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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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etwas für sie. Etwas, das du nicht kennst, sonst könntest du ihr nicht so wehtun.“
    Schmerz flammte tief in seinen Augen auf. Oder war es bloß eine Täuschung des Lichts? „Du hast nicht die geringste Ahnung von dem, was ich fühle.“
    Das war die Wahrheit, doch sie war viel zu wütend, um sich darum zu kümmern. „Du bist ein kaltes, gleichgültiges Ungeheuer geworden.“ Wie Raebert. „Du hast kaum einen Blick für das arme ...“
    „Hör auf.“ Lucais fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und wandte sich ab, sein Körper bebte und seine Stimme klang rau in dem stillen Raum. Ergriffen von seinem Leid, ging Elspeth zu ihm. Gillie umklammerte sie immer noch. „Lucais, es tut mir Leid, doch ...“
    Mit einem kräftigen Fluch stürzte er von ihr weg und trat an den leeren Kamin. Er legte beide Hände an die Einfassung und starrte in die kalte Asche, dann wandte er sich ihr unvermittelt zu, den Blick verdunkelt und gehetzt wie ihre eigenen bösen Träume. „Weder brauche ich dein Mitleid, noch verdiene ich es.“
    Lieber Himmel, was schmerzte ihn so? Nein, es war besser für sie, es nicht zu erfahren, noch sich darum zu kümmern. Er hatte immer die Macht besessen, sie gegen ihren Willen an sich zu ziehen. Hatte sie ihn nicht zum Manne begehrt, obwohl sie wusste, dass sie nicht zueinander passten? „Nun gut“, sagte sie langsam. „Ich weiß, dass Gillies Mutter tot ist, doch ich möchte mit ihrem Vater über den beklagenswerten Zustand ihres Kleides und ihres Aussehens reden.“
    „Ich bin Gillies Vater.“ Grobe, brutale Worte.
    „Großer Gott“, flüsterte Elspeth.
    „Gott hat sehr wenig damit zu tun“, sagte Lucais schroff. Sein Gesicht glich einer grimmigen Maske.
    Elspeth starrte ihn entgeistert an. „Lass uns allein“, sagte sie endlich. Sie war zu betroffen, um sich mit dem Gedanken zu befassen, dass der Mann, den sie einst für zu gefühlvoll hielt, sein eigenes Kind so kalt und grausam behandeln konnte. Dem Himmel sei Dank, dass sie ihn nicht geehelicht hatte, denn sonst wäre es ihr wohl ebenso ergangen.

5. KAPITEL
    Lucais saß nachdenklich vor dem Kamin in der Halle. In der Hand hielt er einen Becher mit Ale. Aus den Augenwinkeln heraus sah er ein paar Dienstmägde die Treppe hinauf zu den Schlafgemächern steigen, die Arme beladen mit gefalteten Kleidern.
    „Wahrlich, Kinduin ist wie ein summendes Bienenvolk“, meinte Niall, als er sich in den kleinen Stuhl fallen ließ. „Ich habe Gerüchte gehört, als ich bei den Ställen ankam, doch ... es klang zu sehr an den Haaren herbeigeholt, um es zu glauben.“
    „Diese schwarzhaarige Hexe warf mich aus meinen eigenen Gemächern hinaus ... “ Lucais fuhr von seinem Stuhl hoch, und Ale schwappte aus seinem Becher.
    „Ruhig, Luc.“ Niall nahm den tropfenden Pokal und stellte ihn auf den mit Binsen bedeckten Fußboden, dann erhob er sich. „Warum tat sie das ...?“
    „Ist das wichtig zu wissen?“ Lucais ging gemessenen Schrittes vor dem Funken sprühenden Feuer im Kamin auf und ab. Zum ersten Mal in seinem Leben war er völlig außer sich. Drei Stunden waren vergangen, seit er gezwungen gewesen war, Elspeth zu sagen, dass Gillie seine Tochter war. Drei Stunden, in denen er die alte Schuld wieder erlebte, den Schmerz, die Lügen. „Sie ist meine Gefangene, verdammt. Sie kann nicht einfach meine Gemächer in Besitz nehmen, meine Bediensteten herumkommandieren und ...“ Und ihn an seine Pflichten Gillie gegenüber erinnern. Himmel, er ertrug es kaum, das Kind anzusehen, dessen Anwesenheit eine ständige Erinnerung an das schmerzliche Ende war, das Jean seinetwegen erleiden musste.
    „Na gut, das ist schnell geregelt. Sie ist ein gehöriges Stück kleiner als du. Eine tüchtige Tracht Prügel wird sie lehren, wo sie hingehört.“
    Böse funkelnd wandte sich Lucais zu Niall. „Elspeth schlagen? Hat das ganze Saufen und Huren dir den Verstand verwirrt?“ „Nein, indes scheint es mir, dass das Leben als Mönch dir deinen Verstand verdreht hat ... zusammen mit deinem Sinn für Humor, möchte ich hinzufügen.“
    „Das amüsiert dich?“ brüllte Lucais außer sich. In der Halle wandten sich alle Köpfe nach ihnen. Die Bedienten hielten inne, die Schragentische fürs Abendessen aufzustellen, und die Männer hoben ihre Blicke vom Würfelspiel und vergaßen zu trinken.
    „Beruhige dich, Luc, du verängstigst alle. Niemals zuvor sah man dich so außer dir. Selbst an dem Tag, als Jean starb, warst du
    „Erinnere mich nicht daran.“

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