Sturm ueber den Highlands
versicherte ihm Niall.
Lucais seufzte, als er seinen Helm abnahm und sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht strich. „Zu meinen Lebzeiten?“
Niall lächelte zaghaft. „Sie ist nicht wirklich eine Munro.“
„Doch sie war mit einem vermählt.“ Gott, wie sehr ihn das schmerzte.
„Und nun hat sie dich geehelicht.“
„Für ein Jahr und einen Tag.“ Sollte sie so lange hier bleiben. Er sah an den Bedienten vorbei, die die Schragentische aufstellten, und zur Türöffnung, die nach oben in die Schlafräume führte. Würde sie mit ihm das große Bett teilen, das schon seinen Großeltern gehört hatte? Oder würde sie sich im Kontor verbarrikadieren und die enge Schlafstatt bevorzugen? Die Erinnerung an den Kuss, den sie dort letzte Nacht geteilt hatten, verfolgte ihn. Sie war bereitwillig gewesen, nein, begierig nach seiner Berührung. Er war es gewesen, der sich Einhalt geboten hatte bei der Erinnerung, dass sie verheiratet war. Warum hatte sie ihm nicht gesagt, dass Raebert tot war? Gehörte das alles zu einem
sorgfältig ausgedachten Plan von Seamus?
„Für immer, wenn du es willst“, warf Niall ein.
Lucais schüttelte den Kopf. „Ich habe sie zur Frau genommen, um sie vor Seamus zu retten.“ Lügner. Tief in seinem Inneren, unter dem Schmerz, den ihre Zurückweisung und ihr Verrat verursacht hatten, wusste er, dass er sie noch immer begehrte. Doch konnte er sie halten? „Sie mag mich nicht. Wahrscheinlich wird sie bei der ersten Möglichkeit, die sich ihr bietet, in den Schoß ihrer Familie zurückkehren.“
„Wenn sie diese Möglichkeit bekommt“, sagte Niall bedeutungsvoll. „Der Hass gegen die Munros hat tiefe Wurzeln hier in Kinduin, wie du sehen kannst. “
Eine böse Vorahnung beschlich Lucais, als er dem Blick seines Vetters folgte und die Männer sah, die sich um Cathal scharten. Ränkeschmiedend. Doch war es Lucais’ Untergang oder der von Elspeth? Beides fürchtete er gleichermaßen. „Mein Name wird sie beschützen.“
„Dann solltest du dein Handeln überzeugender machen.“
„Handeln?“ rief Lucais aus.
„Du warst entsetzt, als Seamus sagte, dass sie Witwe sei, und sie fiel beinahe vom Pferd, als du behauptetest, sie sei dein Weib.“
„Ich habe es getan, um den Frieden zu wahren.“ Der Rest war bloß ein Traum.
„Schande über dich“, zankte Ena. „Herumstehen und Wasser und Blut auf die frischen Binsen tropfen.“ Die Hände in die Hüften gestemmt, betrachtete sie ihn, wie sie es immer in solchen Zeiten tat... mit Ärger und Zuneigung.
„Du hast gehört, was sich zugetragen hat?“ fragte Lucais vorsichtig.
„Ja. Ich habe die ganze traurige Geschichte erfahren. Wenn du nach oben gehen willst...“
Lucais schüttelte den Kopf. „Ich werde mich nicht eher zur Ruhe begeben, als bis die Männer versorgt sind. Und Elspeth ..."
„Mylady sieht nach diesem runzeligen Bündel von Mann. Ich habe ihr dafür mein Mauergelass gegeben, um ihn darin zu betten.“
Lucais fuhr hoch. „Niemand hat von ihr verlangt, das zu tun. Sie hat einen schrecklichen Tag hinter sich. Sie muss völlig erschöpft sein.“
„Ich habe versucht, ihr das zu sagen“, sprach Ena. „Genauso gut kann man zu Steinmauern reden. Du wirst eine Menge Arbeit haben, sie zu zähmen, da bin ich sicher“, ergänzte sie kichernd. „Du hast uns wenig Zeit gegeben, doch morgen werden wir ein Fest vorbereiten, um eure Vermählung zu feiern.“
Lucais dachte an die Verachtung in Elspeths Gesicht, als sie ihn vier Jahre zuvor zurückgewiesen hatte. Schlimmer noch war die Angst und Hoffnungslosigkeit in ihrer Stimme an diesem Nachmittag, als sie sich seinem verzweifelten Trick fügte. Sie hatte sich nur aus der Notwendigkeit heraus an ihn gebunden, weiter nichts. Er war das geringere von zwei Übeln.
Etwas von seiner Unbarmherzigkeit musste erkennbar gewesen sein, denn Ena seufzte und schüttelte den Kopf. „Männer. Ihr seid doch alle gefühllos.“
„Ich tue, was zu tun ist.“ Obgleich Lucais’ Stimmung niedergedrückt war, als er sich von ihr abwandte, machte er sich daran, nach dem Rechten zu sehen. Er beachtete seine eigenen schmerzenden Muskeln nicht, als er durch die Halle ging und sich um die Verwundeten kümmerte. „Die erste Pflicht eines Anführers gehört seinen Gefolgsmännern“, hatte ihn sein Großvater gelehrt. Genau das hatte Lucais getan. Er wollte seine Leute nicht von einer kostspieligen Fehde in die andere stürzen. Ebenso wollte er Elspeth schützen. So habe ich
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