Brief geschrieben hat, den Sie allerdings nicht zu lesen geruhten."
    „Es ist mir ja so unangenehm, Euer Gnaden", murmelte der Butler unter zahllosen Verbeugungen.
    „Schon gut, Baxter. Ich werde mich selbst darum kümmern." Der Duke schwankte etwas und hielt sich am Türgriff fest. „Darf ich Sie davon in Kenntnis setzen, Madam", wandte er sich an Jessica, „ dass ich nach wie vor nicht zu sprechen bin für hoffnungsvolle junge Damen mit ihren geldgierigen Müttern, die ungebeten in mein Haus eindringen und glauben, ich sei genauso töricht wie der Earl of Vin-defors, der das Gänschen geheiratet hat, das nach einem angeblichen Unfall Hilfe bei ihm suchte."
    „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden", erwiderte Jessica ungeduldig. „Offensichtlich hat es nicht das Geringste mit dem Anlass zu tun, der uns zu Ihnen geführt hat. Wenn Sie auf Ihren Butler gehört hätten, dann wüssten Sie das auch." Irritiert zog der Duke die Brauen hoch. Offensichtlich war er nicht daran gewöhnt, dass irgendjemand sein Verhalten kritisierte. „Ich bitte um Entschuldigung ...", sagte er mit eisiger Miene.
    „Das sollten Sie allerdings auch", unterbrach Jessica ihn, seine Bemerkung absichtlich missverstehend. „Miss Carstairs und ich haben eine lange und anstrengende Reise hinter uns, und es ist einfach zu viel verlangt, wenn uns ausgerichtet wird, wir sollen verschwinden und uns um diese Zeit irgendwo ein Bett in einem Gasthof suchen."
    „Nun, man könnte auch sagen, es ist einfach zu viel verlangt, so spät am Abend Fremde in sein Haus aufnehmen zu müssen", entgegnete der Duke und kreuzte sie Arme streitsüchtig vor der Brust. „Wer ist denn eigentlich diese mysteriöse Miss Carstairs?"
    „Die Tochter eines Mannes, der Sie für seinen Freund gehalten hat", versetzte Jessica zornig, „und zwar für einen so guten Freund, dass er Sie zum Vormund für seine Tochter eingesetzt hat."
    Cleybourne ließ die Arme sinken und starrte sie an. „Roddy? Roddy Carstairs? Wollen Sie sagen, Roddy Carstairs' Tochter ist hier?"
    „Genau das wollte ich zum Ausdruck bringen. Haben Sie denn meinen Brief nicht bekommen? Oder sich nur nicht die Mühe gemacht, ihn zu lesen?"
    Einen Augenblick lang schwieg der Duke. „Ach, zum Kuckuck!" stieß er dann schließlich hervor. Wortlos wandte er sich um und ging in das Zimmer zurück, aus dem er gekommen war. Jessica folgte ihm. Es war ein Arbeitszimmer, betont männlich eingerichtet in Dunkelbraun und Schwarz, mit Ledersesseln, einem riesigen Schreibtisch und dunkler Holztäfelung an den Wänden. Ein schwaches Feuer brannte im Kamin und erhellte zusammen mit einer Öllampe den Raum nur wenig. Auf einem Seitentisch standen eine halb gefüllte Weinkaraffe und ein Glas, die verrieten, welcher Beschäftigung der Duke sich bis zu diesem Moment hingegeben hatte. Auf einer Ecke des Schreibtisches lag ein Stapel Briefe.
    Cleybourne durchsuchte ihn rasch und zog einen davon hervor, der Jessicas gestochene Schönschrift trug und noch gesiegelt war. Ungeduldig brach er das Siegel, entfaltete den Bogen und hielt ihn näher an das Lämpchen.
    „Ich kann Ihnen sagen, was darin steht", sagte Jessica. „Wie Sie wissen, ist mein Name Jessica Maitland. Ich bin die Gouvernante von Miss Carstairs, die nach dem Tode ihres Großonkels, General Streathern, vor wenigen Tagen verwaist und minderjährig zurückgeblieben ist. Da Sie in dem Testament ihres Vaters als Vormund benannt worden sind für den Fall, dass der General diese Aufgabe nicht übernehmen könnte, hielt Sie der alte Herr für seinen geeignetsten Nachfolger in diesem Amt."
    Der Duke fluchte leise und warf Jessicas Brief wieder auf den Tisch. „Sie ähneln keiner der Gouvernanten, denen ich in meinem Leben begegnet bin", erklärte er missbilligend.
    Unwillkürlich griff Jessica an ihr Haar. Ihre dichten rotbraunen Locken konnten sehr eigenwillig sein. Wie oft sie auch versuchte, sie in eine ihrer Stellung angemessene Frisur zu zwingen, konnte sie doch nie sicher sein, dass sich nicht eine vorwitzige Strähne aus dem sittsamen Knoten

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