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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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bißchen.
    »O nein! Jetzt muß ich noch mehr von der Katzenpisse bestellen, ich werde … Ah, da kommt dieser Hu … – der Ba … – er kommt gerade!« Zip schaute an ihr vorbei. Sie mußte sich nicht umdrehen, um zur Tür zu blicken. Sie hatten sich so gesetzt, daß sie sehen konnten, wer eintrat, ohne ihr Interesse zu zeigen.
    Die Tür befand sich eine Stufe höher als die Schankstube, und als Vorhang dienten einunddreißig Stränge syresischer Schnur, jeder, wie es der Aberglaube erforderte, einunddreißigmal geknotet. Sie hingen bis knapp über den geölten hölzernen Fußboden. Durch diesen merkwürdigen Behang war soeben die schmale, drahtige Gestalt eines jungen Mannes von Durchschnittsgröße getreten, doch von weit mehr als durchschnittlicher Persönlichkeit. Gesicht, Haltung und Schritt verrieten eine fast herausfordernde Selbstsicherheit. Er war einige Jahre jünger als Zip, und ganz in Schwarz gekleidet, von einer knallroten Schärpe abgesehen. Sein Haar war noch schwärzer als schwarz (wenn so etwas möglich wäre) und kräuselte sich über den fast schwarzen Augen. Er hatte eine Adlernase, breite Schultern und sehr schmale Hüften. Es konnte schon vorkommen, daß jemand, der ihn ansah, es mit der Angst bekam.
    Wie eine Kurtisane mit Schmuck, war er mit Waffen überladen: als Warnung und Herausforderung. Über die Schärpe hatte er sich einen Pferdeledergürtel geschlungen, in ihm steckte an der rechten Hüfte ein Krummesser, und an der linken ein Ilbarsidolch, dessen Klinge gut zwanzig Zoll lang war. Das mit Kupfer verzierte Lederband um seinen rechten Oberarm war mehr als Zier: In ihm steckte eine lange schwarze Klinge, ohne Schaft, ein Wurfmesser. Ein breites Schutzband aus schwarzem Leder am Unterarm enthielt ebenfalls ein Wurfmesser. Mehr als ein Gast in Fuchs’ Kneipe wußte, daß die Verzierung an seinem linken Halbstiefel der Griff einer Klinge war, die ihre Scheide in dem weichen Leder des Schaftes hatte. (Aber sie täuschten sich: Hanse hatte die Klinge in den rechten Stiefel gesteckt, wo nichts von ihr zu sehen war.) Vielleicht trug er noch weitere Klingen an sich, vielleicht auch nicht, darüber gab es die unterschiedlichsten Gerüchte.
    Unter dem wie Rabenflügel leicht abstehenden Haar schaute er sich in der Spelunke um, als gehöre sie ihm und als verabscheue er sie und überlege, ob er morgen früh eine Zoohandlung aus ihr machen solle oder einen Fischladen. (Sie gehörte ihm nicht.) Was ihm gehörte, war der rankanische Reichsadler, den er bloß so zum Spaß vom Dach der Kaserne des 3. Kommandos gestohlen hatte und jetzt als Nachttopf benutzte; und eine kurze Weile hatte ihm auch das Savankh gehört, der rankanische Statthalterstab, den er aus dem Palast entwendet hatte (in den, wie jeder wußte, unbefugter Zutritt unmöglich war). Er hatte ihn jedoch gegen eine Entschädigung seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben, einem netten, wohlmeinenden Blonden von etwa seinem Alter. (4)
    Ein beachtlicher Bursche war dieser (mit voller Berechnung) finster aussehende junge Mann, der einmal zu einem Prinzen aus dem rankanischen Kaiserhaus gesagt hatte, daß Töten die Sache jener sei, die herrschen, nicht die von Dieben – und der dann doch in einer Nacht zwei Männer getötet hatte (seine ersten und letzten), eines Mannes wegen, den er achtete und den zu mögen ihm trotzdem schwerfiel. (5) Weil er in Abwind als Sohn von kaum miteinander bekannten Eltern geboren war, brauchte er unbedingt Stolz und jegliche Art von Respekt; aber er war inzwischen sicher, daß er über Abwind hinausgewachsen war. Nun, das Labyrinth mochte tatsächlich über Abwind stehen – etwa einen Spinnenschritt darüber.
    Vier Personen in Fuchs’ Kneipe winkten ihm zu oder grüßten ihn laut, zwei beim Namen, einer beim Spitznamen. Doch zu den vieren gehörten nicht die beiden, die ihn erwarteten. Mit Augen, die an Granit- oder Basaltsplitter erinnerten, schaute er sich um. Als sein Blick Zips begegnete, tupfte Zip als Zeichen mit einem Finger auf die Nase. Der Neuankömmling nickte, schaute sich weiterhin um, nickte jemandem zu, hob lässig die Hand, um ein Mädchen namens Nimsy (die ihm zuzwinkerte) zu grüßen, bemerkte zwei von Zips Männern, drei Tische von dem verkleideten Zip entfernt, und verzog keine Miene. Dann stieg er die Eingangsstufe hinunter in die Düsternis und Alkoholdünste der Wirtsstube.
    »Ich werde mich mal zu den zweien dort setzen«, sagte er fast von oben herab zu einem, der ihn sowohl

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