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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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kümmern ... unsere und ihre.“
    Heilige Jungfrau, sie hatte Angst. Elspeth tat einen Schritt nach vorne, dann noch einen. Eisige Kälte umgab sie. Dunkelheit hüllte sie ein, die das spärliche Licht ihrer Fackel zu verschlucken schien.
    Weit in der Ferne hörte sie Donnergrollen, doch hier in den Tiefen des Turms war es totenstill. Selbst ihr Atem schien in dem Schweigen unnatürlich laut. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, um beim ersten Anzeichen von Gefahr die Flucht zu ergreifen ...
    Ihr Fuß blieb an etwas hängen, und sie bückte sich. Mit Erstaunen sah sie, dass der Boden nicht eben war wie in den anderen Räumen des Turms, sondern aus riesigen Steinblöcken bestand, die etwa drei Fuß breit waren. Ein Zeichen war in den Stein geritzt, auf dem sie stand. Sie hatte diese Form auf der Zeichnung neben dem Eingang zum Geheimgang gesehen. Auch der Steinquader vor ihr trug eine Zeichnung, doch die anderen, die sie sah, waren glatt. Was bedeutete dies? Der Gang war der Fluchtweg, der ins Freie führte. Konnten diese Zeichen darauf hinweisen, welche Steine man betreten sollte, um der Falle auszuweichen, die Seamus fürchtete?
    Elspeth änderte ihre Richtung und hielt sich an die behauenen Steine. Etwa ein Dutzend Blöcke weiter bemerkte sie plötzlich einen Schimmer in dem schwarzen Dunkel vor ihr. Zögernd blieb sie stehen und starrte ...
    Es war ein Ungeheuer. Im Licht der Fackel glühten seine Augen, aus riesigen weißen Fängen bleckte die gespaltene Zunge.
    Elspeth stockte der Atem. Sie erwartete, dass sich das Biest auf sie stürzte und sie verschlang. Schließlich stellte sie fest, dass sich das Ungeheuer nicht bewegte. Sie blinzelte und erkannte in dem langgestreckten Hals die gebogene Form eines Schiffes.
    Ihre Erleichterung war grenzenlos. Das Blut dröhnte in ihren Ohren. Aus der Ferne vernahm sie Seamus’ Stimme, die ihr befahl weiterzugehen. Sie presste eine Hand auf ihr pochendes Herz und schritt voran, bis sie sechs Steinquader von dem Boot entfernt stehen blieb. Es hatte die doppelte Größe der Fischerboote des Loch.
    „Sieht aus wie ein Schiff der Nordmänner“, rief Seamus. „Kannst du sehen, was es enthält?“ Seine Stimme wurde von den unsichtbaren Segeln hoch über dem Drachenkopf, der den Bug zierte, zurückgeworfen, und Elspeth fühlte erneut eine geheimnisvolle Bewegung in der kalten, schalen Luft, die sie umgab.
    Dunkle und bedrohliche Kräfte.
    Sie schienen die Wärme aus ihrem Körper und den Atem aus ihren Lungen zu ziehen. Wenn die alten Mythen wahr waren, so wusste sie, was sie in dem Boot finden sollte ... das Oberhaupt dieser Sippe in seiner Rüstung, umgeben von seinem Schild, Juwelen und kostbaren Gaben, die ihm den Weg in die nächste Welt erleichtern sollten.
    Elspeth ging weiter und blieb stehen, als sie sah, dass alle Steinblöcke um das Schiff glatt und ohne Zeichen waren. Sie hob die Fackel und ließ den Feuerschein über das Innere des Totenschiffs gleiten.
    Oh, was für ein herrlicher Anblick. Starr vor Ehrfurcht, betrachtete sie den Krieger, der hier in all seiner Pracht ruhte. Von seinem Gesicht war gottlob nichts zu erkennen. Ein Helm bedeckte sein Haupt, der mit einem mächtigen Löwen verziert war, dessen rote Edelsteinaugen im Licht der Fackel schimmerten. Noch mehr rote Steine zierten das Schild, in dessen Mitte zwei mächtige Eber kämpften. Eine lederne Tunika bedeckte den Körper bis zu den Knien, reichte bis zu fellverzierten Stiefeln, die mit Lederriemen geschnürt waren. Mit seiner behandschuhten Rechten hielt er einen Speer mit Eisenspitze.
    Um den Leichnam herum waren Bronzegefäße aufgereiht, gefüllt mit Weizen und getrocknetem Fleisch, und Häute, die wohl Wasser oder Bier enthielten. Elspeth war erstaunt, dass sich diese Dinge all die langen Jahre gehalten hatten. Seamus hätte wohl mehr Gefallen an den silbernen Löffeln und Schüsseln und den drei kleinen Truhen, die Goldmünzen und Geschmeide enthielten. Die Anzahl und Machart dieser Schätze versetzten sie in Erstaunen. Kein Handwerker aus dieser Gegend hätte solch feine Kunstwerke zustande gebracht. Entweder stammten die Gegenstände von den Wikingern, die diese Küsten als Plünderer heimgesucht hatten, oder Lucais’ Vorfahren waren Händler, die vielleicht Pelze und Fisch für Waren eingetauscht hatten, genau wie es die heutigen Sutherlands taten.
    „Was hast du gefunden?“ verlangte Seamus von neuem zu wissen.
    Sie konnte ihm diese Dinge nicht überlassen. Elspeth

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