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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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ihn aufrecht. Erhobenen Hauptes, den Blick vorsichtig gesenkt, stand er da, als sie näher traten. Er würde nicht vor der einzigen Frau, die er je geliebt hatte, und dem Kind, dessen Anblick er kaum ertragen konnte, da es ihn an seinen schlimmsten Fehler erinnerte, zugrunde gehen. Dieser Schmerz, dieser zermalmende, schneidende Schmerz war seine Buße.
    „Mylord“, sagte Elspeth und neigte den Kopf.
    „Lucais“, antwortete er steif. „Wir Hochländer halten nichts von Formalitäten.“
    „Ist es eine Formalität, dass du dein Kind nicht beachtest?“ flüsterte sie.
    Lucais’ Blick traf kurz Gillie, ehe er wieder wegsah. Nichts hatte sich verändert. Sie sah immer noch genauso aus wie ihre Mutter ... schwarzes Haar, zarte Haut, schüchterner Blick. Wie konnte er nur je gedacht haben, dass Jean Ähnlichkeit mit Elspeth hatte? Es war dunkel gewesen, und er hatte so viel getrunken, dass er sich kaum an das Zusammentreffen erinnerte, viel weniger noch an ...
    „Nun. Was sagst du?“ verlangte Elspeth zu wissen. In der Halle war es so ruhig, dass man das Tippen ihrer Zehen auf dem Binsenstroh vernehmen konnte.
    Vermessene kleine Hexe. Der Stolz von Generationen von Sutherlands stürzte auf Lucais ein. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sah auf sie hinab. „Ena, es ist Zeit für das Kind, ins Bett zu gehen. Niall, sieh zu, dass das Essen aufgetragen wird“, rief er gereizt.
    Elspeth beobachtete, wie sich die anderen beeilten, Lucais’ Befehlen nachzukommen, indes, die Enttäuschung in Gillies Ausdruck war unverkennbar, als Ena sie wegbrachte, und bestärkte sie in ihrem Entschluss. Obwohl die Dienerschaft ihr versichert hatte, dass das Kind gut versorgt wurde, hatte Elspeth die Einsamkeit in den Augen Gillies erkannt und die Sehnsucht, dazuzugehören und akzeptiert zu werden. Vielleicht war dies auch ihr Schicksal, weil sie sich niemals in die Rolle einer Frau gefügt hatte. Doch sie wollte es anders für Gillie, so wie Megan und Ross die Waisen behandelten, die sie bei sich aufgenommen hatten. „Ich möchte mit dir reden, Lucais“, sagte sie.
    „Und ich mit dir“, erwiderte er. „Wir haben keine Gärten, um darin zu wandeln, doch eine Runde auf der Festungsmauer sollte dein Temperament abkühlen.“
    „Nicht ich bin es, die herumbrüllt und sich wie ein Verrückter aufführt.“ Elspeth drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Halle.
    Die Nacht hatte sich herabgesenkt, und das Dunkel wurde nur von einigen wenigen Fackeln erhellt, die die Finsternis aus dem Burghof und von der Außenmauer vertrieben. Die Luft war kalt und feucht. Sie hätte sich die Zeit nehmen sollen, einen Umhang zu holen, doch nun gab es kein Zurück mehr. In jeder Hinsicht, wie Elspeth bewusst wurde, als Lucais sie auf dem Treppenabsatz eingeholt hatte.
    „Hier. “ Er warf ihr ein Tuch aus Wolle zu. „Du bist das feuchtnasse Wetter unseres Hochlandes nicht gewohnt. Ich möchte nicht von deiner Familie beschuldigt werden, dass ich nicht auf deine Gesundheit geachtet habe.“
    Elspeth öffnete den Überwurf, den er ihr gegeben hatte. Er war riesengroß, und sie konnte den Kragen nicht finden. „Was für eine Art von Cape ist das?“
    „Es ist ein Tartan.“ Er nahm den durcheinander geratenen wollenen Umhang, faltete ihn auseinander, legte ihn ihr um die Schultern und sicherte ihn mit einer Schmucknadel, die er von seiner eigenen Tunika genommen hatte. Sie erkannte das Abzeichen seines Clans, einen schweren, silbernen Ring, der eine wilde Hochlandkatze zeigte und die Inschrift trug Sans Peur - Ohne Furcht. Zutreffend, denn sie hatte immer gewusst, dass er ein tapferer Mann war. Doch nun schien er auch verstört zu sein. Es war seine Verletzbarkeit, die ihren Ärger verstummen ließ, als sie ihm über den Burghof und die Treppe, die zur Außenmauer hinaufführte, folgte.
    „Ich habe dir einen Vorschlag zu unterbreiten“, sagte Lucais, sobald sie allein auf der windgepeitschten Mauer waren.
    „Und ich möchte eine Gunst von dir erbitten.“
    „Damen zuerst“, erwiderte er ernst.
    Statt zu sprechen, wandte sich Elspeth ab und ließ den Blick über die Landschaft schweifen, die ausgebreitet vor ihr lag wie ein schattenhafter Wandteppich. Beackerte Felder reihten sich an dunkle Wälder, und dahinter erhoben sich düstere Berge, deren zackige Spitzen den Horizont verbargen. Durch die Reihe von Bäumen zu ihrer Rechten schimmerte der schwarze Spiegel des Loch, der die Sterne über ihnen reflektierte. Es war ein

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