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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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machen, wie er es war.“
    „Es war eine willkommene Abkehr von ,Fremdling' und Einzelgänger, wie man heimlich flüsterte“, gestand er mit einem gewinnenden Lächeln ein, das aber rasch verschwand. „Doch es bedarf mehr als nur eines Namens, um aus jemandem einen Krieger zu machen.“
    Kraft, Mut und Erfahrung waren nötig, um ein Krieger zu werden, und, obwohl ihr das bis vor kurzem nicht bewusst war, auch Mitgefühl, um den Krieger zu einem guten Heerführer zu machen. Lucais besaß alle vier Eigenschaften. Jedoch ein Teil von ihr missgönnte ihm den Namen ihres geliebten Bruders.
    „Komm, ich bringe dich in unser Gemach“, sagte er, als ob er wüsste, dass eine weitere Unterhaltung ihre Sinne nicht ändern könnte.
    „Ich bleibe hier. Jock braucht mich vielleicht in der Nacht.“ Und sie wollte Lucais eine Lehre erteilen, dass man sie nicht einsperren oder herumkommandieren konnte.
    „Wir werden also beide hier schlafen“, sagte er.

10. KAPITEL
    Am darauf folgenden Morgen waren beide Patienten Elspeths auf dem Wege der Besserung. Black Jock schlief ruhig unter der Aufsicht des jungen Danny, Wee Wat saß bereits aufrecht in seinem Bett.
    „Ah, ich dachte schon, du hättest mich völlig vergessen“, schimpfte der kleine Mann, als Elspeth gemeinsam mit Lucais den Raum betrat.
    „Dir geht es sehr gut. Die Wunde scheint aufgehört haben zu nässen.“
    „Gut. Dann werde ich aufstehen und mich davonmachen. Es ist verdammt langweilig ..."
    „Du wirst nichts dergleichen tun“, sagte Elspeth, die Hände in die Hüften gestützt.
    Wee Wat schnaufte wütend. „Du wirst ein ganzes Heer brauchen, um mich hier zu halten.“
    Elspeth wandte sich zu Lucais. „Oh, ich denke ein Mann wird ausreichen. Lucais ist stark genug, um sechs wie dich festzuhalten.“
    Die Anerkennung, die sich in ihren Augen widerspiegelte, ließ Lucais fühlen, als wäre er zehn Fuß groß. „Für Euch, Mylady, würde ich Drachen erlegen“, scherzte er und verbeugte sich geziert. Doch er meinte jedes Wort, wie er es gesagt hatte.
    „Ich schätze Euer galantes Anerbieten.“ Das bereitwillige Lächeln, das in ihrer Jugend ein Teil von ihr gewesen, doch in letzter Zeit verschwunden war, ließ ihr Gesicht in sanftem Licht erblühen. „Doch wie Ihr seht, ist dies bloß ein einfältiger, alter Mann.“
    „Einfältig also?“ rief Wee Wat aus. Seine blassen Gesichtszüge erhellten sich, als er sich bereitwillig amüsierte. Er hat deutlich die Veränderung zwischen uns erkannt und stimmt unserer Verbindung zu, dachte Lucais, erfreut, die Zustimmung dieses alten pfiffigen Kauzes zu haben, wenn er auch noch nicht die Erlaubnis ihres Vaters zu dieser Verbindung einholen konnte. Und Elspeths?
    Vielleicht. Lucais lächelte schwach. Obgleich er die Wunden von Black Jock aufrichtig bedauerte, so war er doch dankbar für den Fortschritt, den er in seinen Anstrengungen, Elspeth zu ge-winnen, machen konnte. Sie hatte die Nacht in seinen Armen geschlafen und gelächelt, als er sie beim Morgengrauen mit einem Kuss weckte. Ein Kuss und nicht mehr, ungeachtet des Verlangens, das in ihm tobte.
    Die scheu suchenden Blicke, die sie Lucais zuwarf, seit sie die Stallungen verlassen hatten, zeigten, dass sie darüber nachdachte, was zwischen ihnen vorgegangen war. Zumindest scheint sie keine Angst mehr vor mir zu haben, dachte Lucais, als er hinter sie trat und seine Hand leicht, doch besitzergreifend, auf ihre Schulter legte.
    Sie lächelte ihm schwach zu, dann wandte sie sich wieder an Wee Wat. „Ja, du bist einfältig, wenn du nicht tust, was man dir sagt“, warnte sie ihn.
    Wee Wat hob den Kopf und blinzelte Lucais zu. „Du hast es nicht für einfältig gehalten, als du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, was du nicht solltest.“
    „Willst du damit sagen, ich sei dickköpfig?“
    „Ja, das bist du, und du hast das Temperament von Laird Lionel.“
    Lucais fühlte, wie Elspeth zusammenzuckte. Über ihren Kopf hinweg wechselten er und Wee Wat finstere Blicke. Was hatte es mit ihrem Vater auf sich, dass sie jedes Mal, wenn sein Name genannt wurde, zusammenfuhr? Doch noch ehe Lucais seine Sorge ausdrücken konnte, trat sie von ihm weg.
    Er musste warten, bis sie allein waren, um ihr seltsames Verhalten zu ergründen. „Ich habe deinen Dolch gefunden.“ Lucais ging auf die andere Seite des Bettes und gab ihm das Messer, das er am Morgen gereinigt hatte.
    „Ah.“ Wee Wats Lächeln verzog sich zu einer Grimasse, als Elspeth den Verband entfernte.

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