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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Ena denken musste ..."
    „Sie hatte versucht zu entkommen. Ich habe sie aufgehalten.“ Lucais wandte sein gerötetes Gesicht in den kühlen Wind und stieß die Sporen in Jocks Flanken. Das Pferd spürte seine Unruhe und trabte verwegen den engen Bergpfad hinab. Doch Lucais konnte den Erinnerungen an Elspeth nicht entkommen. Viel zu schnell erreichten sie den Dorfrand, und er ließ Jock in Trott fallen.
    „Wahrlich, es war ein wilder Ritt, den du vorgelegt hast“, rief Niall atemlos aus und zügelte sein Pferd neben ihm. „Wenn das nicht die hübsche Elspeth war, die dieses Feuer in meinem sonst so achtsamen Vetter entfacht hat, wer dann?“
    Lucais starrte Niall an, dann die anderen grinsenden Suther-lands, die hinter ihnen den Pfad herabgestürmt kamen und nun ihre dampfenden Rosse abkühlten. „Pflicht“, grollte er. Er schwang sich aus dem Sattel und warf die Zügel dem Burschen zu, der ihnen zur Begrüßung entgegengelaufen kam. „Ich will sehen, was ich von den Carmichaels erfahren kann“, fügte er hinzu und schritt auf die Darrhütte zu, sein Vetter folgte ihm auf dem Fuße.
    „Willst du wissen, was ich über sie denke?“ fragte Niall.
    „Nein. Doch du wirst es mir trotzdem sagen.“
    „Ich glaube, sie läuft vor etwas davon ... diesem Ehemann vielleicht“, grübelte Niall. „Es ist eine tiefe Traurigkeit in ihren Augen.“
    „Unsinn“, sagte Lucais, um seinen heftig schlagenden Puls zu beruhigen, doch auch er hatte es gesehen. Gab es Arger zwischen Raebert und Elspeth? Eigentlich sollte er Befriedigung darüber verspüren. Trotzdem, sie hatte diesen Munro ihm gegenüber vorgezogen. Es war Angst, nackte Angst um Elspeth, die ihn ergriffen hatte, und eine heftige Welle von Fürsorge, die ihn schwach werden ließ. Raebert war grausam, wie die arme Jean herausfinden musste. War er verderbt genug, seine eigene Frau zu schlagen? Narr. Elspeth war hier, um für Raebert zu spionieren. Sie verdiente kein Mitgefühl. „Halte dich aus meinen Affären heraus.“
    „Doch du hast keine“, schimpfte Niall. „Wenigstens keine, von der wir wissen. Elspeth ist die erste Frau, die du nach Hause gebracht hast seit ..."
    „Niall“, rief Lucais warnend, doch sein Vetter war beharrlich.
    „Ich weiß von dem gewalttätigen Angriff auf Jean und wie sehr dich die schrecklichen Folgen erschütterten, doch ...“ Seine Stimme wurde unter Lucais drohendem Groll leiser. „Es ist deine Pflicht, dem Clan einen Erben zu geben.“
    „Du bist mein Erbe.“
    „Bei Gott, du bist genauso ein Starrkopf wie dein Großvater.“
    „Das ist in der Tat ein großes Lob.“ Lucais ging durch das Dorf. Es war kleiner als die Stadt von Curthill, wo er aufgewachsen war, doch die aus Stein und Balken gebauten Hütten waren fest, die aus gestampftem Erdreich angelegten Straßen frei von Abfall und voll geschäftigen Treibens ...
    Lucais fühlte eine tiefe Verbundenheit mit diesen Menschen, die im Loch fischten und in den dunklen Wäldern das Wild jagten. Aufrichtige, hart arbeitende Menschen, nicht habgierig und hinterlistig wie die Munros, die von anderen lebten ... ihnen sogar die Frauen raubten. Ja, er wollte alles tun, was nötig war, um die Sicherheit und den Besitz des Clans zu beschützen.
    Die beiden Wächter, die an der großen Steinhütte postiert waren, richteten sich auf, als Lucais herantrat. Fensterlos, mit einer starken, verriegelten Tür, diente das Gebäude als Lagerhaus für den getrockneten, marktfertigen Fisch. Nun beherbergte es die Gefangenen.
    „Haben sie euch Ärger bereitet?“ wollte Lucais wissen.
    „Sie haben gehörig Krach gemacht, bis wir sie gut verschnürt haben. Seither sind sie ganz ruhig“, sagte der kleine Mann grinsend.
    Lucais nickte. „Ich möchte nicht, dass jemandem ein Leid geschieht. Bringt mir Wee Wat. Er ist der kleine dunkle Mann mit Augen schwarz wie Torf.“ Er wandte sich an Niall. „Es könnte sein, dass wir sie noch einige Tage hier behalten müssen. Sieh zu, dass mehr Wachen eingeteilt werden und genügend Essen vorhanden ist.“
    „Ich möchte dich nicht allein lassen, während du diesen Wee Wat befragst“, sagte er, doch ein Blick auf den drahtigen, kleinen Mann, der aus der Hütte trat, beruhigte Niall. „Ich denke, mit dem wirst du alleine fertig.“ Er ging davon mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Sei da nicht so sicher. Lucais machte sich für die kommende Zerreißprobe bereit. Wee Wat Carmichael war ein wilder Kämpfer und kein Narr. „Wat“, sagte Lucais ernst.

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